Wahl in Frankreich / So haben die Grenzgemeinden gewählt
Zweimal absolute Mehrheit im ersten Wahlgang und einen Kandidaten in jeder Stichwahl. Die Ausgangssituation für den Rassemblement National in der Großregion war günstig. So haben die französischen Gemeinden an der luxemburgischen und deutschen Grenze gewählt.
Für die Kandidaten des Rassemblement National (RN) in der Großregion sah es am Sonntag nach einer sicheren Bank aus. Zum einen, weil die beiden Départements Meurthe-et-Moselle und Moselle seit Jahren ein Kraftzentrum der Rechtsextremen sind. Zum anderen, weil der RN in zwei Wahlbezirken bereits im ersten Wahlgang der französischen Parlamentswahlen am 30. Juni eine absolute Mehrheit erreicht hatte. Kévin Pfeffer und Alexandre Loubet aus den grenznahen Wahlbezirken von Forbach bzw. Bouzonville und Saint-Avold verteidigten ihre beiden bei den vergangenen Wahlen 2022 gewonnenen Sitze in der Nationalversammlung aus dem Stand.
Auch in den dreizehn restlichen Wahlbezirken war die Ausgangslage vor der zweiten Wahlrunde am Sonntag gut für Marine Le Pens RN. In jeder einzelnen „circonscription“ ging ein rechtsextremer Kandidat in die Stichwahl. Doch die republikanische Front hielt auch in den französischen Grenzregionen zu Luxemburg und Deutschland.
Am Ende konnte sich der RN lediglich in vier Wahlbezirken durchsetzen, in neun Stichwahlen verloren die rechtsextremen Kandidaten gegen ihre Konkurrenten. Zwei Sitze im Parlament holte der RN im östlichsten und westlichsten Teil von Moselle, der fünften „circonscription“ von Sarreguemines und Bitche an der Grenze zum Saarland und in der achten „circonscription“ an der Grenze zur Luxemburg westlich von Thionville. Auch die beiden nördlichen Wahlbezirke im Département Meurthe-et-Moselle gingen an die Kandidaten des RN, von Villerupt an der luxemburgischen Grenze bis Pont-à-Mousson bei Nancy. Zusammen mit den beiden in der ersten Wahlrunde gewonnenen Mandaten schickt der RN also insgesamt sechs Vertreter aus der französisch-luxemburgisch-deutschen Grenzregion nach Paris – die meisten von allen Parteien.
Grenzgemeinden gehen (fast) alle an RN
In Meurthe-et-Moselle konnten sich am Sonntag hingegen in drei von sechs Wahlkreisen linke Kandidaten durchsetzen. In den beiden „circonscriptions“ von Nancy siegte der Nouveau Front Populaire (NFP). Eine interessante Randnotiz: Die zweite „circonscription“ (Nancy-West) war der einzige Wahlbezirk in den beiden grenznahen Départements, in denen drei Kandidaten in die Stichwahl gingen. Emmanuel Lacresse, Kandidat von Ensemble und nach dem ersten Wahlgang Zweitplatzierter hinter Stéphane Hablot vom NFP, hatte seine Kandidatur für den zweiten Wahlgang nicht zurückgezogen. Auch ohne republikanische Front reichte es hier für einen Sieg des Linksbündnisses. Der NFP kommt damit auf zwei Sitze aus der Großregion. Im westlichsten Wahlbezirk von Meurthe-et-Moselle um Toul setzte sich außerdem mit Dominique Potier ein linker Kandidat und aktueller Abgeordneter durch, der jedoch nicht für den NFP angetreten war.
Auch die Republikaner konnten sich zwei Sitze sichern, sie gewannen weiter entfernt von der luxemburgischen und deutschen Grenze im Südosten von Meurthe-et-Moselle und im Süden von Moselle die Stichwahl gegen die Kandidaten des RN. In Metz sicherte sich die Europaabgeordnete Nathalie Colin-Oesterlé von den „Centristes“ einen Sitz in der Nationalversammlung. Auch drei Vertreter von Emmanuel Macrons Regierungslager Ensemble konnten sich in Stichwahlen im Departement Moselle gegen ihre rechtsextremen Konkurrenten durchsetzen. In den „circonscriptions“ eins und zwei in den westlichen Außenbezirken von Metz gewannen die liberalen Kandidaten ebenso wie in der Nähe der luxemburgisch-deutschen Grenze bei Thionville – die einzige Grenzgemeinde Richtung Deutschland oder Luxemburg, die nicht in die Hände des RN fiel.
Was den Gesamtanteil der Stimmen angeht, so lagen die Rechtsextremen in den beiden Grenz-Départements – so wie auch im Rest von Frankreich – vor allen anderen Parteien an der Spitze. Dass am Ende dennoch nur sechs Wahlbezirke an den RN gingen und neun an die vereinte Konkurrenz der republikanischen Front, ist der Eigenart des französischen Wahlsystems geschuldet.
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