Escher Gemeindewohnungen / Seit vier Monaten frieren die älteren Menschen
Sie sind bescheiden und ziehen Diskretion dem öffentlichen Auftritt vor – doch nach vier Monaten reicht es den Bewohnern der 1967 erbauten Escher Cité Albert Schweitzer so langsam. In den Wohnblöcken 1 bis 5 „Op der Léier“, die Platz für 30 Haushalte bieten und der Gemeinde gehören, fällt seit Mitte November an den Wochenenden die Heizung aus. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Die Bewohner hoffen auf ein baldiges Frühjahr.
André Muller war lange Mitglied des kommunalen Sozialamts – und obwohl er eigentlich nicht mehr dort tätig ist, sprechen Menschen ihn bei Problemen an, und er hilft weiterhin, wenn er kann. Doch bei der aktuellen Situation in den gemeindeeigenen Wohnungen weiß selbst er keinen Rat mehr.
Beim Termin vor Ort legen die meist älteren Bewohner schnell ihre Scheu ab; nur ihre Namen wollen sie dann doch nicht publiziert sehen; ein gewisser Respekt vor der kommunalen Obrigkeit ist wohl generationsbedingt. Doch dann bricht es aus ihnen heraus: Seit Mitte November letzten Jahres fällt die Heizung mit unschöner Regelmäßigkeit an den Wochenenden aus. Anfangs begann der „Wärmestreik“ der neuen Anlage, die vor wenigen Jahren in den Häusern installiert worden war, bereits am Freitagabend. Intensiver Protest half immerhin wohl etwas – so fallen die Heizungen in den Wohnungen nun erst am Samstagnachmittag oder -abend aus; in diesem Winter bislang schon ganze 30 Mal.
Esou bal d’Heizung kréckelt …
Die Strategien der Bewohner, um sich vor der Kälte zu schützen, sind teils kostspielig, teils muten sie lebensgefährlich an. So haben sich einige der Bewohner elektrische Heizstrahler gekauft, deren Einsatz selbstredend die Stromrechnung in astronomische Höhen treibt; bei Beziehern von Sozialwohnungen ein wohl nicht allzu lange wirtschaftlich haltbarer Zustand.
Eine Dame verweist auf den Wintermantel und auf die warme Kleidung, mit der sie sich an Sonntagen vor der Kälte schützt, ein Rentner hat entdeckt, dass ein geöffneter Backofen seine Heizkraft bereitwillig mit ihm teilt und nutzt das Gerät als Ersatzheizung. Dass in einem der Häuser eine demente Dame zittern muss, wirft dabei ebenso wenig gutes Licht auf die Gemeindeführung wie die Tatsache, dass die Schöffen, die inzwischen ausführlich über die Zustände in der Cité informiert sind, außer der Entsendung von Mitarbeitern der technischen Dienste während der Wochentage in die Anlage lediglich Telefonnummern an den Heizungsräumen anbringen ließen, bei deren Anruf sich niemand meldet. Auf einer der Heizkellertüren prangt so seit Wochen die Telefonnummer einer Tochtergesellschaft des französischen Gasmultis GDF-Suez, die allerdings ebenso wenig erreichbar ist wie die technischen Dienste der Gemeinde an den Wochenenden.
Kein technischer Bereitschaftsdienst
Die zweitgrößte Kommune des Landes hat es bisher versäumt, einen technischen Bereitschaftsdienst an Wochenenden einzurichten; eigentlich ein Skandal für sich. Einigen der frierenden Bewohner, denen es gelang, zu den angegebenen Bürozeiten jemanden bei den zuständigen kommunalen Diensten zu erreichen, wurden zudem äußerst unbefriedigende Antworten gegeben. „Hei ass et och kal“, musste sich etwa ein älterer Mann von einem Gemeindebeamten anhören.
Andere haben ihren Humor trotz unhaltbarer Zustände nicht verloren: „Nur gut, dass wir Klimawandel haben: Bei Temperaturen wie früher, bis zu -20 Grad Celsius, wären wir schon erfroren.“ Die aufgebrachten Escher weisen des Weiteren darauf hin, dass die Heizungskosten nicht gerade sozial seien. So verweist ein Mann auf rund 1.200 Euro, die er für drei bis vier Monate Wärme im Jahr berappen muss. Ob es in diesem Jahr trotz der zahlreichen Ausfälle weniger werden wird, bleibt abzuwarten, zumal die Erfassung der Kosten über ein thermisches Uraltsystem (kleine Messeinheiten, die an den Heizkörpern angebracht sind) erfolgt.
