/ Senioren-WG in Lorentzweiler: Gemeinsam alt werden
Innerhalb kurzer Zeit von der Idee zum konkreten Projekt: Das ist die Geschichte des Start-Ups Nouma und seiner Gründerin Emma Zimer. Für Menschen, die das Altersheim als Endstation ihres Lebens ablehnen, ist die 37-Jährige eine Anlaufstelle. Sie begleitet Senioren dabei, Gleichgesinnte zum zusammenleben zu finden. In Lorentzweiler entsteht das erste von ihr initiierte „Cohabitat-Projekt“ – und die erste Senioren-WG in Luxemburg überhaupt.
Draußen vor dem von Efeu umrankten Haus in Lorentzweiler wirbt ein Plakat für das Projekt. Der Aufgang in den ersten Stock ist mit einem Teppich verhangen, Zutritt verboten. Von dort kommen Geräusche, Handwerker arbeiten. Die „Villa Lorenz“ ist ein altes Haus und soll später das „CO“ beim „Habitat“ mit Leben füllen. Die Küche mit den schwarz-weißen Bodenkacheln zeugt jetzt schon davon, dass sie genutzt wird. Gläser und Getränke stehen ordentlich aufgereiht in den Regalen.
Die letzte „Porte Ouverte“ liegt noch nicht lange zurück. Vier von zwölf Wohnungen sind bereits vergeben. Das Interesse ist groß, bis zur Entscheidung ist es jedoch oft ein langer Weg. Auf diesem Weg begleitet Emma Zimer die Senioren. Von der Ausbildung her hat sie ursprünglich eine andere Richtung eingeschlagen, sich dann aber schnell anders orientiert. Sie absolvierte in Brüssel ein Studium im Bereich Wirtschaftswissenschaften, stieg dann aber bei einer NGO im sozialen Bereich ein. Das Soziale vertiefte sie als Projektentwicklerin im Bildungsbereich bei einem Wirtschaftsverband.
Sie stieg aus, um die Ausbildung „Eng Hand fir déi Krank“ zu machen und betreute zwei Jahre lang ältere, allein stehende Menschen. Das gab den Ausschlag, sich im Seniorenbereich selbstständig zu machen. „Diese Menschen haben ein Leben mit Beruf und Familie hinter sich – und irgendwann sitzen sie zu Hause und als einzige Abwechslung kommt morgens und abends der Pflegedienst“, sagt sie. Im Herbst 2016 gründete sie das Start-Up „Nouma“. „Ich wollte Menschen auf dem Weg zu Wohngemeinschaften im Alter begleiten“, sagt sie und denkt dabei an eine andere Lebensqualität. Regeln des Zusammenlebens, Umgang mit Konflikt- und Nachfolgeregelungen sind nur einige der Bereiche, die sie partizipativ mit den Interessenten erarbeitet. „Ein Wohnprojekt braucht Regeln“, sagt Zimer. „Sie sind vielleicht später hinfällig, aber es ist gut, wenn sie am Anfang da sind“.
Vieles stimmt, so wie es ist
Nicole Muller* ist eine der vier Seniorinnen, die in Lorentzweiler einziehen wollen. Auf ein Foto möchte die Luxemburgerin nicht. Zu frisch ist ihre Entscheidung und das Land ist zu klein, als dass es sich nicht schnell herumspricht. Schon lange macht sich die Endsechzigerin Gedanken über ihr Dasein im Alter. „Es bringt uns niemand bei, wie es ist, alt zu werden“, sagt sie. „Und ich habe mir sehr früh die Frage gestellt: Wie willst Du leben zwischen 70 und 90?“
Wie bei vielen anderen sind ihre Eltern und Schwiegereltern die einzigen Vorbilder, auf die sie zurückgreifen kann. Dort sieht sie die starke Verwurzelung mit dem Ort, an dem sie leben, spürt die Angst vor einem Umzug. Jahrzehntelange Gewohnheiten kommen dazu. Es gibt aber auch anderes. „In meiner Familie wurde schon immer über ein der Lebensphase entsprechendes Wohnen nachgedacht“, sagt sie.
Obwohl Umziehen für sie auf der Stressskala ganz weit oben steht, weiß sie, was auf sie zukommt. Sie selbst ist in ihrem Leben sehr oft umgezogen, hat im Ausland und in verschiedenen Städten gelebt. Und doch: „Wenn man alleinstehend ist, ändert das alles“, sagt sie.
