Coronavirus / So funktioniert das Infektionszentrum in Esch
Drei „Maisons médicales“ werden in Luxemburg ab Mittwoch zu Infektionszentren für Coronaviruspatienten umfunktioniert. Auch in Esch gibt es ein solches Zentrum. Das Tageblatt hat sich am Morgen der Eröffnung umgeschaut.
10.15 Uhr: Es ist ruhig vor dem neu eingerichteten Infektionszentrum in der rue Emily Mayrisch in Esch. Vor dem rosa-bräunlich gestrichenen Haus steht ein weißes Schild, auf dem „Maison médicale de garde“ in roten Buchstaben prangt. Zwei Personen warten vor dem Eingang. Sie halten weit mehr als zwei Meter Abstand voneinander. Der junge Mann direkt vor der Tür trägt eine Atemschutzmaske. Er habe Fieber und Atembeschwerden, erzählt er, während er kurz hustet. Hineingehen könne man noch nicht, habe man ihm gesagt. Gerade sei noch eine Lieferung angekommen. Man würde Bescheid sagen, wenn die Untersuchungen losgehen können.
Mehrere Meter weiter steht Rosa. Die 48-Jährige warnt sofort: „Halten Sie besser Abstand, ich will Sie nicht anstecken.“ Auch sie wartet schon seit 10 Uhr darauf, dass das Zentrum öffnet. Symptome habe sie seit vergangenem Dienstag: Kopfschmerzen, Husten, Gelenkschmerzen. „Nur Fieber ist mir bisher erspart geblieben“, sagt sie. „Schon seltsam, dass diese Krankheit nicht bei jedem die gleichen Symptome auslöst.“ Ob sie am Coronavirus erkrankt ist, weiß die zierliche Frau allerdings nicht. „Der Arzt hat Ende vergangener Woche einen Test gemacht, aber der fiel unklar aus. Weil es mir seitdem nicht besser geht, soll ich hier jetzt einen zweiten machen.“
Direkter Kontakt
Rosa hatte direkten Kontakt zu zwei anderen Frauen, die seitdem positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Etwas Angst vor einem positiven Befund habe sie schon. „Nicht direkt um mich, aber um die, die ich angesteckt haben könnte“, sagt sie. „Ich bin Putzfrau und habe vergangene Woche noch gearbeitet. Unter anderem auch bei einem älteren Ehepaar. Er ist über 80 und sie 76.“ Natürlich habe sie Handschuhe getragen, nur das Allernötigste angefasst und darauf geachtet, genügend Abstand zu halten. „Aber man weiß ja nie“, sagt Rosa und reibt sich nervös die Hände.
10.25 Uhr: Ein Mann und ein Ehepaar haben sich zu den Wartenden dazugesellt, als ein weiterer Mann mit dunklen Haaren und einem schwarzen Arztkoffer um die Ecke eilt. Raschen Schrittes geht er zur Haustür und klingelt. Keine Antwort. Sein Name ist Francisco Reniers. Er ist Allgemeinmediziner und hat eine Praxis in Käerjeng. Für den Dienst hier im Infektionszentrum in Esch hat er sich freiwillig gemeldet. Wieder klingelt er. Immer noch keine Antwort.
Reniers setzt die Arzttasche ab, wartet einen Moment. Dann spricht er den jungen Mann an, der als Erster vor der Tür wartet. Er fragt, sein Allgemeinarzt ein Fax mit einer Überweisung verschickt habe. Nein, lautet die Antwort. Dann müsse sich der Patient zuerst an diesen wenden. „Hier sollen nur diejenigen hin, die wirklich akute Symptome haben und vielleicht ins Krankenhaus müssen.“ Dann wendet er sich an Rosa. Auch ihr Arzt hat kein Fax gesendet. Aber sie hält ihre Arztbescheinigung für einen zweiten Test wie einen Schild vor sich. „Die da drin haben mir vorhin gesagt, das wäre in Ordnung. Sie müssten nur warten, bis die Armee die Tests bringen würde. Das ist ja jetzt geschehen.“ Während der junge Mann das Feld räumt, beharrt Rosa auf ihrem Platz.