Als Glücksfall kann in diesem Zusammenhang schon die Tatsache genannt werden, dass die betroffenen Wohnungen über Durchlauferhitzer für warmes Wasser verfügen. „Aber wer möchte schon duschen, wenn er sich danach in einem kalten Zimmer wiederfindet?“, so ein arthrosegeplagter Bewohner.
Ursache bekannt, Lösung nicht
Die Ursache des Problems liegt offensichtlich in der eigentlich ökologisch sinnvollen Anbindung der Gemeindehäuser an das nahe gelegene Escher Krankenhaus. Das CHEM liefert Fernwärme an die Häuser, ein System, das privat betrieben wird und früher auch funktionierte, nur eben jetzt an den Wochenenden versagt.
Vor dem Einbau des neuen Heizungssystems habe es eine andere Notnummer gegeben; bei dieser habe auch am Wochenende jemand reagiert, erzählt eine Dame. Nachdem sie in ihrer Verzweiflung an einem Wochenende die alte Nummer angerufen hatte, war auch ein Techniker erschienen. Da der Auftrag nicht von der Gemeinde ausgegangen war, sah sich die Frau kurze Zeit später mit einer Rechnung von annähernd 200 Euro konfrontiert. Das durchgeführte und zum Wochenendtarif berechnete Entlüften der Heizkörper scheint dabei eher eine ablenkende Verlegenheitsinitiative des Heiztechnikers gewesen zu sein. Geholfen hatte die Maßnahme rein gar nichts.
Wieso sich die Gemeinde trotz Kenntnis der unmöglichen Zustände nicht bewegt, die Anwohner an den Wochenenden weiter frieren, sie trotz Anfragen nicht einmal von einem verantwortlichen Politiker der Gemeinde kontaktiert und schon gar nicht über die weiteren Perspektiven informiert wurden – dabei kann der Winter noch recht lang werden –, entzieht sich unserer Kenntnis. Einen Anhaltspunkt kann vielleicht die Tatsache liefern, dass es auch uns am Freitagnachmittag nicht gelang, die zuständigen technischen Dienste zu erreichen. Immerhin meldete sich der zuständige Schöffe für die Sozialwohnungen Martin Kox („déi gréng“) kurz vor Redaktionsschluss aus dem Ausland und versprach, sich der Sache anzunehmen. Das Problem sei ihm zwar bekannt gewesen, allerdings nicht dessen Ausmaße, versicherte er uns gegenüber. Dass die Kommune Restrukturierungspläne für die gesamte Wohnanlage hat, helfe den Menschen jetzt wohl nicht, räumte er ein. Eine Lösung soll also kurzfristig her. Noch am Abend sorgte er dafür, dass sich ein Techniker der Vertragsfirma in die Cité bemühte.
Ob die älteren Menschen in der kommunalen Cité Albert Schweitzer auch an diesem Wochenende wieder frieren werden, „esou bal d’Heizung kréckelt“, ist somit noch offen …
Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von Robert Schneider.
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Dat do kann an därf et einfach net gin!!! Et sin eeler Leit dei och nach en Recht hun fir ze liewen!!!! Oder sin dei Generatiounen ausgestuerwen??? Hun ech dat vleit verpasst, sorry! Schliesslech hun sie, falls iergenteen dat soll vergiess hun: Sie – Eis Elteren an Grousselteren gehollef Lëtzebuerg rem opzebauen! RESPEKT wann ech gelift!
Millionen ( 33.5 ) ausgeben für die Sanierung der Hochöfen in Belval, 65.000,00 Euro für einen Heißluftballon und etliche Tausende für dir bunten Legosteine auf dem Gemeindeplatz und der Zone Pietonne aber kein Geld bereit stellen um die Heizung zu warten bzw. zu reparieren, da sieht man das wahre Gesicht unserer Gemeindeverwaltung inkl. dem Schöffenrat, man sollte sich schämen wegen solch einer Bagatelle in die Schlagzeilen der ansässigen Presse zu kommen, der ganze Haufen sollte geschlossen zurück treten und Und vernünftig denkenden Menschen Platz machen, Kulturhauptstadt 2022 mir wird übel wenn ich höre und lese mit welchen Mitteln hier gearbeitet wird.
