Fondation Kräizbierg / Schwer zu ertragende Zustände
Die Personaldelegation der „Fondation Kräizbierg“ übt schwerwiegende Kritik an der Führung der sozialen Institution. Behinderte Mitarbeiter und Betreuer seien verunsichert und unzufrieden. Ein Dossier von rund 400 Seiten wurde im Juni an die 15 Mitglieder des Verwaltungsrates geschickt. Auf eine Antwort wartet die Gewerkschaft bis heute. Dabei besteht dringender Klärungsbedarf.
Die „Fondation Kräizbierg“ mit Sitz in Düdelingen steht in der Kritik. Von schwer zu ertragenden Zuständen ist die Rede am Dienstagabend bei einer Versammlung, zu der die OGBL-Abteilungen „Gesundheit und Sozialwesen“ sowie „Behinderte Arbeiter“ das Personal eingeladen haben (siehe Tageblatt vom 9. September).
Wie ernst die Situation zu sein scheint, verdeutlicht ein Dossier, das von der Personaldelegation über Monate zusammengestellt wurde. Das Dossier liegt dem Tageblatt vor; es umfasst mehrere hundert Seiten, viel Text, wenige Fotos.
„Unterdrückung, Drohung und Manipulation gegenüber Mitarbeitern mit einer Behinderung“ ist ein Kapitel überschrieben. Bemängelt werden vor allem die Arbeitsbedingungen und der Umgangston.
Um die Beanstandungen und Vorwürfe nachvollziehen zu können, muss man sich vor Augen halten, wo man sich eigentlich befindet. Nämlich nicht in der Privatwirtschaft, sondern beim „Kräizbierg“. Bei einer sozialen Institution, die mit ihren Produktionsstätten wohl Geld verdienen soll, vorrangig aber den Auftrag hat, Menschen mit einer Behinderung zu schützen und sie ihren speziellen Bedürfnissen entsprechend zu begleiten, zu beschäftigen und zu fördern. Respektvoll und menschlich. Aus den Brief- und Mailwechseln, die sich im Dossier befinden, kann man allerdings herauslesen, dass das von den Betroffenen so nicht immer empfunden wird. Begriffe wie „Atelier protégé“ oder „Inclusion“ würden im Alltag nicht mehr wirklich gelebt, heißt es. Die Frauen und Männer fühlen sich ausgegrenzt und als Mensch und Mitarbeiter nicht respektiert und wahrgenommen.
Ungesundes Betriebsklima
Ein Zitat aus dem Dossier macht stutzig: „Mir si kéng Demokratie! Mir sin keen Atelier protégé! Mir sin en wirtschaftlechen Betrieb an an deem bestin Hierarchien …“ Diesen Satz soll einer der Direktoren geäußert haben. Auf Nachfrage des Tageblatt hin, deutet der Betreffende an, dass der Satz aus dem Kontext gerissen sei. Mehr wolle er zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen. Kein Dementi.
Aus einer von der Personaldelegation intern durchgeführten Umfrage geht hervor, dass die Einschätzung der Betreuer nicht wesentlich anders ist als die der behinderten Mitarbeiter. Die Rede ist zum Beispiel von einem eher schwierigen Umgang mit der Direktion: „Die Direktion ist nicht gleich zu allen Arbeitnehmern …“ „Diktatur, Angst, Unterdrückung, Drohungen, Mobbing“ sind Begriffe, die unter anderen in den Antworten des Personals auftauchen.
Im Dossier ist auch festgehalten, wie Kündigungsgespräche anscheinend geführt und Verwarnungen formuliert und argumentiert wurden. Sollten sich die Ereignisse wirklich so zugetragen haben, lassen die Schilderungen tief blicken.
Viele der Vorwürfe und Situationen, die im Dossier geäußert werden, sind schwerwiegend, einige sogar erschreckend. Bei allem gebotenen Zweifel dürfte zumindest feststehen, dass rund 400 Seiten mit Mails, Briefen, Abmahnungen, Kündigungsgesprächen, Zeugenaussagen, sonstigen Bemerkungen und Beobachtungen nicht für ein gesundes Betriebsklima sprechen. Zweifellos ist irgendwo der Wurm drin.
Die Mitglieder des Verwaltungsrates sind gut beraten, das Dossier gewissenhaft zu lesen, falls sie das noch nicht getan haben sollten. Immerhin wurde es ihnen bereits im Juni dieses Jahres zugestellt, vor drei Monaten also. Die an die Direktion gerichteten Vorwürfe müssten demnach eigentlich bekannt sein. Reagiert habe aber bislang niemand, sagten am Dienstagabend Joël Delvaux und Pitt Bach vom OGBL.
Dabei hat der Verwaltungsrat ein Initiativrecht und auch die Pflicht, Ungereimtheiten unvoreingenommen nachzugehen. Unseren Informationen zufolge soll es noch im September zu einer Sitzung kommen, unter Umständen schon am Montag nächster Woche. Vonseiten des OGBL und der Personaldelegation bleibt es bei der Forderung nach einer gemeinsamen Unterredung mit dem Verwaltungsrat.
Verwaltungsrat „Kräizbierg“
Noch im September dürfte der Verwaltungsrat der „Fondation Kräizbierg“ zu einer Sitzung zusammenkommen. Die 15 Mitglieder sind: Guy Arendt, Jeannot Berg, Alex Bodry, Claudia Dall’Agnol, Marc Glodt, Henri Grethen, Marc Jaeger, Martine Mergen, Aloyse Paulus, Fernand Pauly, Aline Pütz, Romain Schmit, John Schummer, Marc Spautz, Caroline Weinachter.
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