Editorial / Selbst vor dem Virus sind nicht alle gleich
Zu Beginn schien das Risiko, am Coronavirus zu erkranken, für alle gleich hoch zu sein – egal, ob für Manager oder Kassierer. Nach und nach zeichnete sich ab, dass verschiedene Berufsgruppen einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Dazu zählen vor allem jene, die nicht im Home-Office arbeiten können, wie etwa Pflegepersonal, Reinigungskräfte und Beschäftigte im Einzelhandel. Gleichzeitig verfügen Beschäftigte in diesen Bereichen oft über ein geringeres Einkommen als die Angestellten, die von zu Hause aus arbeiten können.
Die von der Regierung veröffentlichte Corona-Karte hat gezeigt, dass an Orten, wo die Bevölkerungsdichte höher ist, auch mehr Menschen mit dem Virus infiziert sind. Diese Beobachtung lässt sich weiter herunterbrechen: Dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen, können sie nur sehr schlecht die geforderten Distanzen einhalten: Das ist der Fall, wenn zu viele Personen in kleinen Wohnungen zusammenleben müssen oder unter schlechten Bedingungen arbeiten. Beispiele dafür sind Corona-Hotspots aus Deutschland wie die Tönnies-Fleischfabrik in Gütersloh. Und wer in Luxemburg in Wohngemeinschaften oder in „chambres meublées“ auf zu engem Raum zusammenleben muss, hat gar keine andere Wahl, als seinem Gegenüber zu nah auf die Pelle zu rücken.
Im Tageblatt-Interview sagten Sozialarbeiter aus Düdelingen, dass manche Menschen, die finanziell nicht so gut dastehen, extrem vorsichtig seien: aus Angst, die Krankheit und deren mögliche Folgen nicht stemmen zu können. Durch die drohende Wirtschaftskrise könnte sich die Lage bei denjenigen, die jetzt bereits nicht viel haben, noch verschlimmern. Geringverdiener oder auch Alleinerziehende, bei denen die Rechnung jeden Monat gerade so aufgeht, drohen noch weiter in die Armut abzurutschen.
Andere Benachteiligungen bringt das Virus für Kinder aus nicht-luxemburgischsprachigen Haushalten mit sich. Zu der Zeit, als die Schulen während des Lockdowns über Homeschooling funktionierten, haben jene Schüler in ihrem Zuhause nur ihre Muttersprache gesprochen. Als Konsequenz haben sie ihre „Lëtzebuergesch“-Kenntnisse teilweise eingebüßt. Diese müssen sie nun erst wieder verbessern, was es diesen Kindern erschwert, in der Schule zu folgen. Auch bei den anderen Sprachen wie Französisch oder Deutsch kann ähnliches der Fall sein. Ein weiterer Punkt ist, ob die Eltern die Zeit aufbringen konnten, um mit den Kindern zu Hause zu lernen, da gerade die bereits erwähnten Berufe in dieser Zeit in ihrem Job besonders gefordert waren.
Die Corona-Krise hat in den vergangenen Monaten Ungleichheiten in der Gesellschaft offengelegt, die schon lange vorher bestanden. Die Folgen des Virus werden vielleicht nicht nur psychischer oder gesundheitlicher Art sein: Sie könnten die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinanderklaffen lassen. Bleibt die Frage, ob die Gesellschaft dies nun als willkommenen Anstoß nimmt, etwas daran zu ändern.
Sie haben völlig recht, Frau Ludwig. Und damit diejenigen mit kleinerem Einkommen auf ihr Auto verzichten, macht man den Gemeinschaftstransport gratis und werkelt an einer CO2 Steuer, damit sich noch mehr Leute in überfüllten Bussen und Zügen zusammenpferchen und einander anstecken. Das sind übrigens die gleichen, die ihren Kindern nicht bei den Schulaufgaben helfen können. Nehmen Sie ihre Schere und raten Sie dem Tageblatt, die Grünen abzuschneiden, bevor die alle in Gartenvillen in der Grünzone wohnen, einen getesteten Privatlehrer einstellen, und auf das Coronavirus pfeifen.
Dass Leute mit dem nötigem Kleingeld in ALLEN Lebenslagen besser gestellt sind, dafür hätte es (weiss Gott) als beweis kein Virus gebraucht. „bleibt die frage, ob..“ und, was wollen wir denn ändern?
Die meisten Reinigungskräfte arbeiten wenn alle Infizierten nach Hause gegangen sind.
Leider nicht vom Home-Office aus.
Es erwischt leider immer die „Kleinen“ am schlimmsten. Das ist leider Tatsache seit die Menschheit besteht.
Was wir in nächster Zukunft beachten sollten, Pflegekräfte waren schon immer unterbezahlt für ihren Einsatz.
Die netten Leute im Supermarkt, Regal oder Kasse werden von vielen Kunden nicht als Mitmenschen wahrgenommen. Die Menschen waren und sind jeden Tag für uns im Einsatz.
Unsere „Putzhilfen“ werden von etlichen Unmenschen „schwarz bezahlt“, ist eine Schande sowas.
Bleiben sie bitte alle gesund❣❣❣