/ Simple Technik, große Wirkung: So funktionieren Luxemburgs .lu-Domains
Webseiten und Hyperlinks – das ist das World Wide Web. Aber um eine Seite zu registrieren, braucht es einen offiziellen Vorgang – und Technik. Über die .lu-Adressen wacht in Luxemburg die Fondation Restena.
War das der Anfang einer großen Liebe? Ausgerechnet am Valentinstag, dem 14. Februar 1992, begann in Luxemburg die Ära des Internets und des WWW. Denn an jenem Tag gab die oberste Herrscherin des damals noch recht überschaubaren Netzes, die Internet Assigned Numbers Authority (IANA), grünes Licht für Luxemburg. 65.535 IP-Adressen bekam das Land von der IANA zugeteilt.
Etwas später war auch die Landes-Kennung .lu für Internetadressen – sogenannte Domains – gemachte Sache. Die Domains sind ein zentraler Baustein für alle Internetdienste, so wie zum Beispiel E-Mail – und natürlich das WWW. Damals wie heute liegt die Verantwortung für die .lu-Domains bei der Restena – dem Netzwerk der Bildungs- und Forschungseinrichtungen Luxemburgs.
Aus den ursprünglichen fünf Webseiten, die im Frühjahr 1992 ans Netz gingen, sind inzwischen einige mehr geworden: 98.188 .lu-Domains waren es am 31. Januar dieses Jahres.
Drei Parteien, eine Domain
Aber wie funktioniert es eigentlich, eine Domain so ans Netz zu bringen, dass jeder auf der Welt darauf zugreifen kann? „Wir haben in Luxemburg einen Registrar-Aufbau“, erklärt Bruno Prémont von der Restena.
Drei Parteien sind in diesen Registrierungsprozess involviert:
• Der Registrant ist die Person oder Firma, die eine Domain zulassen will.
• Er fragt bei einem Registrar an – das sind Unternehmen, die Domains vermarkten und oft Zusatzdienste wie Speicherplatz anbieten.
• Der Registrar beantragt die Eintragung der Domain dann bei der Registry. Das ist die Institution, die die Domains physisch verwaltet. Im Falle Luxemburgs ist das Restena.
Nach der Registrierung hat sich der Registrant zunächst den Namen der Domain gesichert – am Netz ist sie noch nicht. Um sie im Internet erreichbar zu machen, muss Technik ins Spiel kommen – nämlich der „Domain-Name-System“-Server (DNS-Server) von Restena. Auf der Maschine wird der Name in eine Liste eingetragen und mit einer IP-Adresse verknüpft.
Der DNS-Server kann dann von den Webbrowsern der WWW-Nutzer kontaktiert werden. Er übersetzt den Programmen den Domainnamen in die dazugehörige IP-Adresse. Und die weist dem Browser den Weg zu dem Speicher, auf dem die eigentlichen Daten für die Webseite liegen. So wird aus dem eingängigen „Tageblatt.lu“ die IP-Adresse 37.0.72.39, die wohl eher schlecht zu merken ist.
30 Jahre WWW: Das Netz und Luxemburg
„Klick!“ Am 12. März 1989 schlug der Brite Tim Berners-Lee im Forschungszentrum CERN ein System vor, mit dem sich Wissenschaftler einfacher über das Internet austauschen können: Das WWW war geboren.
Die Redakteure des Tageblatt-Webdesks berichten in den folgenden Wochen, wie WWW und Internet in Luxemburg Einzug gehalten haben – und wie das Netz von heute funktioniert.
Ein kleiner Server genügt
Anfang der 90er-Jahre war die Domain-Liste nichts weiter als eine „gute alte Text-Datei“, sagt Prémont. Die Techniker hätten damals von Hand Domainnamen und IP-Adressen hineingeschrieben. Heutzutage läuft dieser Prozess automatisch ab. Der Registrar, also der Verkäufer der Domain, kann im Auftrag seiner Kunden selbst Einträge in der Luxemburger Domain-Liste vornehmen.
Der DNS-Server hat keinen sonderlich schweren Job – er übersetzt ja lediglich Domainnamen in IP-Adressen. „Ein kleiner Server genügt“, sagt Restena-Mann Prémont. Durchschnittlich bearbeitet die Maschine, die unter ns1.dns.lu erreichbar ist, 100 bis 200 Anfragen pro Sekunde. „Das ist recht wenig – andere Endzonen haben Hunderttausende Anfragen pro Sekunde“, sagt Prémont.
Die Luxemburger Registry stellt zudem weltweit Kopien ihrer Liste zur Verfügung. Sie liegt auf insgesamt mehr als 200 Servern, damit die Erreichbarkeit immer garantiert ist.
Resolver nehmen DNS-Server Arbeit ab
Dass die eigentlichen DNS-Server nicht ins Schwitzen geraten, liegt aber nicht nur daran. Denn bevor eine Anfrage überhaupt den Restena-Rechner erreicht, wird sie von den Computern der Internet-Anbieter selbst bearbeitet. Diese „Resolver“ sind selbst DNS-Server. Sie kontaktieren Restena nur dann, wenn sie die Adresse einer Domain noch nicht kennen – und speichern sie dann für den nächsten Nutzer ab.
