Achtung Schwertransport / Sie ist wieder da: Mit der Hanomag-Dampflokomotive durch Esch
Die 1911 gebaute Hanomag-Dampflokomotive der Arbed steht wieder an ihrem alten Standort am Escher „Schlassgoart“. Insgesamt drei Stunden dauerte am Samstagmorgen die Transportaktion durch Esch. Ein Ortsbesuch.
Kurz vor 8.00 Uhr rollen die beiden Lastwagen der belgischen Transportfirma Dick vor den Hangars der ehemaligen Firma Parisotto in der rue de Belval an. Hier stehen seit April 2021 neben der Hanomag-Dampflokomotive, um die es am Samstag geht, noch die AEG-Elektrolok (früherer Standort: place de l’Exposition), der Schlackenwagen ADU 20 mit seinem Humpen (rue de Luxembourg, beim Friedhof) und ein Buggi (CIPA „Op der Léier“). Sie harren ihrer Restaurierung.
Die Hanomag erstrahlt bereits im neuen Glanz. Filipe Da Cruz Nascimento, Adelio Gomes Moreira, Willian Lopes Monteiro, Etelvino De Jesus und Mohammad Fawaz haben sie in den vergangenen 16 Monaten auf Vordermann gebracht. Sie arbeiten für die Beschäftigungsinitiative ProActif, die sich um die Instandsetzung der Zeugen der industriellen Vergangenheit des Landes kümmert. Vorarbeiter Filipe Da Cruz Nascimento ist vor Ort und hilft beim Abtransport mit. „Endlich ist sie weg“, antwortet er auf die Frage, ob im Augenblick des Herausziehens der Lok aus dem Hangar nicht auch ein bisschen Wehmut bei ihm aufkommt. Nach so langer Arbeit an einer Lokomotive freuen sich die ProActif-Arbeiter auf die nächste Herausforderung. Und die ist mit der ziemlich verrotteten Elektrolok AEG 620 keine kleine.
„Nur das Wetter …“
Währenddessen bereiten Bob und Wim Dick das Anheben der Lokomotive auf den Lastwagen vor. Vor 20 Jahren beschlossen die Zwillinge, sich auf Schwertransporte, insbesondere den Transport von Zugmaterial, zu spezialisieren. Das Familienunternehmen aus Tubize wurde von ihrem Großvater vor 65 Jahren gegründet und beförderte hauptsächlich landwirtschaftliche Geräte. Bob und Wim transportieren pro Monat im Durchschnitt fünf Lokomotiven oder Eisenbahnwaggons. Aus der Ruhe lassen sich die beiden mit all ihrer Erfahrung nicht bringen. „Alles o.k., keine Probleme“, sagt Wim, „nur das Wetter ist genauso sch… wie das letzte Mal“. Mit dem letzten Mal meint er den Abtransport der Lokomotiven im April 2021. Damals brauchten sie das gesamte Wochenende, um das Material in die Hangars zu bringen, zudem wurde ein Riesenkran eingesetzt. Zweieinhalb Tage schufteten sie im Dauerregen.
Die benötigen die Brüder diesmal nicht. Gehoben wird die Hanomag mit den Kränen der Lastwagen. Jeder Kran schafft 16 Tonnen. Das reicht für die Dampflokomotive. Dass Bob und Wim das nicht zum ersten Mal machen, sieht man. Millimetergenau platzieren sie die Hanomag auf der Ladefläche. Sie wird mit dicken Ketten gesichert und der Konvoi setzt sich um 10.15 Uhr in Bewegung. Polizeibegleitung braucht es im Gegensatz zum April 2021 nicht. Ein Transporter der Gemeinde weist den Weg. Insgesamt sind an diesem Morgen rund ein Dutzend Gemeindeangestellte mobilisiert, um für den reibungslosen Ablauf zu sorgen.
Der Transport führt durch den Tunnel der Liaison Micheville, die Boulevards Charles de Gaulle, Pierre Krier und Grande-Duchesse Charlotte bis in die Luxemburger Straße, deren unterer Abschnitt rund eine Stunde für den Verkehr gesperrt wird. Hier soll die Lok einstweilen wieder auf ihrem alten Standort stehen. Zumindest so lange, bis das neue Stadtviertel „Rout Lëns“ fertig ist. Denn dort soll die Hanomag einmal ihre definitive Bleibe bekommen.
Als die Lastwagen am „Schlassgoart“ ankommen, „kärchern“ zwei Gemeindearbeiter das Fundament der Gleise. Letztere wurden ebenfalls instandgesetzt. Auch das Ausladen ist Millimeterarbeit, doch um Punkt 10.48 Uhr ist es vollbracht, die Hanomag abgesetzt. In Zukunft soll sie noch eine dezente Beleuchtung und eine Art Dach bekommen. Bob und Wim sind zufrieden, sie haben ihren Job zur vollsten Zufriedenheit erledigt. 11.000 Euro bezahlt die Gemeinde für den Transport. 23.500 Euro waren es im April 2021. Dort allerdings war man zweieinhalb Tage im Einsatz und musste mit ein paar Problemen kämpfen. Diesmal nicht, abgesehen natürlich vom abermals miesen Wetter.
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