Einweihung / Sie läutet endlich: Stolzemburgs jüngste Glocke hängt nun im ältesten Bauwerk der Gemeinde
Im Sommer dieses Jahres sollte auf Initiative des lokalen Interessenvereins und nach einer Anleitung aus dem 12. Jahrhundert eine 52 Zentimeter hohe und etwa 60 kg schwere Bienenkorbglocke vor Ort in Stolzemburg hergestellt werden. Über die gesamte Dauer der Arbeiten konnten Besucher die Herstellung in allen Einzelschritten verfolgen, so auch den Guss der Glocke, der aber längst nicht so verlief, wie sich die Fachleute dies vorgestellt hatten.
„Die Glocke wird aus Kupfer und Zinn gefertigt und wird im verwaisten Glockenturm, dem ältesten, im Jahre 1671 errichteten Bauwerk Stolzemburgs aufgehängt“, so Fernand Zanter, Präsident des lokalen Interessenvereins, am 14. August dieses Jahres. An dem Tag sollte der Glockenguss auf einer Wiese am Ufer der Our stattfinden. Verantwortlich für die Herstellung der Bienenkorbglocke war der 48-jährige Dr. Bastian Asmus, ein ausgebildeter Kunstgießer und Gründer des Labors für Archäometallurgie im deutschen Kenzingen.
Das Metallgemisch – 20 Prozent Zinn und 80 Prozent Kupfer – musste in dem aus Lehm und Stroh selbst gefertigten Ofen auf 1.100 Grad erhitzt werden, damit es in die Glockenform einfließen konnte. Der Guss war damals für 19.00 Uhr geplant, doch je später der Abend wurde, desto enttäuschter wirkten Dr. Asmus und seine Mitarbeiter. Die Temperatur im Ofen blieb zu niedrig. Schuld daran war die Holzkohle, die zu fein war und so nur wenig Luftzirkulation im Ofen zuließ. Am späten Abend entschied man sich dazu, den Glockenguss zu vertagen. Dafür blieb nicht viel Zeit, da die Feuchtigkeit der im Boden vergrabenen Gussform Schaden zufügen konnte.
Zwei Tage später folgte dann ein zweiter Versuch. Gegen 15.00 Uhr wurde der Ofen angefeuert, der Glockenguss wurde für 18.30 Uhr eingeplant. Alles verlief nach Plan. Dr. Bastian Asmus war guter Dinge. „Diesmal funktioniert’s.“ Kurz nach 18.00 Uhr hatte das Kupfer-Zinn-Gemisch die nötige Temperatur erreicht. Für das Befüllen der Gussform hatte das Team sieben Minuten Zeit. „Eine Abkühlung von nur wenigen Graden lässt das Metallgemisch wieder erhärten“, so Dr. Asmus. Die Form füllte sich bis zum oberen Rand … doch plötzlich sackte das Metallgemisch ein. Der zweite Versuch war somit ebenfalls missglückt. Ein kleines Loch mit dem Durchmesser eines Bleistifts hatte das Auslaufen des Metallgemischs aus der Gussform in Höhe der Glockenkrone verursacht.
Nachdem die Gussform ausgegraben wurde, stellte man fest, dass der obere Teil der Glocke mit der Krone nicht vorhanden war, doch der eigentliche Glockenkörper entsprach nach ersten Untersuchungen den Erwartungen.
Beim dritten Versuch klappte es
Daraufhin sollte eine ganz neue Glocke im Atelier des deutschen Fachmanns gefertigt werden, doch die Stolzemburger wollten „ihre“ Glocke. So kam es, dass im September allein die Krone im Atelier von Dr. Asmus gegossen und anschließend an den Glockenkörper geschweißt wurde. Die Bienenkorbglocke konnte somit wie geplant geweiht und auf ihren definitiven Platz gehievt werden.
Dies passierte nun am vergangenen Freitag. Nach der Segnung durch Weihbischof Léon Wagener und einer Besichtigung der alten Kirche unter der Leitung von Pfarrer Jeannot Gillen und Félicie Zanter stand ein gregorianisches Gesangskonzert des Trio Mavum (Valérie Stammet, Adèle Sterck-Filion und Margarita Dudcaka) sowie zeitgenössische Musik mit Arthur Stammet und Marcel Sawuri auf dem Programm.
Noch bevor diese Feier mit einem Empfang im lokalen Festsaal ihren Ausklang fand, wurde die neue Glocke an ihrem definitiven Platz im Glockenturm des ältesten Bauwerks des Ortes angebracht.
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