Reportage im LHCE / So erleben Premièreschüler ihren ersten Tag
Die Schüler der Abschlussklassen waren am Montag die Ersten, die mitten in der Corona-Krise wieder in die Schule mussten. Einen etwas anderen Schulalltag erlebten auch die 120 Primaner des „Lycée Hubert Clément“ (LHCE) in Esch. Eine Reportage aus dem „Meedercherslycée“.
Direktor Jean Theis und Vizedirektor Denis Reitz stehen am Haupteingang des „Meedercherslycée“ in Esch und begrüßen die Abiturienten. „Langsam trudeln die Schüler ein“, so Theis gegenüber dem Tageblatt. Es ist 7.45 Uhr. Der Unterricht im LHCE beginnt um 8.05 Uhr. „Heute erwarten wir rund 120 Schüler. Es wird nicht voll werden.“ Die Schüler der sechs Abschlussklassen wurden in zwölf Gruppen eingeteilt. Nächste Woche werden 500 Schüler das Lyzeum besuchen. „Das wird spannender werden“, sagt Theis.
Theis und Reitz haben jeweils einen Atemschutz an und stehen im Sicherheitsabstand zueinander links und rechts vom zentralen Desinfektionsspender. Dieser thront mitten im „Préau“. Es ist ein 5-Liter-Kanister mit einer toxisch anmutenden Flüssigkeit drin. Theis und Reitz begrüßen nicht nur die Schüler, sondern warnen sie davor, nicht zu fest auf den Spender zu drücken, weil sie sich sonst die Kleider beklecksen.
Im „Lycée“ wurde der Nebeneingang zum Gebäude A mit einem Einbahnstraßenschild beklebt. Das heißt, dass diese Tür nur als Ausgang benutzt werden darf. Die Schüler müssen sich zum anderen Eingang begeben. Den Haupteingang. Das Gebäude A kann man aber unter anderem durch den Innenhof erreichen.
Damit die Schüler sich so wenig wie möglich kreuzen, wurden die Laufrichtungen im LHCE anhand von blauen Pfeilen und Einbahnstraßenschildern vorgegeben. Läuft man nach rechts in den rechten Block und möchte zurück in den „Préau“ oder in den linken Block, dann muss man am Ende des Flurs runter in den Keller und dort wieder zurück. Die meisten Flure sind so schmal, dass sie zu Einbahnstraßen umfunktioniert wurden.
Ein Kreisverkehr im LHCE
Der Gang zwischen den beiden Blöcken ist allerdings breit genug, um zwei Laufrichtungen zu gewährleisten. In der Mitte des Flures wurde deshalb ein rot-weißes Trennband angebracht. Am Ende dieses Flures laufen die Treppen nach oben und unten sowie ein weiterer Flur zusammen. Aus diesem Grund wurde hier ein Kreisverkehr eingerichtet. In der Mitte stehen eine Litfaßsäule umgeben von Pylonen. Auf der Säule kleben blaue Pfeile, die die Richtung vorgeben, wie man durch den Kreisverkehr laufen muss.
Bei mir war vor allem die Vorfreude sehr großSchüler im „Lycée Hubert Clément Esch“
In den Fluren trifft man um kurz vor 8 Uhr nur sporadisch auf Schüler. Durch die stattliche Größe der Schule hat man nicht den Eindruck, dass sich hier gerade 120 Primaner aufhalten. Es wirkt eher wie eine Handvoll Schüler. „Bei mir war vor allem die Vorfreude sehr groß“, sagt Max. Der Abiturient freut sich, seine Freunde endlich wiederzusehen, statt nur auf Distanz mit ihnen zu kommunizieren. Er stecke mitten in den Vorbereitungen für das Examen. Deshalb sei es nun ideal, noch Fragen an die Lehrer stellen zu können. Angst, sich kurz vor den Abschlussprüfungen anzustecken, hat er keine. „Wenn jeder sich an die Sicherheitsmaßnahmen hält, dann ist das kein Problem“. Max hat vergangene Woche eine Einladung zum neuen Covid-19-Test bekommen und hat sich testen lassen. „Ich bin negativ.“ Eine andere Schülerin nennt es „ziemlich befreiend“, wieder in einem anderen Umfeld zu sein und andere Leute zu sehen.
Langsam füllen sich die Klassenräume. Wobei füllen vielleicht nicht das richtige Wort ist. Denn die Bänke der Schüler stehen im vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zueinander und lassen nur eine begrenzte Anzahl an Primanern herein. Im Flur hört man Jubelrufe aus einem Klassenzimmer. Bereits an ihren Bänken sitzende Schüler begrüßen einen weiteren Mitschüler, der gerade hereinkommt. Statt Küsschen oder Handshake wird gejubelt und dabei die Hände hochgehalten. So sieht Begrüßung in Coronazeiten aus.
Auf jedem Schreibtisch liegt eine Maske. Jedes Klassenzimmer hat zwei Desinfektionsspender. Die Tastaturen der Lehrer wurden in Plastikfolie eingehüllt, damit man sie besser desinfizieren könne, erklärt Theis.
