Bis die Wadenmuskeln brennen / So bereiten sich Anfänger auf ihre erste Wanderung vor
Schuhe fest zuschnüren, Rucksack auf den Rücken schnallen und schon kann es losgehen. Immer mehr Menschen entdecken die Freude am Wandern. In Luxemburg kann man auf hunderten Wegen in die Natur eintauchen und gehen, bis die Wadenmuskeln brennen. Doch wie bereitet sich ein Anfänger am besten auf seine erste Wanderung vor? Jessica Oé hat nachgefragt – und war mit Romain Buschmann auf einem der Wander-Trails rund um Burglinster unterwegs.
Einst soll die britische Schriftstellerin Elizabeth von Arnim gesagt haben: „Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“ Eine Aussage, die viele Wander-Begeisterte unterschreiben würden. Nicht umsonst nehmen die Zahlen in den Wanderclubs stetig zu. Erst im vergangenen Jahr titelte das Tageblatt in einem Artikel, Wandern sei „Luxemburgs neuer Volkssport“.
Romain Buschmann, Präsident der „Fédération luxembourgeoise de la marche populaire“ (FLMP), bestätigt, dass die Teilnehmerzahl bei den von seinem Verband organisierten IVV-Wanderungen manchmal sogar 1.000 Personen beträgt. „Das heißt natürlich nicht, dass man dann auch in dieser großen Gruppe wandert“, sagt Buschmann. „Das macht jeder, wie er möchte und wie er Spaß hat. Ist man lieber alleine unterwegs, kann man sich alleine auf den Weg machen. Wer in einer Gruppe gehen möchte und beim Wandern das eine oder andere Gespräch führen möchte, kann das auch tun.“ Insgesamt seien Wanderer durchaus gesellige Typen. „Man trifft auf den Wanderungen immer wieder interessante Menschen.“
In Lockdown-Zeiten war für die FLMP wie für viele andere Vereine nichts mehr so wie vorher. „Nicht, dass man nicht mehr wandern gehen kann – das ist ja jederzeit möglich, Aber die Geselligkeit fehlt eben“, sagt Buschmann. Die IVV-Wanderungen zu organisieren, sei zu gefährlich gewesen, auch weil viele Mitglieder der Vereine zu den gefährdeten Gruppen gehörten. Deswegen habe man nach Alternativen gesucht – und sie auch gefunden.
Das Wandern digitalisieren
Das Wandern zunehmend zu digitalisieren, sei schon länger angedacht gewesen. Durch die Corona-Krise wurde der Prozess beschleunigt. Am vorletzten Wochenende hat der erste „Nationale Wandertag“ der FLMP in Echternach stattgefunden. Jeder, der mitmachen wollte, konnte dort wandern gehen, wo er wollte. „Es gab keine Startkarte, keine Kontrollen, um festzustellen, wie weit man es geschafft hat.“ Mitglieder konnten ihre Strecken entweder per Smartphone-App aufzeichnen. Für diejenigen, die nicht so mit der Technik vertraut waren, wurde ein Sechs-Kilometer-Trail eingezeichnet. In Zukunft wolle man sogar an einer eigenen App arbeiten.
Obwohl die gewanderten Kilometer von den Clubs aufgezeichnet werden, geht es nicht um Wettkampf und Top-Leistungen. „Wir wollen die Menschen motivieren, mitzumachen“, sagt Buschmann. „Wenn man dann eine bestimmte Anzahl an Kilometern zurückgelegt hat, gibt es ein Diplom.“ Das Wichtige sei, Spaß zu haben.
Wie man zum Wandern kommt, sei unterschiedlich. Manche entdecken den Sport im Urlaub, andere durch Familie und Freunde. In Luxemburg gibt es mehrere Hundert Wanderwege, die in der Regel auch gut angelegt und unterhalten sind. Es wird sowohl für Anfänger wie auch für erfahrene Wanderer viel geboten.
Die wichtigsten Tipps
Gute Schuhe sind ein Muss
„Schuhe soll man sich kaufen, wenn man den ganzen Tag gewandert ist“, rät Buschmann. Durch die viele Bewegung schwellen die Füße leicht an und benötigen mehr Platz. Sonst könnten vermeintlich gut sitzende Modelle schnell zu eng werden. Außerdem sollte es fast so etwas wie Liebe beim ersten Anprobieren sein: „Man muss sich von Anfang an im Schuh wohlfühlen.“ Wenn man den Schuh dann 50 bis 60 Kilometer eingewandert hat, sollte nichts mehr rutschen oder zwicken. Bei der Wahl ist es auch wichtig zu wissen, wo man wandert. Je nach Terrain oder Rutschgefahr sind dickere oder dünnere Sohlen, niedrige oder hohe Schuhe geeignet. „Da kann man sich im Geschäft beraten lassen.“ Allerdings zähle auch die persönliche Präferenz. Einige Wanderer fühlen sich in niedrigen Schuhen wohler, andere in sogenannten Wanderstiefeln. Eines ist aber wichtig: Rutschfeste Sohlen sollten sie alle haben.
