Sicherheit auf der „Fouer“ / So laufen die Kontrollen der Attraktionen und Buden ab
In den Wochen vor Beginn der traditionellen Schobermesse im Großherzogtum sorgten in Deutschland gleich zwei tragische Zwischenfälle in Freizeitparks auf Achterbahnen für Aufsehen. Um ähnliche oder gar noch schlimmere Unfälle zu vermeiden, ist das Team eines privaten Dienstleistungsunternehmens schon vor Beginn der „Fouer“ im Einsatz, um die Sicherheit an den Attraktionen zu kontrollieren. Und nicht nur die werden überprüft, wie das Gespräch mit Yves Marchal von der für die Inspektionen zuständigen Firma zeigt.
Eine gemütliche Runde mit dem Riesenrad drehen oder sich in einem von zahlreichen Gastronomiezelten bzw. an einem Essensstand einen gebackenen Fisch schmecken lassen: Auf was sich die Menschen bei einem Besuch der Schobermesse in der Luxemburger Hauptstadt am meisten freuen, ist unterschiedlich. Doch ganz unabhängig vom persönlichen Highlight der „Fouer“ – ein Besuch der traditionellen Veranstaltung sollte stets eines sein: sicher. Dafür sorgt eine private, von der „Inspection du travail et des mines“ (ITM) zugelassene Firma mit Sitz in Esch.
„Das ganze Jahr über machen wir Kontrollen derjenigen Dinge, die das Gesetz vorschreibt: von Gebäuden, Kränen oder Liften, aber auch zur allgemeinen Sicherheit beispielsweise im Falle eines Brandes. Wir überprüfen, ob angewandt wird, was gesetzlich festgehalten ist“, erklärt Yves Marchal, „Directeur des opérations“ bei Luxcontrol. Auf das Dienstleistungsunternehmen wird auch bei Weihnachtsmärkten oder Kirmessen zurückgegriffen und seit Jahren tut dies eben auch der Organisator der Schobermesse – die Stadt Luxemburg – um die Sicherheit auf dem beliebten Volksfest zu überprüfen.
„Hier ist die Elektrik ein großes Thema“, berichtet Yves Marchal bei einem Gespräch zur Mittagszeit zwischen brutzelnden Grills und drehenden Fahrgeschäften auf dem Glacis. „So achten wir darauf, dass beispielsweise keiner der Gäste einen Stromschlag verpasst bekommen könnte. In der Gastronomie wird hier viel mit Gas gearbeitet, da muss alles richtig angeschlossen sein. Dann die mobilen Attraktionen – wir sorgen dafür, dass alles sicher genutzt werden kann“, erklärt der Mann für die Sicherheit und betont, dass alles immer in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde, aber auch den Schaustellerinnen und Schaustellern geschieht.
Arbeit in luftiger Höhe
Sobald Letztere mit ihren Attraktionen und Fahrgeschäften auf dem Glacis ankommen, ist auch das Team des Kontrollunternehmens vor Ort. „Wenn die Aufbauarbeiten fortschreiten, beginnt für uns die heiße Phase“, erzählt Yves Marchal. Denn: „Quasi jede Schraube wird überprüft. Wir schauen, ob alles richtig aufgebaut wurde. Meist wurden die Fahrgeschäfte von einem ausländischen TÜV zertifiziert. Da prüfen wir, ob die Bescheinigungen aktuell sind. Wir zertifizieren keine Fahrgeschäfte – unsere Aufgabe ist die Kontrolle.“
Rund zehn Angestellte des Unternehmens sind in dieser Zeit auf dem Glacis unterwegs, um die aufgebauten Attraktionen und Buden genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei geht es für sie hoch hinaus: So erklimmen sie auch schon mal die weißen Streben des Riesenrades oder klettern an einer Achterbahn die Sprossen einer Leiter hoch – um zu prüfen, ob auch in schwindelerregender Höhe alles in Ordnung ist. „Hier ist wirklich alles bis in die letzte Ecke zugänglich“, sagt Yves Marchal. Die Klappen, mit denen Imbissbudenbesitzerinnen und -besitzer nach getaner Arbeit ihre Betriebe verschließen, sind nur ein weiteres Beispiel für all die Dinge, die überprüft werden müssen.
Größere Diskussionen gibt es bei den Kontrollgängen nicht, so Yves Marchal. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, werde gemeinsam nach einer Lösung gesucht. „Auf der Schobermesse stehen immer qualitativ hochwertige Attraktionen. Und die ‚Forains’ wissen um die hohen Standards. Da gibt es immer auch einen Plan B – falls man die Menschen beispielsweise von einem Fahrgeschäft herunterholen müsste.“ Das könnte beispielsweise der Fall sein, nachdem eine Sicherung herausgeflogen ist. So wie es auch zu Hause auch mal vorkommen kann, meint Marchal.
Kein Versteckspiel
Kurz vor Beginn der Großveranstaltung wird bei der Endabnahme alles bis ins kleinste Detail überprüft. „Man muss allerdings immer bedenken, dass das Momentaufnahmen sind. Die Spiele leben ja“, unterstreicht Yves Marchal. In regelmäßigen Abständen sind die Inspektionsteams deshalb auch während der Schobermesse auf dem Glacis zu Besuch und gehen dabei übrigens ganz offen vor. „Da passiert nichts inkognito – wir sind ja kein Geheimdienst. Die ‚Forains’ wissen, dass wir kommen. Das ist für sie nicht Schlimmes“, erklärt Yves Marchal.
Und das spiegelt sich auch in den Aussagen des Präsidenten der „Fédération nationale des commerçants forains“ (FNCF), Charles Hary, wider. „Die Schausteller wollen das ja dann auch reparieren. Niemand will eine Panne riskieren. Wir öffnen nicht, bis alles konform ist. Und wie man sieht, haben alle auf“, sagte er bei der traditionellen Pressekonferenz der FNCF am vergangenen Montag. Wenn es in den letzten Jahren zu Problemen kam, seien diese minimal und schnell zu beheben gewesen, sagt Laurent Schwaller vom „Service espace public, fêtes et marchés“ der Gemeinde Luxemburg. „Andernfalls muss der Betrieb geschlossen bleiben“, so Laurent Schwaller.
Einzelne tragische Vorfälle – wie sie Anfang August in Deutschland mit einer Toten bei einer feststehenden Achterbahn in einem Wild- und Freizeitpark in der Nähe des rheinland-pfälzischen Cochem sowie bei einer Achterbahn in einem Freizeitpark in Bayern mit 31 Verletzten passierten – sorgen angesichts dauerhaft hoher Sicherheitsstandards nicht dafür, dass nun auf der Schobermesse in Luxemburg strenger kontrolliert wird. „Der Ablauf der Überprüfungen ist genau vorgeschrieben und das gewährleistet ein Maximum an Sicherheit – zu jedem Zeitpunkt“, sagt Yves Marchal. Sodass die Gäste ganz unbeschwert ihren Besuch der „Fouer“ genießen können.
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