Nachgefragt / So haben sechs Gemeinden das Glatteis erlebt
Glatte Straßen und Gehwege haben Luxemburg am Mittwoch heimgesucht – überrascht wurde davon niemand. Im Gegenteil: Die Kommunen hatten sich gut auf den vorhergesagten Eisregen vorbereitet. Das bestätigten sechs Gemeindeverantwortliche dem Tageblatt.
Differdingen: Erster Schöffe Tom Ulveling
„Wir sind sehr glimpflich davon gekommen“, sagt der erste Schöffe der Gemeinde Differdingen, Tom Ulveling (CSV), auf Nachfrage hin. Er wisse nur von einem einzigen leichten Unfall. Eine Person wollte sich ein Zertifikat bei der Verwaltung abholen; auf der Treppe zum Gemeindehaus sei sie ausgerutscht und habe sich am Fuß verletzt. Sie sei in Turnschuhen unterwegs gewesen, fügt Ulveling hinzu. „Die meisten Leute haben sich allerdings an die Aufforderung der Regierung gehalten und sind zu Hause geblieben. In den Straßen von Differdingen war es heute Morgen schon etwas gespenstisch. Es war kaum ein Auto zu sehen, alle Parkplätze waren frei. Es war noch ‚schlimmer’ als im Sommer.“
Die Gemeinde hatte jedem Angestellten erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten, sofern er nicht mit dem Zug fahren oder zu Fuß zur Arbeit gehen konnte. Nicht nur die Kinder hatten schulfrei in Differdingen, auch die Kurse für Erwachsene wurden abgesagt. „Es sind aber trotzdem noch 57 Kinder in ihrer Schule erschienen. Damit waren mehr Lehrer dort als Kinder. Die meisten Lehrer konnten also auch nach Hause geschickt werden.“
Die Straßen seien allerdings stets eisfrei gewesen: „Unser Streudienst war seit zwei Uhr heute Morgen im Einsatz, und ist es auch weiterhin regelmäßig. Wie viel Salz insgesamt verbraucht wurde, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass mir der Verantwortliche gesagt hat, dass fast alles Salz aufgebraucht wurde.“ (cmol)
Düdelingen: Bürgermeister Dan Biancalana
In allen Abteilungen der Gemeindeverwaltung war am Mittwoch die Präsenz mindestens einer Person sichergestellt, sagt Bürgermeister Dan Biancalana. „Nur die Tour der Müllabfuhr mussten wir absagen; sie wird am Samstag nachgeholt. Das Personal konnte so für die Salzstreuung eingesetzt werden.“
Rund 20 Tonnen Salz habe der zuständige Dienst der Gemeinde am Mittwoch verstreut, auf den Hauptstraßen, aber auch auf den Bürgersteigen. „Es sind aber noch Reserven vorhanden“, sagt Biancalana. Die Hauptverkehrsachsen seien zwar eisfrei gewesen, trotzdem habe es sehr wenig Verkehr auf den Straßen gegeben.
Gleich nach der offiziellen Warnung Dienstagabend hätten sich die Verantwortlichen in einer Konferenzschaltung beraten und den Ablauf des folgenden Tages koordiniert. „Normalerweise hat die Gemeinde mittwochs bis 19.00 Uhr geöffnet, dieses Mal aber nur bis 17.00 Uhr.“ Etwas mehr Arbeit hätte das Empfangspersonal gehabt, weil viele Bürger angerufen hätten und Informationen zur Situation wollten.
Obwohl die Kinder „Kälteferien“ hatten, nahmen doch einige Eltern die Möglichkeit der Beaufsichtigung in der Schule wahr. So seien in den Kitas etwa 23 Prozent der Kinder präsent gewesen, in den „Maisons relais“ waren es 6,6 Prozent. 72 von insgesamt 1.900 Kindern waren am Morgen in ihrer Schule. (cmol)
Ettelbrück: Bürgermeister Bob Steichen
„Am Dienstagabend liefen die Vorbereitungen auf das, was uns in puncto Wetterlage am Mittwoch erwarten sollte, auf Hochtouren“, so der Ettelbrücker Bürgermeister, Bob Steichen, am Mittwochnachmittag auf unsere Anfrage hin. „Als wir von offizieller Seite in Kenntnis gesetzt wurden, dass der gesamte Schulbetrieb inklusive Schultransport abgesagt wurde, haben wir sofort unseren Plan aktiviert, den wir hier in Ettelbrück seit Jahren für solche Fälle haben. Das lief meinen Informationen nach reibungslos ab.“
Was die verschiedenen Gemeindedienste anbelangt, hatte man den Mitarbeitern ans Herz gelegt, von zu Hause aus zu arbeiten. „Natürlich konnten wir das nur in den Bereichen, wo es möglich war. Es gibt nun mal Gemeindeämter, die auch an solchen Tagen besetzt sein müssen.“
In Sachen Streugut verfüge die Gemeinde stets über eine gewisse Reserve. Trotzdem hätte man zusätzlich Streusalz über den Verband in Belgien geordert, das aber bis zum Mittwochnachmittag nicht geliefert wurde. Ab 4 Uhr in der Nacht zum Mittwoch seien die gemeindeeigenen Streufahrzeuge ununterbrochen im Einsatz gewesen. „Wir wissen im Momentaber noch nicht, was am späten Abend bzw. in der Nacht zum Donnerstag noch auf uns zukommt“, so ein Verantwortlicher des technischen Dienstes. (roi)
Clerf: Bürgermeister Georges Keipes
„Das vorausgesagte Chaos blieb glücklicherweise aus“, so der Clerfer Bürgermeister Georges Keipes. In der flächenmäßig zweitgrößten Gemeinde Luxemburgs hatte man bereits am Dienstagabend Streufahrzeuge im Einsatz. „Wir haben hier oben öfters mit solchen Wetterkapriolen zu tun, als das in anderen Landesregionen der Fall ist. Wir sind auf Schnee, Glatteis usw. gut vorbereitet und können zudem auf ein gut eingespieltes Team zählen, wenn es darum geht, solche Situationen zu meistern.“
Auch in Clerf hatte man die Eltern, das Lehrpersonal sowie die Busunternehmen, die den Schultransport absichern, frühzeitig über das Ausfallen des Unterrichts in Kenntnis gesetzt, dies über alle zur Verfügung stehenden Kanäle.
