/ Schweizer Firma soll gegen Bettwanzen in der Cinémathèque anrücken
Bettwanzen, kaputte Räder, ausländische Wähler und ein verlegter Wochenmarkt standen am Montag auf der Tagesordnung der hauptstädtischen Räte.
LSAP-Rat Tom Krieps ist besorgt. Bereits Anfang des letzten Jahres waren Bettwanzen in der hauptstädtischen Cinémathèque festgestellt worden. Ein Luxemburger Unternehmen wurde beauftragt, um die lästigen Viecher aus der Vorführhalle zu vertreiben. Angeblich aber ohne den erwünschten Erfolg, denn Ende November gingen bei der Gemeinde wieder Beschwerden wegen Ungeziefer in der Cinémathèque ein. Spürhunde bestätigten den Verdacht: Die Bettwanzen waren entweder zurückgekommen oder nicht ganz verschwunden.
Nun soll eine Schweizer Firma den Tierchen den Garaus machen. An diesem Freitag soll die „Behandlung“ abgeschlossen sein. Dann heißt es zwei Wochen warten, ehe man erneut die Spürhunde in den Saal lässt. Diese sollen nämlich auch die Kadaver der Wanzen aufspüren, so Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP). Wird dann Entwarnung gegeben, kann mit dem Wiederaufbau und der Sanierung des Saals begonnen werden. Denn durch das Ungeziefer mussten einige Teile des Raums abgebaut werden. Wurden jedoch nicht alle Biester erwischt, so müsse man sich noch zwei weitere Wochen gedulden, sagt die Bürgermeisterin.
Probleme mit den elektrischen Vel’ohs
Sorgen um eine laue Wahlbeteiligung der ausländischen Mitbürger bei den kommenden Europawahlen im Mai dieses Jahres macht sich indes die Grünen-Rätin Christa Brömmel. Sie fordert u.a. eine Ausweitung der Öffnungszeiten des Bürgerzentrums z.B. an den Samstagen (im „Biergercenter“ kann man sich für die Wahlen einschreiben) und weitere Hilfen für Vereinigungen, die Werbung für die Wahlteilnahme machen. Die für Integration zuständige Schöffin Isabel Wiseler-Lima (CSV) erinnerte daran, dass 56.000 Briefe in vier Sprachen an die ausländischen Bewohner der Hauptstadt gesendet werden mit einer freundlichen, aber bestimmten Aufforderung, am Urnengang teilzunehmen. Auch sind Werbekampagnen auf den öffentlichen Plätzen der Stadt, in den Luxemburger Sprachkursen, auf Facebook und auf Stadtbussen vorgesehen. Des Weiteren werde man Vereine unterstützen, die sich für eine Beteiligung an der Wahl starkmachen. Die Einschreibefrist für die Europawahlen für die ausländischen EU-Bürger endet am 28. Februar.
Sorgen bereitet immer noch das neue Vel’oh-System mit elektrischen Fahrrädern. Mit großem Pomp angekündigt, verzögerte sich das Projekt zunächst. Dann kam es nach seiner Inbetriebnahme am 30. November schnell ins Stottern. Die Räder würden nicht einwandfrei funktionieren, der Elektroantrieb würde so manchen Radler im Stich lassen – natürlich in einer Steigung … Die Gemeinde weist aber jede Schuld von sich. Die Firma JCDecaux sei für den Aufbau und das Betreiben der Stationen verantwortlich. Laut Verkehrsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) sind Kommunikations- und Batterieprobleme an der Misere schuld. Die Stadt, die 90 Prozent der Dienstleistung finanziert, habe nun von JCDecaux verlangt, so schnell wie möglich die Fehler zu identifizieren und zu beheben. Die Umstellung auf die E-Bikes habe Vel’oh aber gutgetan. Man habe einen Zuwachs von satten 800 Abos verzeichnet. Weitere Stationen sind aber im Augenblick nicht geplant. Zuerst wolle man gewährleisten, dass der Fahrradverleih ohne Zwischenfälle vonstatten geht. Das soll spätestens im Frühjahr der Fall sein, so Lydie Polfer.