G. Mischo mittelmäßiger Sportler und ein noch schlechterer Bürgermeister es wird Zeit das sich was ändert und zwar schnell bevor ältere Menschen in ihren Wohnungen erfrieren.
Recht so. Millionen für einen „Kulturfimmel“ und die schönste Geschäftsstraße der Welt ausgeben,aber das Nötigste nicht erledigen um den Menschen,die einst Esch zu dem gemacht haben was es ist,ein geheitztes Zimmer zur Verfügung zu stellen.
Armselig.
Einfach nur ein Skandal! Das ist das Resultat wenn die Kultur wichtiger ist, als die älteren Menschen oder die Menschen überhaupt. Ein kaum zu überbietendes Armutszeugnis.
Die Cité trägt den Namen eines berühmten Philanthropen, doch davon merkt man nicht ganz viel! Deshalb zwei passende Zitate:
Verzicht auf Denken ist geistige Bankrotterklärung.
© Albert Schweitzer
Viel Gutes kann der Mensch vollbringen, ohne sich ein Opfer zumuten zu müssen.
© Albert Schweitzer
Mol direkt de Loyer kierzen wéi d’Gesetz da virgesäit bei Haiser déi vu Slumlords bedriwwe ginn,
Vor vier Wochen , also sofort nach der aller ersten Pannenmeldung wurde anscheinend. von der emsigen Stadtverwaltung ein renommiertes Bureau d’Études aus Zürich mit dem Ausfall der Heizung betraut. Im nächsten Gemeinderat wird bestimmt über die interessante , kostspielige aber radikale lösung abgestimmt werden.
Diese besteht im kompletten« ZUPOLLERN « der Cité Albert Schweitzer , um dem Winter kategorisch jeden Zugang zu verbieten. Methode in der die Stadtverwalter wahre Meister geworden sind und die unter Garantie zum Erfolg von E 2 2.beitragen wird.
Eine Eskimo Delegation hätte anscheinend bereits jetzt die paar noch freien Hotelzimmer , bei den sich bereits jetzt als stolze Kulturhauptstäter fūhlenden Minettsdepp , reserviert
Den alten betroffenen Bewohner der stædtischen Schweitzer Iglus kann es also ruhig warm ums Hertz werden , sollten
sie die lesen , oder ?
Hallo,
SHAME ON YOU ………….
TRAURIG 😔
Die Escher Cité Albert Schweitzer einfach zupollern und so dem Winter jeglichen Zugang für immer verbieten . Schilda und die Pierre Claudestrasse lassen grüssen und danken !
In Esch müssen ältere Menschen frieren und der LSAP Banker Mersch fliegt für 10.000 Euro + Spesen samt Gemahlin , zur Erholung, auf Kosten der Geldanleger mal so nach Südafrika.
Traurig,traurig wo bleiben da die Cristlichen Werte für die Sie einstehen Herr Bürgermeister,ich dachte dass nur in der Stadt Luxemburg der Bürger dem Bling bling zum Opfer fallen würde,und daher von dem Schöffen und Bürgermeister Rat als nicht zu Beachten gelte. Da kommt es auch in Esch an der Alzette vor,der Gemeindeeinwohner zählt überhaupt nichts mehr und zwar Landesweit.Bling bling,Bau bau,und Brumm brumm,sowie abholzen ganzer Naturstriche sind nun Sinn und Zweck unserer Staats und Gemeinde Eliten,wie gesagt Traurig traurig traurig.Hoffe nur der mündige Bürger erinnert sich an all Dies bei den nächsten Wahlen.
An elo soll sech nach een ënnerstoen ze behaapten zu Esch wär e Paaf Buergermeeschter !
Es werden ja auch Büros damit geheizt.
Da hat wohl ein Beamter aus Ersparnisgründen die Heizung am Wochenende klein gestellt.
Anders ist der wochenendliche ‘Ausfall’ schwerlich mit der Statistik zu vereinbaren.
Ich hoffe doch stark, dass die investigativen Journalisten die genaue Ursache nicht unterschlagen werden.
et mengt ee grad,eis Politiker wöllen dei eeler Generatioun lassgin.Einfach traureg esou eppes.Sch…sspolitiker!!!!!!!!!!!