Persönlich habe ich keine Angst, mich kurz vor dem Examen anzustecken. Viele Schüler haben sich schließlich testen lassen.Schülerin im „Lycée Hubert Clément Esch“
Dzana sitzt vor ihrem Klassenzimmer im Flur und ist ziemlich aufgeregt. „Es ist eine neue Situation“, so die Schülerin einer Abschlussklasse. Sie meint, dass die Primaner sich nun ganz besonders auf die „Rentrée“ freuen würden, da es das letzte Jahr in der Schule sei. „Es ist das Jahr, in dem man viel Zeit miteinander verbringt und das konnten wir aufgrund des Lockdowns nicht tun.“ Nicht alle Freunde seien in der gleichen Gruppe, aber man laufe in den Fluren aneinander vorbei, sagt sie. In der Klasse seien sie nur zu zehnt. „Persönlich habe ich keine Angst, mich kurz vor dem Examen anzustecken. Viele Schüler haben sich schließlich testen lassen“, so Dzana. Jeder habe eine Einladung bekommen. Sie selbst sei ihr allerdings nicht gefolgt. „Ich war immer zu Hause und wenn ich hinaus war, dann bloß mit dem Hund in den Wald.“
Türen und Mülleimer sind offen
Im Schulgebäude stehen sämtliche Türen offen, um den Kontakt mit den Türklinken zu verhindern, erklärt der Direktor. Das Gleiche gelte für die Mülltonnen. Bei den Toiletten habe man das auch machen wollen, doch leider hätte man dann vom Flur aus auf die Pissoirs gesehen, so Theis. „Das wollten wir dann aber vermeiden“, sagt der Direktor. Deshalb müsse man diese Türen schon mit der Hand aufmachen.
Wir nutzen diese Woche, um uns noch etwas besser in Bezug auf die Sicherheitsmaßnahmen auszustattenDirektor des „Lycée Hubert Clément Esch“
Durch die Anordnung des Gebäudes habe sich das Umsetzen der Sicherheitsmaßnahmen in einem recht übersichtlichen Rahmen gehalten, sagt Theis. „Es gibt keine 20 Möglichkeiten. Wir haben zwei Flügel und einen zentralen Teil. Diese wurden durch eine bestimmte Laufrichtung miteinander verbunden.“ Nun müsse man noch Plexiglasscheiben an manchen Orten aufrichten, wie beispielsweise im Sekretariat oder in der Loge. An den Lehrerpulten seien solche Plexiglasscheiben nicht vorgesehen, da der Sicherheitsabstand zu den Schülern durch die Anordnung der Tische eingehalten werden könne. Lehrer haben zudem die Möglichkeit, sich eine „Visière“ anzufragen, wenn sie ihren Unterricht nicht mit Atemschutzmaske halten wollen und sich trotzdem schützen wollen. „Wir nutzen diese Woche, um uns noch etwas besser in Bezug auf die Sicherheitsmaßnahmen auszustatten“, so Theis. Bevor nächste Woche 500 Schüler kommen.
Die Pausen finden in der ersten Woche nicht zeitversetzt statt. Dazu gebe es bei 120 Schülern keinen Grund, erklärt Theis. In der nächsten Woche werde dies aber getan. Schüler des einen Gebäudes gehen nach der zweiten Stunde in die Pause, jene des anderen Gebäudes nach der dritten. Insgesamt sind täglich fünf Unterrichtsstunden vorgesehen.
Natürlich ist das Risiko größer, als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Aber wenn sie sich an die Bestimmungen halten, dann ist das Risiko limitiert.Direktor „Lycée Hubert Clément Esch“
Theis findet es gut, dass die Primaner noch vor dem Examen wieder in die Schule kommen. „Am 13. März wurden die Schüler stundenweise aus der Schule gerissen. Und das nächste Mal, wenn sie wiederkommen, wäre dann das Examen. Das fände ich nicht gut.“ Es gehe jetzt darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, mit ihren Lehrern einzelne Punkte noch mal durchzuschauen. Niemand solle durch den Lockdown bestraft werden. Die jetzige „Rentrée“ sei im Interesse der Schüler. „Natürlich ist das Risiko größer, als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Aber wenn sie sich an die Bestimmungen halten, dann ist das Risiko limitiert.“ Dennoch liege es nicht bei null.
Die Abschlussprüfungen im Hubert Clément werden traditionell im großen Festsaal geschrieben. Durch den Sicherheitsabstand von 2 Metern zwischen den Schülern muss dieses Jahr aber auch der Turnsaal hinzugezogen werden. Dort passen laut Theis rund 100 Schüler hinein unter Einhaltung des Sicherheitsabstands. Beide Räumlichkeiten würden ausreichen. Im Sportraum müsse man noch für einen anderen Bodenbelag sorgen, dann könne dieser für die Examen hergerichtet werden.
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