„Rent a Kleeschen“ / So bereitet sich der Kleeschen auf den Besuch bei Kindern zu Hause vor
Jedes Kind möchte ihn mindestens einmal in Person sehen: den heiligen Nikolaus. Es gibt einen, der den gutmütigen alten Mann aus Myra sogar höchstpersönlich kennt. Michel Torres begleitet ihn seit Jahren auf Tour. Dem Tageblatt erklärt er, wie sich der Nikolaus auf die Treffen mit den Menschen vorbereitet – und hat so manche Anekdote parat.
Heutzutage kommt auch der Schutzpatron der Kinder nicht mehr ohne Internet aus. Um ihm bei Bedarf unter die Arme zu greifen und Überschneidungen bei der Terminplanung zu vermeiden, wurde im Jahr 2002 die Webseite Kleeschen.lu ins Leben gerufen. Das Beste daran: Hier gibt es auch die Möglichkeit, den heiligen Nikolaus zu sich nach Hause einzuladen. „Rent a Kleeschen“ nennt sich das Angebot. Torres hat den Mann mit dem weißen Bart schon öfters auf seinen Touren begleitet. „In den vergangenen Wochen stand volles Programm an. Er hat viele Sportvereine, Weihnachtsmärkte und Altenheime besucht. Heute, am 6. Dezember, stehen noch ein paar private Haushaltsbesuche an.“
Während des Lockdowns und des Inkrafttretens der Corona-Maßnahmen war alles anders. Kinder mussten Abstand voneinander halten, gemütliches Zusammensitzen im Familienkreis fand nur unter bestimmten Bedingungen statt, Erinnerungsfotos waren nur mit Maske erlaubt. Glücklicherweise hat sich die Lage dieses Jahr wieder normalisiert. Auf das große Comeback des Kleeschen freuen sich insbesondere die Kinder. „Er wurde dieses Jahr wieder besonders stürmisch begrüßt“, berichtet Torres. „Wer wollte, durfte sich auch wieder in den Schoß des Kleeschen setzen. Auch die Familienmitglieder waren wieder eingeladen und in vielen Stuben duftete es nach leckerem Essen. Dem Kleeschen hat es dieses Jahr wieder richtig Spaß gemacht.“
Originalgewand aus Polen
Wie aber weiß der Nikolaus, ob die Kinder das ganze Jahr über artig waren? Da weiß Torres Bescheid: Die Eltern werden gebeten, Zettel auszufüllen. Hier werden die positiven, aber auch die negativen Charakterzüge der Kinder aufgeschrieben. „Immer wieder teilen Eltern uns mit, dass ihre Kinder zu aufbrausend reagieren, sich mit ihren Geschwistern streiten oder ihr Zimmer nicht aufräumen wollen. Dann muss der Kleeschen ihnen ins Gewissen reden“, gibt Michel Torres zu bedenken. „Kleinkinder geben dem Nikolaus oft ihren Schnuller mit. In ganz schwierigen Fällen muss der Houseker Ruten an die Kinder austeilen. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Gewicht das Wort „Houseker“ bei den Kleinen hat.“
Doch nicht nur Kinder freuen sich auf den Nikolaus und sein Team, auch in Senioreneinrichtungen sind sie gern gesehene Gäste. Damit der heilige Mann mit der Mitra ein authentisches Erscheinungsbild bei seinen Besuchen abgibt, wurden zwei originale Bischofskleider in Polen für rund 900 Euro erstanden. Für den Transport des Kleeschen und seiner Helfer ist Sales-Lentz zuständig. Das Unternehmen stellt Minibusse zur Verfügung.
Grüße nach Brasilien
Darüber hat Michel Torres so einiges zu erzählen. „Dieses Jahr hatte das Team einen Busfahrer aus Brasilien. Er hatte noch nie von dieser Tradition gehört. Er hat sie aber sofort für gut befunden und Fotos in seine alte Heimat geschickt. Jetzt kennen sie den Kleeschen auch in Brasilien“, sagt der Nikolaus-Begleiter lachend.
Für 75 Euro kommt der Kleeschen höchstpersönlich zu den Kindern nach Hause oder in Einrichtungen. Die Einnahmen kommen karitativen Zwecken zu. Dieses Jahr wird die Luxemburger Special-Olympics-Jugendmannschaft bei den Special Olympics World Games in Berlin unterstützt. Im kommenden Sommer werden die Sportler an den Start gehen. „Zum anderen werden wir in Zusammenarbeit mit den Borussen Kumpels, einem Fanklub von Borussia Dortmund, einen Bus inklusive Eintrittskarte zu einem Fußballspiel für 20 Kinder aus einem Heim organisieren“, berichtet Torres.
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