Wetterkolumne / Schwere Orkantiefs erfassen Großbritannien – so beeinflussen sie Luxemburg
Am Freitag haben es die britischen Inseln mit einem sehr schweren Orkan zu tun, schon ab Sonntag soll das nächste Sturmtief eintreffen. Zum ersten Mal wird ein spezielles Forschungsflugzeug der Hurricane Hunters (NOAA) in Europa eingesetzt.
Mitte der Woche bildete sich mitten über dem Atlantik ein kräftiges Sturmtief und verstärkte sich auf seinem Weg nach Osten rasant. Als Unterstützung dient hier auch der Jetstream, also ein starkes Windband in acht bis zwölf Kilometern Höhe, der als „Autobahn“ für das Tief fungiert, es aber auch zusätzlich verstärkt. Die Wettermodelle sind sich inzwischen einig, dass das Orkantief ab dem späten Donnerstagabend den ersten nennenswerten Einfluss auf den Südwesten Irlands haben wird, bevor das Maximum am frühen Freitagmorgen gegen 7 Uhr an der mittleren und nördlichen Westküste erwartet wird. Eine ganze Reihe an Berechnungen suggerieren seit Tagen für diesen Zeitstempel maximale Windböen von um die 200 km/h, einzelne Berechnungen reichen sogar in Richtung 220 km/h – besonders über dem offenen Meer.
Orkantief Éowyn könnte Rekorde brechen
Der Sturm gilt als sehr gefährlich. Die britischen Wetterdienste Met Office und Meteo Éireann stuften deren Warnungen inzwischen auf die höchste Stufe Rot und betonen ausdrücklich, dass besonders an den Küsten und Gipfeln ernsthafte Lebensgefahr bestehe. Die Briten sind Sturm gewohnt, doch der Orkan Éowyn wird selbst für deren Verhältnisse außergewöhnlich sein.
Zum ersten Mal entsendet die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ein spezielles Forschungsflugzeug der Hurricane Hunters nach Shannon in Irland, von wo aus regelmäßige Missionen zur Messung des Sturms durchgeführt werden. Dies hilft, den Sturm besser zu überwachen und bessere Vorhersagen zu ermöglichen. Diese Missionen werden üblicherweise nur bei tropischen Wirbelstürmen durchgeführt.
Situation bleibt angespannt
Der Atlantik bleibt weiterhin aktiv. In der Nacht zum Samstag bildet sich ein neuer Sturm, der die britischen Inseln ab dem frühen Sonntagmorgen beeinflussen wird. Dieser soll, so sehen es die aktuellen Wetterdaten, weitaus schwächer als Éowyn, aber dennoch markant sein. Erneut betrifft es die Küsten und Gipfel von Irland sowie auch den Westen und Südwesten von England. Auch in Teilen der Bretagne wird dieser Sturm zu spüren sein, wenn auch nicht so heftig. Auch für die nächsten Wochen deuten die Modellrechnungen an, dass sich weitere Stürme bilden können.
Gefahr in Luxemburg?
In verschiedenen Medien in Deutschland wird geschrieben, dass sich diese „Bombenzyklonen“ auch nach Deutschland und somit ebenfalls Luxemburg bewegen würden. Zwei Dinge: Ja, der Begriff „Bombenzyklon“ existiert – darunter versteht man in der Meteorologie einen sich rasant verstärkenden Orkan, dessen Kerndruck innerhalb von 24 Stunden um mindestens 24 hPa abfällt.
Aber nein, die eben beschriebenen Stürme werden Luxemburg nicht direkt beeinflussen, sondern eher indirekt. Der Orkan Éowyn schaufelt hauptsächlich milde Luftmassen aus Südwesteuropa zu uns, während es über Westfrankreich windig bis stürmisch wird – mit gemäßigten und keinen ungewöhnlichen Intensitäten. Am Samstag erwischt uns in Luxemburg ein kleines Windfeld, welches jedoch von einem Randtief ausgehen wird und keinen Zusammenhang zu einem ausgewachsenen Sturmtief haben wird.
Das Orkantief, welches im Laufe des Sonntags relevant wird, könnte am Montag schon eher einen Einfluss in Sachen Wind auf Luxemburg haben – jedoch nur kurzzeitig und deutlich schwächer als in Großbritannien. Man kann also beruhigt sagen, dass, Stand jetzt, keine ernsthafte Gefahr für unser Land besteht.
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