WM-Kolumne / Sinnloses Geplauder
Wer die Spiele zu Hause am Bildschirm verfolgt, kriegt nicht viel mit von dem, was im Vorfeld der WM zu Protesten und Boykott-Aufrufen geführt hatte. Im Stadion ist alles eitel Sonnenschein, im wahrsten Sinne des Wortes, man sieht fröhliche und bunt gekleidete Fans, die ihre Mannschaft anfeuern, man sieht sogar vereinzelt Babys und Kleinkinder in den Armen ihrer Väter oder Mütter. Normal ist das nicht, niemand käme bei uns auf die Idee, ein kleines Kind dem Gedränge und dem Lärm auf dem Weg ins und im Stadion auszusetzen, zumindest nicht, bevor es „Neymar“, „Ronaldo“ oder „Messi“ korrekt aussprechen kann. Die teuren Hotels, in denen die wohlhabenden Fußball-Touristen – andere haben in Katar nichts verloren – wohnen, haben bestimmt einen Babysitter-Service. Aber vielleicht sind alle verfügbaren Aufpasser anderswo verpflichtet oder ihre Männer und Väter lassen sie nicht aus dem Haus.
Dort hätten die vielen TV-Sender ihre Gast-Kommentatoren lassen können. Neben den belgischen, deutschen und französischen Kanälen empfange ich auch die BBC an meinem geheimen Wohnort. Es geht um Langeweile und Überflüssiges: Ex-Stars am Mikrofon im Stadion oder im Studio erklären uns, wieso die Nummer 6 wie eine Nummer 10 spielt, warum man das Spiel in die Breite zieht und den Raum verschiebt, falls man ihn denn findet. Oft ist der Co-Kommentator eine Frau, aus Quoten-Gründen oder wegen objektiverer Wahrnehmung, das muss wohl so sein. Wir sehen Tore oder tolle Strafraumszenen, die Kommentatoren erklären uns, wie es dazu kommen konnte. Wir erfahren von Gegenpressing und Druck und dann klingt aus der Küche: „Komm’ endlich zum Essen, das ist schon dein viertes Spiel heute!“ Bei der BBC sind es Gary Lineker oder Gaby Logan, die in einem Anflug von traumatischer Deutschlastigkeit einen Klinsmann hofieren und zustimmend nicken, wenn Letzterer die Spielweise vom Iran und dessen Trainer Queiroz aufs Korn nimmt. Hier sitzen Leute, die sich in Lob und Anerkennung für alles übertreffen, was sie früher selbst nicht besser konnten, oder aber Spieler kritisieren, als ob sie selbst in ihrer aktiven Zeit das Maß aller Dinge gewesen wären.
Kein Wort bisher über Schiedsrichter und VAR. Das kann man so oder so sehen.
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02.12. Tja,das war’s mit dem Geplauder. Gute Heimreise.