Düdelingen / Shopping-Mall unter freiem Himmel: Wie eine Stadt ihre Geschäftswelt am Leben hält
Unser Treffen musste um mehrere Stunden vorgezogen werden. An diesem Morgen hatte Covid-19 den Zeitplan eines unserer Gesprächspartner durcheinandergewirbelt. So wie die Pandemie seit zwei Jahren auch die Düdelinger Geschäftswelt durchgerüttelt hat. Die beiden ersten Monate dieses Jahres werden umsatzmäßig wohl die schlechtesten gewesen sein, derer sich auch erfahrene Geschäftsleute in den letzten zehn Jahren entsinnen können.
Viele Menschen waren in Quarantäne. Andere trauten sich nicht, vor die Tür zu gehen. Wieder andere mieden die Geschäfte, weil sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen mussten, mutmaßt Alain Clément, Präsident des Geschäfts- und Handwerkerverbands Düdelingen (FCAD), wenn er über die Ursachen der wirtschaftlich durchwachsenen Monate sinniert. Die Krise habe die Geschäftswelt doch stark beeinflusst.
Und wie wirkt der Geschäftsverband dem entgegen? „Als Geschäftsverband ist man finanziell nicht sehr stark, weil wir unsere Mitglieder nicht übermäßig belasten wollen, insbesondere in Covid-Zeiten“, so Clément. „Da können wir uns zufrieden schätzen, dass wir die Gemeinde als Partner auf unserer Seite haben. Sie hat sich in den letzten Jahren extrem stark eingebracht und uns unterstützt“, sagt er und blickt auf Bürgermeister Dan Biancalana, der mit am Tisch sitzt.
Biancalana greift den zugespielten Ball auf. Für Düdelingen als viertgrößte Gemeinde des Landes sei die Geschäftswelt das Rückgrat der Stadt. Die Strategie bestehe zuerst darin, ihre Attraktivität im Allgemeinen zu steigern. Einerseits urbanistisch, wie der öffentliche Raum etwa genutzt wird. Dazu zählt Biancalana die Modernisierung des Stadtzentrums und insbesondere das Projekt des shared-space, das den Stadtkern attraktiver und konvivialer gestaltet. Die dritte Phase wird derzeit realisiert. Einen weiteren Bestandteil dieser geschäftsfördernden Strategie symbolisiert der Citymanager, der u.a. die Rolle eines ehrlichen Maklers zwischen den Vermietern von Geschäftsflächen und potenziellen Geschäftsleuten übernimmt.
Nischenpolitik
Das allein reicht jedoch nicht, um das Geschäftsleben in einer Stadt zu dynamisieren. Man bemühe sich, eine Nischenpolitik zu betreiben, sagt Biancalana weiter. Einerseits wolle man die Grundversorgung abdecken und ausbauen, andererseits Nischenprodukte anbieten, wohl wissend, dass nur wenige Kilometer weiter die Mastodonten des Handels angesiedelt sind. Mit denen könne man nicht in Konkurrenz treten. Nischenpolitik in Düdelingen bedeutet, auf Nachhaltigkeit zu setzen und ein entsprechendes Produktangebot zu ermöglichen. Dabei unterstütze man insbesondere junge Menschen, die sich in der Stadt niederlassen wollen. Damit wolle man sich von anderen unterscheiden.
Doch die Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt und die hohen Mieten machen auch Geschäftsleuten, insbesondere Berufseinsteigern, zu schaffen. Da springt Citymanager Claude Leners ein. Natürlich strebe man für die Stadt ein differenziertes Angebot an. Doch das Gespräch mit den Besitzern von Geschäftsflächen sei nicht immer einfach, insbesondere bezüglich der Höhe der Miete. Nicht immer gelinge es, einen Vermieter von der Zweckmäßigkeit eines niedrigeren Mietzinses zu überzeugen, um einem jungen Geschäftsmann oder einer jungen Geschäftsfrau bessere Startbedingungen zu geben. „Wir suchen aktiv den Dialog mit den Besitzern der Geschäftslokale“, sagt Citymanger Leners, der auch den Kontakt zu potenziellen Mieter herstellt.
Diese Vermittlerrolle ist die eine Herangehensweise, sagt Biancalana. Die zweite besteht darin, als Gemeinde selbst Geschäftslokale zu mieten und sie dann unter günstigeren Bedingungen weiterzuvermieten. Das sei auch ein Lenkungsinstrument: Welches Geschäft wolle man in der Stadt, welches nicht.
Langwieriger Prozess
FCAD-Präsident Alain Clément betont, dass die Menschen in der Stadt ein anderes Angebot finden müssten als in den Großkaufhäusern. Insbesondere junge Menschen verzichten zunehmend auf einen eigenen PKW, wollen regional kaufen und setzen dabei auf Nachhaltigkeit. Sie möchten das in Düdelingen finden, was sie nirgendwo sonst finden. „Daran arbeiten wir“, so Clément. Das sei ein langwieriger Prozess. Denn man könne ja nicht bei jeder Vermietung eines Geschäftslokals mitreden.