Übrigens: Das „www“ vor einer Internetadresse ist nicht vorgeschrieben. „Das ist historisch gewachsen“, erklärt Prémont. Anfangs hatte jeder Internetdienst seinen Namen – und www zeigte einfach an, dass es sich um eine Seite im World Wide Web handelte.
Rasanter Wachstum mit Verschnaufpause
Von 1995 bis 2000 herrschte im Internet und auf den Finanzmärkten eine euphorische Aufbruchsstimmung. Dann platzte die Blase. Im März 2000 rauschten die Kurse für Internetunternehmen in den Keller. Die Dotcom-Krise wirkte sich auch auf die Domain-Registrierungen in Luxemburg aus: Hatte sich die Zahl der .lu-Domains zuvor jedes Jahr verdoppelt, herrschte danach fast Stillstand. Erst vier Jahre später nahm die Onlineindustrie wieder Fahrt auf.
Diese Domains sind Luxemburgs Favoriten
„Es wird eher solide gekauft“ – Eine Domainhändlerin über .lu-Adressen
90 Millionen Dollar – für so viel Geld ging die Domain lasvegas.com im Jahr 2005 über den Tisch. Für Luxemburger Domains werden solche Preise nicht erzielt. Aber auch mit ihnen werden Geschäfte gemacht. Die Auktionsplattform sedo.com versteigert die Internetnamen. Unternehmenssprecherin Semra Körner erklärt, welche .lu-Domains besonders viel Geld einbrachten.
Tageblatt: Für welche .lu-Domain wurde bis jetzt das meiste Geld bezahlt?
Semra Körner:Die teuerste erzielte einen Preis von 30.000 Dollar. Allerdings handelt es sich um einen vertraulichen Kauf, sodass wir den Domainnamen nicht nennen können. Die Quote mit vertraulichen Käufen liegt bei .lu-Domains generell sehr hoch. Die teuerste Domain, die öffentlich genannt werden kann, ist whois.lu, die für 8.000 Euro verkauft wurde.
Wie viele .lu-Domains stehen derzeit bei Ihnen zum Verkauf?
Aktuell sind es mehr als 1.300. Nicht alle Domains haben einen Festpreis, einige Verkäufer lassen den Preis offen und verhandeln lieber. Die höchste Preisvorstellung hat derzeit der Inhaber von poker.lu mit 95.000 Dollar. Domains aus dem Bereich Casino und Glücksspiel verkaufen sich generell zu höheren Preisen. Es gibt allerdings noch kein Gebot auf poker.lu – im Gegensatz zur zweitteuersten .lu-Domain: kredit.lu soll 50.000 Euro kosten und hat schon sechs Angebote erhalten.
Was ist der Durchschnittspreis, den .lu-Domains erzielen?
Der Durchschnittspreis einer .lu-Domain liegt bei 1.800 Euro. Damit steht Luxemburg ganz gut da – der Durchschnittsspreis für .de-Domains lag 2018 bei 1.540 Euro.
Gibt es ausgefallene .lu-Domains, die bei ihnen verkauft wurden?
Die verkauften .lu-Domains sind eher klassisch, also generische Begriffe oder Namen, keine lustigen Wortkombinationen wie beispielsweise weihnachstgurke.de oder halloklauswasmachstdudennhierindertropfsteinhoehle.de – diese beide Domains wurden tatsächlich über unseren Marktplatz verkauft. Es wird also eher solide gekauft.
Wie hat sich das Preisniveau von Domains in den vergangenen Jahren entwickelt?
Das Preisniveau ist eindeutig gestiegen. Nach wie vor sind gute beschreibende Domains Mangelware. Vor allem kurze und beschreibende Begriffe werden noch mal einen Aufschwung erleben, wenn das Thema Voice Search und KI noch geläufiger wird. Eine Domain muss dann klar verständlich sein für diese Systeme, um sie richtig ausgeben zu können. Die Problematik von Fantasienamen und unverständlichen oder tippfehleranfälligen Domains wird dann noch offensichtlicher und der Trend zu verständlichen Begriffen wächst.
Geheimer Investor zahlte 30.000 Dollar für eine LU-Domain
Immerhin: 30.000 Dollar bezahlte ein Käufer für die bisher teuerste .lu-Domain beim Domain-Versteigerungsportal Sedo. Um welche Domain es sich handelt, ist jedoch geheim. In unserer Statistik sind nur die Domainnamen aufgeführt, bei denen die Eigentümer nach der Transaktion einer Veröffentlichung zugestimmt hat.
90 Millionen Dollar – für eine Internetadresse
Dieser Rekord ist noch immer ungebrochen: Für 90 Millionen Dollar gingen im Jahr 2005 die Rechte für die Domain lasvegas.com über den Tisch. Der Betrag ist übrigens in Raten zu zahlen. Dahinter versteckt sich übrigens keine Glücksspielseite, sondern ein Portal, über das man seinen Trip nach Las Vegas buchen kann.
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