Es habe den ganzen Mittwoch über keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, so Georges Keipes weiter. Was die Belegung der einzelnen Gemeindebüros anbelangte, habe man lediglich die besetzt, die unbedingt notwendig waren. Dem Rest des Personals habe man bereits am Dienstagabend ans Herz gelegt, soweit wie machbar von zu Hause aus zu arbeiten. „Wir hatten schon schlimmere Wintertage hier in Clerf“, gab der Bürgermeister abschließend zu verstehen. (roi)
Echternach: Bürgermeisterin Carole Hartmann
Die Gemeindeverwaltung der Abteistadt funktionierte am Mittwoch lediglich mit einer reduzierten Mannschaft. „Alle Dienstleistungen wurden trotz der Warnung des Krisenstabes bis 14 Uhr angeboten. Danach konnten die Arbeitnehmer früher nach Hause fahren als sonst“, erklärt Carole Hartmann, Bürgermeisterin. Eine Entscheidung, die von den meisten Einwohnern akzeptiert wurde. So kamen am Mittwoch lediglich acht Bürger ins Echternacher Rathaus.
Anders sah es jedoch bei den Streumannschaften der Gemeinde aus: „Alle verfügbaren Mannschaften inklusive Verstärkung haben am Mittwochmorgen für freie Straßen in der Gemeinde gesorgt. Soweit ich gehört habe, hat das alles einwandfrei geklappt“, so Hartmann weiter. Wegen der Unwetterwarnungen blieben auch in Echternach alle Schulen geschlossen. „Zwölf Kinder waren trotz Schließung in die Grundschule gekommen. In die ‚Maison relais’ kamen noch einmal elf Kinder. Diese Kinder wurden trotz allem von Betreuern aus dem Bereitschaftsdienst betreut“, so Hartmann. Für Donnerstag gelten keine Einschränkungen mehr. (AH)
Grevenmacher: Bürgermeisterin Monique Hermes
Die CSV-Bürgermeisterin Monique Hermes zieht ein überaus positives Fazit des gestrigen Tages. Die Gemeinde hat das Winterwetter mit Eis und Schnee sehr gut bewältigt. Bis 23.00 Uhr am Abend zuvor hat sie, zusammen mit der beigeordneten Sekretärin, alles organisiert, damit die Dienste der Gemeinde auch bei außergewöhnlichen Wetterlagen funktionieren konnten.
Die Bürgermeisterin traf am Mittwochmorgen um acht Uhr pünktlich zu Fuß im Büro ein. Ihre Spikes hatte Monique Hermes zwar unter den Schuhen, aber sie hat sie nicht mal gebraucht, sagt sie. Es war gut gestreut. Schon am Dienstagabend waren vier Gemeindemitarbeiter unterwegs, um zu streuen. Am gestrigen Tag waren nochmals zehn Gemeindemitarbeiter unterwegs, um die Streuarbeiten fortzusetzen.
„Bei unseren Gassen ist es am schwierigsten“, sagt sie. „Da kommt der Frost von unten und sie nehmen das Salz nicht so gut an“. Zehn Tonnen Salz insgesamt hat die Gemeinde verstreut. Ein gutes Dutzend ihrer Mitarbeiter hat vor Ort alle kommunalen Dienste aufrechterhalten. Die wenigsten waren im Home-Office. In der Grundschule gab es gestern wohl ein einmaliges Ereignis: 23 Lehrer waren vor Ort, aber nur 30 Kinder. Normalerweise sind es 470 Kinder.
Und von den täglich rund 320 Essen in der „Maison relais“ wurden gestern nur 27 verzehrt. Besondere Zwischenfälle gab es ebenfalls nicht. „Ich bin richtig stolz, dass wir das so hingekriegt haben“, sagt eine glückliche Rathauschefin. „Ich habe gerade alle Mitarbeiter im Namen des Schöffenrates in einer langen Mail gelobt.“ (wie)
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