Chamber / So haben die Abgeordneten den ersten Tag in der Chamber erlebt
Fernand Etgen, David Wagner und Paul Galles gehören mittlerweile zu den erfahrenen Parlamentariern. Liz Braz, Luc Emering, Claire Delcourt und Meris Sehovic sind dagegen neu in der Politik. So haben die sieben Abgeordneten die Vereidigung in der Chamber erlebt.
Luc Emering und Liz Braz
Die beiden jüngsten Abgeordneten der neuen Chamber heißen Luc Emering (DP) und Liz Braz (LSAP). Ihnen wurde bei ihrer ersten Sitzung dann auch gleich die Ehre zuteil, die Sitzung zusammen mit Michel Wolter zu leiten. „Es war natürlich eine große Ehre“, sagt Liz Braz. Die Position der Vizepräsidenten sei vor allem eine zeremonielle, viel Arbeit oder Vorbereitung sei nicht von den beiden verlangt worden. „Wir waren beide auch ziemlich nervös für diesen Moment, den man ja nicht allzu oft im Leben erlebt.“ Luc Emering konnte dem nur zustimmen. „Auch wenn es nur eine ‚Formsache‘ war, war es natürlich eine große Ehre“, stimmt Emering Braz zu. „Eventuell kann man das noch einmal machen“, sagt Emering, „doch die Wahrscheinlichkeit sinkt natürlich“. „Hoffentlich kommen bei den nächsten Wahlen noch ein paar Jüngere nach“, lacht Braz.
Ob die beiden auch in Zukunft einander so zustimmen werden? „Ich hoffe natürlich, so oft wie nur möglich“, sagt Emering. „Nur weil man in der Opposition sitzt, heißt das nicht, dass man nicht doch mal miteinander abstimmt“, meint Braz. Möglich also, dass die beiden 27-Jährigen noch öfters auf einer Linie sein werden.
Claire Delcourt
Ein Tag, wie sie ihn nicht erwartet habe, strahlt Claire Delcourt nach ihrer ersten Sitzung ins Mikro des Tageblatt. Claire Delcourt wurde mit sechs anderen Mitgliedern der Chamber in die „Commission de la vérification des pouvoirs“ gewählt – und durfte an ihrem ersten Tag in der Chamber auch gleich ihren ersten Bericht als „Rapportrice“ ablegen. „Da gëtt een eben direkt an dat kaalt Waasser gepucht“, sagt Claire Delcourt im Anschluss an die Sitzung. Wem sie denn die Rolle als „Rapportrice“ zu verdanken habe? „Das war Claude Wiseler, der meinte, die Aufgabe falle dem oder der Jüngsten zu“, erklärt Delcourt mit einem Lächeln. Ihrer Parteikollegin Liz Braz vertraute die Abgeordnete aus dem Zentrumsbezirk noch beim Mittagessen an, dass sie eigentlich nicht in die Kommission gelost werden will. Nervös war sie dann trotzdem nicht. „Nein, währenddessen hat sich die Nervosität gelegt“, meint Delcourt.
Meris Sehovic
Meris Sehovic fällt vor der Chamber seiner Familie in die Arme, bevor er auch noch seine Co-Präsidentin Djuna Bernard und die ehemalige Grünen-Abgeordnete Chantal Gary umarmt. Hinter Sehovic liegen turbulente und aufwühlende Wochen. Er wurde erstmals direkt ins Luxemburger Parlament gewählt, während seine Grünen eine historische Schlappe einstecken mussten. „Ich bin natürlich sehr stolz auf mein persönliches Resultat“, sagt der frisch vereidigte Abgeordnete Sehovic im Anschlus an die Sitzung gegenüber dem Tageblatt. Gleichzeitig seien die Verluste der Grünen und die daraus folgenden Konsequenzen natürlich sehr schwer zu ertragen. Dennoch überwiegt am Dienstag der Stolz. „Ich bin als Flüchtlingskind mit meinen Eltern nach Luxemburg gekommen und freue mich, die Luxemburger Politik und Gesellschaft in den kommenden fünf Jahren mitgestalten zu können.“
Paul Galles
„Abgeordneter zu sein ist eine Ehre und ein Auftrag“, sagt Paul Galles nach seiner Vereidigung. Wenn er seinen Eid als Abgeordneter ablege, sei das ernst gemeint und er wolle sich demnach in den Dienst der Bürger stellen. Ob als Abgeordneter oder Minister, will Galles nicht sagen. „Das liegt nicht in meinen Händen“, sagt der CSV-Politiker. Vor der Chamber hatten auch Klimaforscher ihre Zelte aufgeschlagen, um die alten und neuen Abgeordneten über den aktuellen Stand der Klimaforschung zu informieren. Auch Paul Galles war Gast im Zelt der Wissenschaftler. „Es ist ein Thema, das mich interessiert und bewegt“, sagt Galles. „Ein Thema, das jetzt schon, aber auch in Zukunft enorm wichtig wird.“
David Wagner
David Wagner kennt die Chamber mittlerweile, war er doch auch schon in der vergangenen Legislaturperiode für die Linken gewählt worden – musste durch das Rotationsprinzip der Linken das Hohe Haus Mitte der Legislaturperiode jedoch wieder verlassen. „Man ist daran gewohnt und doch hat man ein anderes Leben, wenn man nicht in der Chamber sitzt“, sagt Wagner. Zudem habe er seine letzten Jahre in der Chamber aufgrund von Corona ja vor allem im Cercle Cité verbracht. Er wolle da weitermachen, wo die Linken zuletzt aufgehört hatten: „Bei den Fragen der Arbeit, des Klimas und des Logement.“
Fernand Etgen
Fernand Etgen hat der ersten Chambersitzung der neuen Legislatur nicht mehr wie gewohnt als Chamberpräsident, sondern als „normaler“ Abgeordneter beigewohnt. „Die erste Sitzung in der Chamber ist jedes Mal wieder ein schönes Erlebnis“, sagt der DP-Politiker im Gespräch mit dem Tageblatt. „Es ist auch immer wieder schön, wenn neue Abgeordnete vereidigt werden – und dieses Jahr sind es besonders viele.“ Ob er das Amt des Parlamentspräsidenten auch weiterhin ausüben wolle? „Es ist ein Mandat, das ich sehr gerne ausgeübt habe“, weicht Etgen aus. Seinem abschließenden Satz ist jedoch zu entnehmen, dass ein Wechsel an der Spitze der Chamber bevorstehen könnte. „Ich bin ein genügsamer Mensch und gebe mich auch mit weniger zufrieden.“ Auf den Wahlkampf zurückblickend meint Etgen, dass Luxemburg einen „ganz fairen Wahlkampf“ erlebt habe.
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