Knabberartikel aus Luxemburg / Sieben Jugendliche und ihr Mini-Unternehmen „Must Snack“
Regionale Produkte einkaufen liegt im Trend, doch dabei denkt man meistens an Fleisch, Obst und Gemüse. Sieben Schüler aus dem Lycée Aline Mayrisch gründeten „Must Snack“, ein Mini-Unternehmen, das Imbisse „made in Luxembourg“ anbietet.
Sie sind jung und äußerst unternehmungslustig. Kennengelernt haben sich die sieben Gründer von „Must Snack“ – Alexia, Anna, Emma, Julia, Lynn, Maurice und Vicky – im Optionsfach „Mini-Entreprise“ ihrer Schule, dem Lycée Aline Mayrisch. In dem Kurs werden ihnen Grundpraktiken der Geschäftswelt nähergebracht. Als Aufgabe muss jede teilnehmende Gruppe ein Projekt verwirklichen, wie z.B. ein Event organisieren – oder eben ein Unternehmen gründen.
„Must Snack“ verkauft Knabberartikel wie Schokolade, Müsliriegel oder Studentenfutter nicht einzeln, sondern in einer Auswahl, die in drei Größen angeboten wird. Ziel dabei ist es aber auch gleichzeitig zu zeigen, welche nationalen Produkte es überhaupt gibt. Die Gruppe arbeitet deswegen ausschließlich mit luxemburgischen Anbietern zusammen, darunter sozial engagierte Vereinigungen wie „Autisme Luxembourg“ und „Groupe Tricentaire“. Verkauft werden die Waren über ihre eigene Website.
Snacks könne man zwar auch im Supermarkt kaufen, aber um eine Auswahl an luxemburgischen Produkten zu finden, müsste man unter Umständen verschiedene Läden aufsuchen, erklärt Maurice Hoffmann, General Manager und Webmaster der Gruppe. „Must Snack“ biete sie eben zusammen in einer Box an. Die Portionen seien zwar für einen Imbiss zwischendurch etwas üppig, „doch die meisten Produkten halten sich ja eine Zeit lang“.
Im Wahlfach „Mini-Entreprise“, einem Programm für 15- bis 19-jährige Schüler, sind während eines Schuljahres die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler für ein Mini-Unternehmen verantwortlich. Alle Entscheidungen für ihr Projekt müssen sie dabei selbst treffen. Die Lehrkraft fungiert dabei eher als Coach, was dazu führt, dass das Projekt der Mini-Unternehmen mit dem traditionellen Unterricht bricht: Der Lehrer hält den Schülerinnen und Schülern keinen Vortrag vom Pult herab, sondern gibt lediglich Ratschläge in Bereichen wie Marketing und Verkaufsstrategien, welche die Jungunternehmer dann in die Praxis umsetzen. Neben einem Lehrer erhält jedes Mini-Unternehmen einen Coach aus der Geschäftswelt, also jemanden, der mit den praktischen Seiten eines Unternehmens vertraut ist und den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Der Coach steht zwar für Fragen bereit, doch die Arbeit nimmt er den Jungunternehmern nicht ab: Produkte auswählen, Kontakte mit den Produzenten knüpfen, eine Marketingstrategie erstellen und den Verkauf organisieren müssen die Schüler selbst.
Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen
Nachdem die sieben sich für ein Projekt entschieden hatten, gab es gleich die erste Hürde zu überwinden: Sie brauchten Startkapital. Und weil das, was im Großen klappt, durchaus auch auf kleiner Ebene funktioniert, verkauften sie kurzerhand Aktien: 75 Stück à 10 Euro.
Autonom sein, Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen, sind die Kernkompetenzen, welche den Jungunternehmern vermittelt werden sollen, heißt es vonseiten der Vereinigung „Jonk Entrepreneuren Luxembourg“, die das Unterfangen „Mini-Entreprise“ organisiert.
Als besondere Herausforderung ihres Projekts nennt Lynn Calmus, verantwortlich für Verwaltungsaufgaben in der Gruppe, den Kontakt mit anderen Leuten suchen und auf sie zugehen, wie z.B. die Produzenten aufsuchen. „Man muss schon anpassungsfähig sein“, sagt sie. Einige der Gruppenmitglieder kannten sich zu Beginn des Projekts, die anderen mussten sich erst mal finden. Da sei Anpassungsfähigkeit gefragt gewesen, eine weitere Fähigkeit, die einige erst lernen mussten.
Neben der Teamarbeit mit neuen Freunden und Geld auftreiben, gab es auch praktischere Probleme zu lösen. Ein Unternehmen, das sich dem Verkauf von Lebensmitteln widmet, und sei es noch so klein, braucht z.B. einen Lagerraum. Der wurde ihnen in ihrem Schulgebäude zur Verfügung gestellt. Doch das sei nicht so einfach gewesen. „Das war eine schwere Geburt“, erzählt Lynn. Sie teilen sich nun einen Raum mit anderen Mini-Unternehmen aus der Schule.
Der nächste Schritt in der Entwicklung des kleinen Unternehmens steht schon bevor: Die Jugendlichen seien bereits in Verhandlungen mit „Letzshop“, einer luxemburgischen Internetplattform, und bald werden sie wohl ihre Produkte auch dort anbieten können.
„Must Snack“ ist nur ein Beispiel unter vielen. Allein im Lycée Aline Mayrisch gibt es dieses Schuljahr fünf solcher Mini-Unternehmen, landesweit sind es 85. Jedes Jahr im Juni wählt die Vereinigung „Jonk Entrepreneuren Luxembourg“ im Rahmen des Wettbewerbs „Forum des mini-entreprises“ das beste dieser Kleinunternehmen aus; daneben gibt es noch Preise in verschiedenen Kategorien, z.B. bestes Marketing, beste Initiative oder bester Businessplan.
Das Angebot von „Must Snack“ finden Sie unter www.must-snack.com, Informationen zum Programm „Mini-Entreprise“ hier.
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