13.438 Frauen zwischen 64 und 69 Jahren leben derzeit in Luxemburg (Stand: 1. Januar 2019). In der Alterskategorie von 70 bis 74 Jahren sind es 10.801. Das geht aus den Erhebungen des Statistikamtes Statec hervor. Wie viele davon alleine leben oder nicht, lässt sich mangels weiterer Daten nicht sagen. Fest steht aber, dass die Frauen bisher offener mit dem Thema Senioren-WG umgehen als Männer.
„Woran das liegt, wissen wir nicht“, sagt Numa-Gründerin Zimer. „Aber wir überlegen, uns in Zukunft gezielter an Männer und Paare zu wenden.“ Für WG-Interessentin Muller ist es nicht der erste Plan, sich Gleichgesinnte für ein gemeinsames Altern zu suchen. Erste Versuche mit Freunden für ein Zusammenleben im Ausland scheiterten an der Dynamik. „Das war mir nicht präzise genug“, sagt sie.
In Lorentzweiler stimmt hingegen vieles für sie. Es gibt konkrete Pläne der Architekten, die in der Villa einsehbar sind. Gegenüber liegt der Bahnhof, Muller ist schnell in der Stadt. Der Garten hinter der Villa ist groß und grün. Es gibt einen Rückzug in die eigene und dazu noch neue Wohnung und die Möglichkeit, in Gesellschaft zu sein. „Ich kann mich sehr gut alleine beschäftigen“, sagt sie. „Aber der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht Austausch.“ Ihre drei anderen Mitstreiterinnen hat sie bereits kennengelernt und man ist sich sympathisch. Allen ist gemein, dass sie selbstbestimmt ihr Leben leben wollen. Und wie Muller wollen sie im Alter nicht alleine sein. „Cohabitat“ bietet eine konstruktive Antwort darauf.
*Name von der Redaktion geändert
Das „Cohabitat“-Projekt
Der Holzneubau, der hinter der Villa Lorenz entsteht, wird nachhaltig gebaut. Dafür wird der bestehende Anbau abgerissen. Die Apartments sind zwischen 59 und 95 Quadratmeter groß. Der Quadratmeter kostet zwischen 7.000 und 8.000 Euro. Elf Apartments werden in dem Neubau zur Verfügung stehen, ein weiteres entsteht im ersten Stock der Villa selbst. Die Räume im Erdgeschoss werden gemeinschaftlich genutzt. Mitte 2018 hat Emma Zimer das Haus gefunden, Anfang 2019 begann die Planung für Renovierung und Neubau, 2022 soll der Neubau aus Holz bezugsfertig sein.
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Eine Senioren-WG für Begüterte. Lorentzweiler hat sich von einer beschaulichen Landgemeinde, in den letzten Jahren, in ein teures Pflaster verwandelt. Wohnungen und Residenzen vom Allerfeinsten, “ haut de gamme „. Das CIPA Altenheim in Bofferdingen müsste dringend den heutigen Erfordernissen angepasst werden. Der Park befindet sich in einem ungepflegten Zustand und lädt die alten Menschen nicht eben zu einem Spaziergang ein. Hier besteht noch eine Menge Nachholbedarf. Zu Zeiten der Amibo unter Präsident Jos. Wohlfart sah das ganz anders aus. Aber diese Zeiten sind längst vorbei und der jetzige “ Verwaltungsrat “ scheint seiner Aufgabe nicht gewachste. Da sieht es dann in Heisdorf, im Tricentenaire, wesentlich besser und einladender aus. Aber wie gesagt, wer Lorentzweiler sagt, sagt “ haut de gamme „. Die soziale Komponente bleibt auf der Strecke, trotz einer
getarnten LSAP Führung.
Begüterte teilen sich keine Wohnungen mit anderen.
Dafür gibt’s ja Personal.
Wenn’s hoch kommt, kauft man eben einen Duplex gegenüber vom Krankenhaus.
Hängt davon ab, was man unter begütert versteht. Mit Sicherheit wird die Altenpflege in absehbarer Zukunft zu einem Riesenproblem. Schon jetzt übersteigt die Nachfrage die Kapazität an erschwinglichen Zimmern in den Altenheimen, so dass viele einheimische Senioren ins nahe Ausland auwandern müssen. Das Pflegepersonal ist unterbesetzt, was dazu führt, dass in vielen Fallen auf entsprechendes Personal aus Osteuropa zurückgegriffen wird. Die Lage ist alles anders als rosig.
natürlich soll es gewachsen und nicht gewachste heissen.