Wochenmarkt macht Tram Platz
Der Wochenmarkt (mittwochs und samstags) auf der place de Paris steht vor dem Aus. Der Grund: die Tram-Arbeiten. Sie nehmen den ganzen Platz in Anspruch. In einer ersten Phase beschloss die Gemeindeführung daher, den Markt in die rue Zithe zu verlegen. Nur ging diese Maßnahme mit einem Kundenrückgang einher. Nun sollen die wenigen Verkaufsstände in den Markt auf der place Guillaume II („Knuedler“) integriert werden. Der Wochenmarkt ist aber nicht das einzige Sorgenkind der Stadtverwaltung. Auch für die Kirmes und den Weihnachtsmarkt müsse eine Lösung gefunden werden, so Patrick Goldschmidt.
In Sachen Verkehr schließlich wurde u.a. erklärt, dass die Verfügbarkeit von Behinderten-Parkplätzen, insbesondere im Stadtzentrum und in der Nähe der Läden, permanent überwacht werde. In den Wohnvierteln sei man ebenfalls bemüht, Einwohnern mit einem (vom Staat ausgestellten) Behindertenausweis einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung zu verschaffen. Wird der Platz dann z.B. durch einen Umzug nicht mehr gebraucht, werde er wieder allgemein zugängig gemacht.
Mehr Kapital für Carloh
Das im Dezember 2014 gegründete Carsharing- Unternehmen Carloh ist nicht rentabel. Das bestätigte Verkehrsschöffe Patrick Goldschmidt als Reaktion auf eine Motion von „déi gréng“, die gefordert hatten, im Verkehrsausschuss Bilanz des Carsharing-Systems zu ziehen und eine neue Zukunftsstrategie festzulegen. Luxemburg-Stadt hält 97% der Anteile des Unternehmens.
In der Hauptstadt existieren neun Carloh-Stationen, wo jeweils zwei bis drei Fahrzeuge verfügbar sind. Carloh zählt 600 Abos, von denen aber nur etwa 400 regelmäßig genutzt werden, und auch dies vor allem an den Wochenenden.
Die 1,5 Millionen Euro Startkapital waren laut Goldschmidt schnell aufgebraucht. Deshalb soll, über eine Kapitalerhöhung von 2,8 Millionen Euro, jetzt ordentlich nachgelegt werden. Carloh sei eine Dienstleistung im Sinne der nachhaltigen Verkehrspolitik, an der die Gemeinde nach wie vor festhalte, wurde betont.
Parallel wollen die Gemeinde und ihre zwei Partner verstärkt Werbung für die Dienstleistung betreiben, insbesondere bei jungen Menschen, Firmen, Verwaltungen und den Nachbargemeinden. Der Fuhrpark soll innerhalb der nächsten 18 Monate von 17 auf 52 Autos ausgeweitet werden. Carloh soll dann in quasi jedem Stadtviertel verfügbar sein.
Vereidigt
Eingangs der gestrigen Sitzung wurde Linda Gaasch („déi gréng“) als neue Gemeinderätin von Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) vereidigt. Sie ersetzt Sam Tanson, die als Wohnungsbau- und Kulturministerin in die Regierung gewechselt ist.
Die Prioritäten der neuen Rätin, die Umweltwissenschaften studiert hat und als Assistentin für die EU-Abgeordneten Claude Turmes und Tilly Metz gearbeitet hat, sind natürlich der Umwelt- und Klimaschutz, die Erhaltung der Lebensqualität und die soziale Gerechtigkeit. Die 29-jährige Einwohnerin aus Gasperich fordert u.a. mehr Grünflächen und Fahrradwege in der Hauptstadt.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
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- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
Wie wär’s mit einer Treibjagd? Das Ländchen hat wirklich üble Probleme.