Setzt man in Düdelingen demnach auf eine junge, einkommensstarke Bevölkerung, die stärker für nachhaltigen Konsum sensibilisiert ist? Das sei nicht unbedingt eine Frage des Einkommens, sagt Leners. Es gebe auch Menschen, die trotz bescheidenerem Einkommen bewusst kaufen. Auch diese Zielgruppe wolle man ansprechen. Die Covid-19-Krise hatte auch zur Folge, dass das Bewusstsein für lokales Einkaufen gestärkt wurde, ergänzt Biancalana. Diese Entwicklung wolle man fördern. Daher auch die Kampagne „Diddeleng läit mir um Häerz“.
In diesem Zusammenhang betonen unsere Gesprächspartner die Bedeutung einer engen Kooperation zwischen den Geschäftsleuten. „Uns liegt diese Zusammenarbeit am Herzen“, sagt Leners. Nur so können sie mit einer Stimme reden, zusammen mit der Gemeindeführung und dem Citymanager Ideen entwickeln und diskutieren.
Als Geschäftsmann weiß Alain Clément, dass die Geschäftswelt sich ändern muss. Früher war der Geschäftsmann der alleinige Patron, sagt er. Das Geschäft lief auch ohne Werbung. Die Menschen kamen sowieso zum Einkauf in den Stadtkern. Heute rücken junge Leuten nach, die sich dessen bewusst sind, dass sie es aus eigener Kraft allein nicht unbedingt schaffen. Gleichzeitig sei da noch eine traditionelle Geschäftsstruktur, deren Vertreter lernen müssen, dass es andere helfende Einrichtungen gibt. „In diesem Prozess stecken wir“, sagt er. „Man muss lernen, dass man voneinander abhängig ist, dass man zwar Geschäftseigentümer ist, aber auch bereit sein muss, Wasser in seinen Wein zu schütten, um das Ganze am Leben zu halten“, erklärt er.
Kein Einzelkämpferdenken mehr
Man müsse erkennen, dass es manchmal besser ist, einem die Hand zu reichen, als es alleine zu versuchen. Aber das werde noch eine Weile dauern. Die Gemeinde unternehme da große Anstrengungen in diese Richtung, lobt er. Insbesondere bei jüngeren Geschäftsleuten habe er festgestellt, dass sie den Kunden an ein anderes Geschäft in der Ortschaft verweisen, wenn sie den gewünschten Artikel nicht haben. Da wird der Kunde nicht einfach ins Internet verwiesen. Früher hätte auch er derlei Vorgehen als schmachvolle Niederlage empfunden, sagt er lächelnd. Dabei gehe es doch darum, die Geschäftswelt als Ganzes zu betrachten und am Leben zu halten.
Hauptsache, man behält den Kunden in der Stadt, fügt Leners bei. Mit dem bisherigen Einzelkämpferdenken werde es schwer zu überleben. Diese Einstellung des Zusammenarbeitens trägt ihre Früchte. Nach Erfahrungen in anderen Ortschaften sei die Wahl auf Düdelingen gefallen, weil sie den Zusammenhalt in der Gemeinde spüren, hätten ihm junge Geschäftseinsteiger anvertraut, so Leners. Und diese Menschen bringen wiederum neue, junge Kundschaft mit, die einen Teil ihrer Geschäfte auch online abwickelt.
Apropos Online-Handel. Wie es damit bei der Düdelinger Geschäftswelt steht? Einige Geschäftsleute nutzen diese neue Möglichkeit durchaus erfolgreich, heißt es. Gleichzeitig unterstreicht Clément, dass man sich noch in einem Lernprozess befinde. Auch der Geschäftsverband müsse erkennen, dass der digitale Handel jene Prozentpunkte Umsatz bringen kann, die er beim klassischen Geschäft verliert.
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Wat fir eng Geschäfter?
Et sinn nach 3 Kleederbutteker do, de Rescht ass Immobilienagencen, Caféen, Banken ouni Personal, en Zeitungsbuttek an e puer Optiker an Apdikten.
Wie geet dann an esou eng topeg Shared-Zone wou se mat 60-70km/h duerchbriederen an een ëmmer fäert, et wär en Terrorist.
Dann ass et esouguer zu Esch besser.
Die Überschrift passt nicht zum Foto! Wer soll da Lust zum Flanieren bekommen? Alles grau in grau – eine Handvoll verlorener Personen, sogar die zwei im Vordergrund sind grau gekluftet. Ein späterer Zeitpunkt mit Blättern an den Bäumen wäre dem Artikel gerechter geworden, so ist grün nur auf dem Terrassenboden (Foto 2), schade.
@Leila
„Die Überschrift passt nicht zum Foto! Wer soll da Lust zum Flanieren bekommen?“
Flanieren? So sieht’s immer da aus, die Leute haben Angst, nur parkende und rasende Autos, Sharen sieht anders aus.
Eine Fußgängerzone wäre die Lösung, aber die Ewiggestrigen glauben, wenn die Leute auf der Straße statt im unterirdischen Parking gratis parken, das würde das Ladensterben aufhalten.
Mitnichten.
@Ollie
„Eine Fußgängerzone wäre die Lösung, aber die Ewiggestrigen glauben, wenn die Leute auf der Straße statt im unterirdischen Parking gratis parken, das würde das Ladensterben aufhalten.“
Der Handel ist tot und das was übrig bleibt, braucht eine Fußgängerzone, für Bars, Restaurants, Eisdielen usw. und nicht eine Raserzone.