Blasenfrei unterwegs mit den richtigen Strümpfen
Neben den Schuhen sind auch die Strümpfe wichtig. Wenn man viel geht, reibt der Schuh am Fuß, dadurch entstehen Blasen. Wenn man durch die Bewegung anfängt zu schwitzen, werden die Füße nass und die Gefahr, sich eine Blase zu erlaufen, steigt. Deswegen sind atmungsaktive und gut sitzende Strümpfe unabdingbar. Sie sollten keine Falten werfen und ausreichend Wasser aufnehmen können. Wer viel wandert, dem rät Buschmann zu besonderen Anti-Blasen-Strümpfen. Diese sind zweilagig, haben eine „Innen-“ und eine „Außensocke“, die sich in entgegengesetzter Richtung zueinander bewegen. So reibt statt Fuß an Socke Strumpf an Strumpf und Blasen gehören der Vergangenheit an.
Der Rucksack muss sitzen
Auch beim Rucksack gilt: Er soll fest sitzen und nicht zu viel bewegen. Gute Wanderrucksäcke haben Sicherheitsgurte an der Vorderseite des Körpers. Die sollte man immer schließen, sagt Buschmann. Für eine Tagestour reicht ein kleiner Rucksack mit einem Volumen von 15 Litern. Bei längeren Trails, für die weitere Ausrüstung erforderlich ist, ist es wichtig, dass man den Rucksack nicht zu schwer packt und vorher ausprobiert hat, welchen Einfluss die zusätzlichen Kilos auf die Wanderleistung haben.
Die Kleidung
Die Zwiebeltechnik ist auch beim Wandern ein guter Rat. So kann man sich immer an das eigene Körpergefühl und das Wetter anpassen. Außerdem sollte die Kleidung atmungsaktiv sein. Bevor man losgeht, sollte der Wanderer das Wetter checken. Droht Regen, ist es wichtig, auf eine regenfeste Jacke und Hose zu setzen. Bei Regenschauern sollte Kleidung mitgenommen werden, die wieder schnell trocknet. Wechselt das Wetter häufig, können Zip-off-Hosen die richtige Wahl sein. Im Wald sollte man wegen der Zecken und des Untergestrüpps grundsätzlich mit langen Hosen unterwegs sein.
Päuschen gefällig?
Wer wandern gehen möchte, sollte vor allem genug zu trinken dabei haben. Die Regel lautet: mindestens ein Liter Wasser für eine Halbtagestour. Den ganzen Tag unterwegs? Dann gehören zwei Liter Wasser in den Rucksack. Weiß man allerdings, dass man auf dem Weg seine Wasserflasche auffüllen kann, etwa an einem Trinkwasserbrunnen, kann man das mit einplanen. Außerdem gehört eine kleine Stärkung für den Weg mit in den Rucksack. Wer viel geht, verliert auch viel Energie, deswegen sollte man Snacks wie Energieriegel oder Nüsse selbst auf kleinen Touren einpacken. Bei längeren Touren sollte man sich Brote schmieren und eine Pause einplanen. „Wer eine Pause einlegt, sollte aber danach in der Natur keinen Abfall zu hinterlassen“, sagt Buschmann. Neben der Verpflegung kann man auch Sonnencreme und Mittel gegen Zeckenbisse oder Bienenstiche einpacken. Außerdem kann ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Pflastern und Desinfektionsspray bei Unfällen zum Einsatz kommen. Wichtig ist auch, an das Handy zu denken, rät Buschmann. „Nicht, um darauf herumzuspielen, sondern weil man so zur Not kontrollieren kann, ob man auf dem richtigen Weg ist, und, wenn etwas passiert, Hilfe holen kann.“
Auf den eigenen Körper hören
Wer Lust auf einen längeren Trail hat, sollte sich gut vorbereiten und auf den eigenen Körper hören. „Wer sich nach fünf oder zehn Kilometern so fühlt, als hätte er nochmal so weit gehen können, kann beim nächsten Mal 20 Kilometer versuchen“, sagt Buschmann. „So kann man sich steigern. Und man darf sich nicht stressen. Wir haben beim Wandern alle Zeit der Welt.“
Mehr Informationen zum Wandern in Luxemburg
Wanderwege und Karten gibt es auf https://www.geoportail.lu/en/
Webseite der „Fédération luxembourgeoise de la marche populaire“: https://www.flmp.lu
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