Fußverletzung kein Fall fürs Infektionszentrum
Der Mann hinter ihr muss ebenfalls gehen. Er sei eigentlich nur da, weil er sich am Fuß wehgetan hat. „Da können wir ihnen hier nicht weiterhelfen. Sie müssen zu ihrem Hausarzt. Das Zentrum ist nur für Patienten mit Verdacht auf Covid-19“, erklärt ihm Reniers mit ruhiger Stimme. Dann wendet er sich an das Pärchen, dass zu dieser Zeit das Ende der Schlange bildet. Ihr Hausarzt habe die beiden hierhin geschickt. Doch der wusste nicht, dass vorher ein Fax nötig sei. „Können Sie ihren Arzt anrufen? Ich gebe ihnen eine Nummer, an die er das Fax hinschicken kann.“
Gut durchorganisiert wirkt der Empfang am Infektionszentrum noch nicht. Das gibt auch Reniers zu. „Eine genau durchgetaktete Lösung gab es nicht. Wir mussten das in aller Eile auf die Beine stellen“, sagt der 51-jährige Arzt. „Wir müssen aber darauf achten, dass wir später im Wartesaal nicht möglicherweise infizierte Personen mit anderen zusammensetzen, die gar nicht hierhergehören.“ Deswegen habe man sich dazu entschieden, auf per Fax geschickte Überweisungen von Hausärzten zu setzen. „Das wurde erst gestern Abend entschieden. Seitdem haben wir so viele Kollegen wie möglich angerufen, um sie über die Prozedur zu informieren. Auch bei der Hotline haben wir Bescheid gegeben.“
„Wir können es schaffen“
Der Allgemeinarzt ist zuversichtlich, dass das Gesundheitssystem die Krise stemmen kann. „Wenn sich alle an die Vorschriften halten und die notwendigen Maßnahmen rechtzeitig ergriffen haben, dann können wir es schaffen. Wir müssen die Infektionsrate möglichst niedrig halten.“
10.40 Uhr: Reniers klingelt zum dritten Mal. Dieses Mal wird die Tür geöffnet. Der Mann, der seinen Kollegen begrüßt, ist nicht genau zu erkennen. Er trägt einen Schutzanzug aus weißem Tyvek, einem reißfesten und wasserdichten Stoff. Unter der Kapuze des Anzugs und hinter der Schutzbrille schweifen seine Augen über die wartenden Patienten. Der Rest des Gesichts ist von einem Mundschutz verdeckt.
Zwei Minuten vor Beginn der Untersuchungen werfen wir einen kurzen Blick ins Innere des Infektionszentrums. Zum Beantworten von Fragen haben die Helfer keine Zeit. Gleich neben der Tür befindet sich ein Tisch, darauf ein Stapel Formulare. Daneben warten zwei weitere Personen in Schutzanzügen. Links geht es in den Wartesaal mit blauen Plastikstühlen. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Gegenüber der Eingangstür befindet sich das Behandlungszimmer, ebenfalls ganz normal ausgestattet. Nur der blaue Schutzstoff über dem Stuhl, auf dem vermutlich der Patient Platz nehmen wird, ist anders als in normalen Arztpraxen. „Wir müssen anfangen“, heißt es dann.
11.00 Uhr: Rosa ist die erste Patientin. Zwei jüngere Männer haben sich währenddessen zu dem wartenden Ehepaar gesellt und werden von ihnen vorbeigelassen. „Wir warten noch auf den Anruf, dass das mit dem Fax nun klappt“, sagt Manuel, der neben seiner Frau steht. In der Praxis ihres Hausarztes habe niemand von der Prozedur gewusst. Sein langer graumelierter Bart wippt hin und her, als er leicht mit dem Kopf schüttelt.
Rückkehr aus Spanien
„Wir sind am Freitag aus Spanien zurückgekommen. An keiner Grenze irgendeine Kontrolle“, erzählt der 52-Jährige. Am Montag habe sich seine Partnerin Maggie dann nicht ganz gesund gefühlt. „Zunächst Kopfschmerzen und später Atemprobleme.“ Trotzdem sei die 45-Jährige zu ihrer Arbeit gegangen. Sie ist Verkäuferin. Als ihre Kollegen bemerkt hätten, dass es ihr nicht gut gehe, hätten sie sie dazu gedrängt, nach Hause zu gehen. Nach einem Telefongespräch mit ihrem Hausarzt habe der ihr geraten, sich ins Infektionszentrum zu begeben. Einer der jungen Männer vor ihnen betritt das Infektionszentrum. Hinter ihnen reihen sich zwei weitere Patienten ein.
11.30 Uhr: Während Maggie mittlerweile ebenfalls untersucht wird, muss Manuel vor der Tür warten. Die Warteschlange ist um drei weitere Personen gewachsen. Jeder achtet peinlich genau darauf, genügend Abstand zu halten. Viele haben Masken an. „Ganz ideal ist das hier nicht“, sagt Manuel. Er fände es besser, wenn die Untersuchungen in Zelten, etwa in Sporthallen, durchgeführt würden. „Von der einen Seite rein und zur anderen raus, schnell und unkompliziert“, schlägt er vor. „Bei Bierfesten haben sie ja auch schnell solche Zelte aufgerichtet.“
Der Himmel ist grau, doch noch ist kein Regen in Sicht. Wenn das Wetter umschlagen würde, würden hier vor dem Infektionszentrum die Kranken ungeschützt im Regen stehen.
Kein Millimeter ungeschützte Haut
Die Tür der „Maison médicale“ geht auf. Rosa erscheint. Sie ist nun mit einem Mundschutz ausgestattet und wirkt erleichtert. Innen sei alles gut verlaufen. „Wenn man reinkommt, muss man erst mal jede Menge Fragen beantworten. Wie man heißt, welche Symptome man hat, ob man mit anderen Infizierten in Kontakt war oder aus einem Risikogebiet kommt“, erzählt sie. Dann wäre sie gleich zum Arzt gelassen worden und anschließend auf das Virus getestet worden. „Das hat alles ohne Probleme geklappt. Sie sind sehr gut organisiert.“ Nun müsse sie erst mal abwarten: „Sie schicken mir das Ergebnis per E-Mail und per SMS.“
11.45 Uhr: Die Warteschlange ist wieder gewachsen. Neun Personen stehen am Eingang, als Maggie nun ebenfalls mit Mundschutz aus dem Zentrum rauskommt. In ihren Händen hält sie eine Broschüre, in der die Krankheit und die Quarantänemaßnahmen erklärt werden, sowie ihre Krankschreibung. „Von den Helfern drinnen sieht man kaum einen Millimeter ungeschützte Haut“, schildert sie ihre Eindrücke. Mehr als drei Patienten gleichzeitig seien nie im Inneren des Zentrums gewesen. „Während ich beim Arzt war, saß einer im Wartesaal und der andere war in dem Raum, in dem sie die Tests durchführen.“
Bei der Untersuchung habe man nichts ablegen dürfen. „Nur den Pullover sollte ich hochziehen, damit der Arzt die Lungen abhören kann. Danach hat er sofort das Stethoskop desinfiziert.“ Vorläufig seien sie und auch ihr Partner erst mal eine Woche in Quarantäne. „Und falls der Test positiv ist, werden daraus zwei.“ „Die Zeit werden wir schon rumkriegen“, sagt Manuel lachend, als sie zu ihrem Auto gehen.
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Wann gibt’s endlich einen Test ob man es schon hatte, dann könnte man in Spitälern aushelfen.
„Er fragt, sein Allgemeinarzt ein Fax mit einer Überweisung verschickt habe. “
Ein Fax? Ist der Arzt über 80?
Wenn Sie kein Fax (sic) haben, dann können Sie weiter Leute anstecken, guten Tag.
Ich würde lieber von einem Arzt behandelt werden, der nicht weiß was ein ‚Fax‘ ist.
Wenn man ein „Fax“ braucht, dann ist es kein Wunder, dass da bloß 2 Personen herumlungern, von denen ja schon einer mal kein Fax hat.
Dann könne sie die Bude gleich zu machen und das Personal sinnvoller einsetzen oder besser pensionieren.
Wat geschitt wann én dén Weekend krank fällt mat Féiwer an Glieder schwéier an Houscht an ech kommen net bei mein Hausdokter well dén dén Weekend net schafft,also get et och vum Doc kéen Fax fir ant Maison médicale??Dat sin Froen dé Leit gengen interessiéeren
Ech hunn lo och och am Wort gelies an op RTL.
Fir d’éischt musst Der e Fax kafen.
Dann e Generalist uruffen.
Dee faxt iech e Rezept dat Der braucht fir an d’Maison médicale ze fueren an do an d’Schlaang ze goen.
Dee gëtt Iech dann e Rezept mat dem der kënnt mam Auto op Jonglënster fueren fir Iech testen ze loossen.
Also, wann der kee Fax oder keen Auto hutt, da musst Der eben aner Leit virun ustiechen.