Gemeindepolitik / Semiray Ahmedova (déi gréng) ist das neue Gesicht im Düdelinger Gemeinderat
Am heutigen Freitag tritt Semiray Ahmedova („déi gréng“) im Gemeinderat die Nachfolge von Romaine Goergen an. In einem Gespräch erzählt sie, wie sie sich in Düdelingen für bezahlbaren Wohnraum einsetzen möchte.
„Ich war vorher bereits als Bürgerin für Düdelingen engagiert“, sagt Semiray Ahmedova im Gespräch per Videoschalte. Sie saß parteineutral in der Umweltkommission und als Architektin in der Arbeitsgruppe zum neuen PAG (allgemeiner Bebauungsplan). Dazu war sie für die Stadt Energieberaterin für nachhaltiges Bauen und Sanieren.
Vor ihrem Eintritt in die Chamber im Jahr 2019 war die 39-Jährige im Bereich der Landesplanung im aktuellen Ministerium für Raumentwicklung und Energie (vorher Ministerium für Nachhaltige Entwicklung) tätig. Dort arbeitete sie an einigen nationalen Projekten mit. So findet sie dann auch, dass sie eher ihre Berufs- und Lebenserfahrungen mit in den Gemeinderat einbringen wird als die neuerworbenen Kenntnisse aus der Chamber. Auch wenn sie dort gelernt hat, wie die administrativen Abläufe sind. Im Düdelinger Gemeinderat wird sie in Zukunft zusammen mit Monique Heinen „déi gréng“ vertreten.
Das Thema „Logement“ hat sie sich auf nationaler und lokaler Ebene als Schwerpunkt gesetzt. Bezahlbares Wohnen müsse großgeschrieben werden. „Jeder muss sich hier etwas leisten können. Es kann nicht sein, dass jemand wegziehen muss, nur weil er nichts Passendes und Bezahlbares findet“, so die 39-Jährige, die sich selbst als „Diddelenger Meedchen“ bezeichnet. Auf Gemeindeniveau möchte sie sich unter anderem für die Mobilisierung von leerstehenden Wohnungen und Baugrundstücken starkmachen.
In Düdelingen gebe es Baugrundstücke, auf denen seit 30 Jahren nichts passiert sei. Dagegen möchte sie mit einer Idee vorgehen, die sie seit vier Jahren mit sich herumträgt: Die Eigentümer könnten einen Vertrag von kurzer Dauer über fünf oder zehn Jahre unterschreiben, mit der Garantie, das Baugelände später wieder genauso zurückzubekommen. Als Gegenleistung würden sie pro Monat einen kleinen Geldbetrag erhalten.
Im Team arbeiten
„Diese Grundstücke könnten durch modulare Wohnungen schnell nutzbar gemacht werden“, erklärt Ahmedova. Es gebe Firmen, die im sozialen Bereich tätig seien und innerhalb von wenigen Monaten ein Haus oder Wohngebäude dorthin bauen könnten. In einer Unterredung mit der Vereinigung Mieterschutz Luxemburg wurde ihr Vorhaben bestätigt. „Sie haben mir gesagt, dass sie jetzt Wohnungen brauchen und für eine Dauer von drei, vier Jahren.“ In dieser Zeit könnten dann Menschen dort aufgenommen und begleitet werden.
Ein weiterer Punkt, der ihr am Herzen liegt, ist das Etablieren von neuen Wohnformen wie Wohngemeinschaften und intergenerationelles Wohnen. Dazu möchte sie verstärkt für die bereits existierende Düdelinger Mietkommission werben und daraus eine proaktive Anlaufstelle machen, bei der sich Mieter informieren können.
Während des Lockdowns sei ersichtlich geworden, wie wichtig es für eine Stadt sei, genügend öffentliche Plätze zu schaffen anstatt Betonwüsten. Diesbezüglich sei in der „Forge du Sud“ noch Luft nach oben. „Ich sage nicht, dass Düdelingen das gar nicht macht, doch es soll noch mehr in diese Richtung gehen“, sagt Ahemdova.
Die Opposition in Düdelingen bemängelt oft, dass sie nicht genügend Mitspracherecht von der LSAP-Mehrheit bekommt. Ob das wirklich so ist, könne sie erst nach ein paar Monaten beantworten. Sie werde jedoch so gut es geht versuchen, die Rolle der Opposition zu vertreten und alles etwas kritischer zu betrachten. Doch für sie bleibt das Wichtigste, als Team zu agieren und zusammen das Wohlbefinden der Düdelinger und Düdelingerinnen nach vorne zu bringen. „Als Präsidentin des Chamber-Ausschusses für Wohnungswesen sage ich immer, dass es egal ist ob Opposition oder Koalition. Wir sind dafür da, den Bürgern eine Möglichkeit zum Wohnen zu geben.“
Zur Person
Die 39-jährige Semiray Ahmedova wurde in Sofia (Bulgarien) geboren. Mit zehn Jahren kam sie nach Luxemburg und fand in Düdelingen ihre neue Heimat. Ihr Abitur absolvierte sie am dortigen „Lycée Nic Biver“. Darauf folgte ein abgeschlossenes Architekturstudium in Brüssel mit zusätzlichem Master in Raumplanung. Das erste Mal zur Wahl stellte sie sich 2017 bei den Kommunalwahlen und belegte den vierten Platz bei den Grünen. Bei den Parlamentswahlen erreichte sie mit 10.581 Stimmen den neunten Platz auf der Süden-Liste. Die junge Politikerin trat in der Chamber die Nachfolge von Roberto Traversini an und jetzt im Gemeinderat die von Romaine Goergen. Neben dem „Logement“ möchte sie sich für die Themen Integration, Chancengleichheit, Kultur, Umwelt und Jugend einsetzen.
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