125 Jahre „Lëtzebuerger Landesuebstbauveräin“ / Selbstversorgungsrate von 25 Prozent angestrebt
Gerade mal zwei Prozent des hierzulande konsumierten Obsts wird auch bei uns produziert. Mittelfristig streben die nationalen Obstbauern eine Selbstversorgungsrate von 25 Prozent an, schreibt der „Lëtzebuerger Landesuebstbauveräin“ in einer Mitteilung. Am Freitag feierte der 1894 gegründete Verein 125-jähriges Bestehen.
Obst und Gemüse aus regionalem Anbau zu essen, ist nicht nur wegen der kurzen Transportwege umweltfreundlicher, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft. Klingt als Idee einleuchtend, doch scheint sie sich nur langsam durchzusetzen. Vor zwanzig Jahren noch sei das Angebot an regionalem Obst und Gemüse quasi inexistent gewesen, schreibt der „Lëtzebuerger Landesuebstbauveräin“ (LLUV) in einer Mitteilung anlässlich seines 125. Geburtstages, den er am Freitagabend feierte (coronabedingt drei Jahre später). Dank vor allem eines Abnehmers (einer großen nationalen Supermarktkette) seien Angebot und Nachfrage zwar gestiegen, trotzdem liege der Selbstversorgungsgrad bei Gemüse bei gerade mal zwei Prozent.
Laut LLUV könnten es bis zum Jahre 2035 aber 25 Prozent werden. Das sei durchaus realistisch, sagt der Präsident des Vereins, Jean-Claude Muller, auf Nachfrage hin. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen oder werden dementsprechend angepasst.
„An der nötigen Fläche mangelt es nicht“, sagt Muller „Es ist zum größten Teil auch eine Sache des politischen Willens. Denn Obst- wie auch Gemüsebauern brauchen eine langfristige Planung. Wenn Sie heute einen Obstbaum pflanzen, dann werden Sie erst in ein paar Jahren die ersten Früchte ernten können. Wenn jemand also in den Obst- oder Gemüseanbau investieren will, dann will er vor allem auch Planungssicherheit.“
Ein Dutzend Obstbauern sind in dem 1894 gegründeten Verein heute organisiert. 2021 (das letzte statistisch erfasste Produktionsjahr) produzierten sie auf rund 175 Hektar Anbaufläche 1.251 Tonnen Obst. Der größte Teil davon waren Äpfel (1.100 Tonnen); Birnen gab es laut Statec lediglich 90 Tonnen. Dabei hat sich die Anbaufläche laut Landwirtschaftsministerium seit den 1990er Jahren stark vergrößert: die Fläche der Obstgarten z.B. zwischen 1990 und 2020 von 53 auf 175 Hektar mehr als verdreifacht.
Bezüglich der Zukunft des Obst- und Gemüseanbaus in Luxemburg meinte Landwirtschaftsminister Claude Haagen vor einem Jahr in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Martine Hansen (CSV), dass „der Gartenbau in Luxemburg ein Bereich mit vielen Herausforderungen bleibt (…), in dem noch viel Entwicklungspotenzial steckt.“ Dass es Potenzial gibt, ist eine Sache, wie es genutzt wird, eine andere. Der LLUV hat einen Zehn-Punkte-Plan zusammengestellt, wie das hochgesteckte Ziel erreicht werden kann.
Planungssicherheit ist eine Sache. Daneben bräuchte es auch mehr Fläche: So müssten 1.400 Hektar für den Obstbau zur Verfügung gestellt werden, wobei allerdings beachtet werden muss, dass sich nicht jede Region für den Obstanbau eignet. Das Ösling ist es nicht, besser ist es entlang der Flüsse Sauer, Mosel und Alzette.
Eine gute Wasserversorgung ist für jeden wichtig, ganz besonders darauf angewiesen ist die Landwirtschaft. Vor allem die immer trockener werdenden Sommer bereiten den Obst- und Gemüsebauern Sorgen. Alleine die Nutzung von Regenwasser und die Aufbereitung von Abwässern reiche nicht aus. Es müsse unbedingt ein Wasserplan von nationaler Reichweite erstellt werden, fordert der LLUV.
Da der Obst- und Gemüseanbau nicht vollständig mechanisiert werden kann, sind die Betriebe auf Arbeitskräfte angewiesen. Doch es sei eine Arbeit, für die es sehr schwierig sei, einheimische Erntehälfer zu bekommen. Saisonarbeiter kamen früher vorwiegend aus Rumänien und Polen, doch seit dem EU-Beitritt dieser Länder hat sich die Lage auf den dortigen Arbeitsmärkten verbessert. „In Zukunft wird man nicht drum herumkommen, Saisonarbeiter außerhalb der EU zu suchen.“ Der LLUV plädiert deshalb für vereinfachte Einreiseprozeduren für Menschen aus Ländern wie Moldawien oder Weißrussland.
Eine ganzjährige Produktion würde ebenfalls helfen, die Erträge zu steigern, z.B. durch den vermehrten Anbau in Gewächshäusern. Um das Ziel zu erreichen, müssten eventuell etliche Betriebe von Viehhaltung auf Obst- oder Gemüseanbau umsteigen. Dies erfordere aber mehr Beratung und Weiterbildungsmaßnahmen für die Betroffenen.
Der Obst- wie auch der Gemüseanbau seien auf jeden Fall langfristige Angelegenheiten. „Es ist möglich, das Ziel zu erreichen“, sagt Jean-Claude Muller, „man muss nur wollen.“
- Das Country-Radio aus Gilsdorf - 30. Dezember 2024.
- Tania Schott aus Bissen ist eine international renommierte Teddybär-Künstlerin - 29. Dezember 2024.
- „Péiteng on Air“ sendet aus einer ehemaligen Kirche - 29. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos