Humanitärer Einsatz / So hilft Luxemburg im Erdbebengebiet in Syrien und der Türkei
Vor einigen Tagen bebte in der Türkei und in Syrien die Erde. Seitdem dominieren Bilder der Verwüstung die Aktualität. Auch Luxemburg trägt seinen Teil zur Hilfe vor Ort bei.
Anfang der Woche hat ein Erdbeben der Stärke 7,8 samt zahlreichen Nachbeben die Türkei und Syrien erschüttert. Die Folgen sind verheerend: Ganze Gebäude fielen zusammen und beinahe 23.000 Tote wurden bisher verzeichnet. Diese Zahl dürfte in den kommenden Tagen weiter steigen. Zahlreiche Länder mobilisierten Soforthilfe. Auch Luxemburg: Zwei Feuerwehrmänner des hiesigen „Humanitarian Intervention Team“ (HIT) sind inzwischen im Süden der Türkei, in Hatay, nahe der Grenze zu Syrien angekommen. Und noch ein weiterer Logistikexperte wurde laut einer Ankündigung des Innenministeriums vom Samstag in das Gebiet entsandt.
„Das sind keine hauptberuflichen Feuerwehrleute, sondern Freiwillige. Sie werden von ihren Vorgesetzten während dieser Zeit freigestellt“, erklärt Gilles Hoffmann von der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Angelegenheit beim Außenministerium. Er ist Koordinator der Plattform „emergency.lu“ – einem mobilen Satellitensystem, das bei Katastrophen zum Einsatz kommt, wenn Telekommunikationsmittel nicht mehr funktionieren.
Wir sind ein kleines Land und können trotzdem unseren Teil beitragenKoordinator der Plattform „emergency.lu“
Das ist in der Türkei aktuell der Fall: „Anrufen geht zum Teil noch, das Internet allerdings nicht. 3G oder 4G funktionieren nicht.“ Bereits am Dienstagabend hat sich deshalb ein freiwilliger Experte für Informations- und Kommunikationstechnologien des HIT vom „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) mit dem Flugzeug auf den Weg in die türkische Hauptstadt Ankara gemacht. Mit der mobilen Plattform im Gepäck, wie Gilles Hoffmann beschreibt: „Das Satellitensystem ist eher klein und passt in vier Koffer. Also mehr als man normalerweise mit in den Urlaub nehmen würde, aber das lässt sich schon alles in einem normalen Passagierflugzeug transportieren.“
Unterwegs auf zerstörten Straßen
Von Ankara aus ging es dann auf zerstörten Straßen zum mehr als 700 Kilometer entfernten Hatay. „Das war schwierig, auch wegen des vielen Verkehrs“, berichtet Hoffmann. Inzwischen ist das System aber installiert und operationell, sodass die Arbeit der Vereinten Nationen zur Bewertung und Koordination der Katastrophenhilfe (Undac) vor Ort nun etwas leichter wird. Denn: „Videokonferenzen, Teams und so weiter – ein funktionierender Zugang zur Kommunikation ist wichtig“, betont Hoffmann. „Ohne ist die Koordination der Hilfe nicht möglich.“
Am Donnerstag hat sich ein weiterer Freiwilliger des humanitären Interventionsteams vom CGDIS auf den Weg in das Katastrophengebiet gemacht. Von Finnland aus ist der Logistikexperte gemeinsam mit anderen Hilfskräften nach Hatay gekommen und beteiligt sich dort an der Installation eines Basislagers. „Es wird unter anderem eine Art Büro aufgebaut, damit die Menschen der UNO in einem halbwegs normalen Umfeld arbeiten können. Wegen der Nachbeben halten die meisten sich momentan nicht in Gebäuden auf“, erklärt Hoffmann. Stattdessen wird bei niedrigen Temperaturen in Zelten gearbeitet.
Dass die Hilfskräfte aus Luxemburg nur in der Türkei und nicht in Syrien aktiv sind, hat laut Gilles Hoffmann Gründe: „Wegen der Sicherheit ist es aktuell nicht einfach, Freiwillige nach Syrien zu schicken. Zudem erhält man auch keinen Zugang, sodass es nicht möglich ist, unsere Leute aus Luxemburg direkt in das betroffene Gebiet zu schicken.“ Nicht nur für Luxemburg ist die Hilfe in Syrien schwer, auch andere Länder stehen vor den gleichen Problemen. Der Koordinator von „emergency.lu“ weist darauf hin, dass man außerdem nur auf Anfrage aktiv werde und die Türkei eben um internationale Hilfe gebeten hat.
Finanzielle Unterstützung
Da sind laut Gilles Hoffmann auch weitere Unterstützungsmaßnahmen in Planung, zu denen er zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr erzählen kann. „Neben den Aktionen vor Ort wie dem Einsatz von emergency.lu versuchen wir außerdem immer Partnerorganisationen finanziell zu unterstützen. Das ist auch jetzt der Fall.“ Und so gibt es laut Pressemitteilung der „Direction de la coopération au développement et de l’action humanitaire“ finanzielle Unterstützung für Luxemburger Hilfsorganisationen – wie „Care in Luxembourg asbl.“, „Fondation Caritas Luxembourg“ oder „Handicap International Luxembourg“.
Außerdem sollen 500.000 Euro an die „Fédération internationale des sociétés de la Croix-Rouge et du Croissant-Rouge“ (FICR) gehen – also an den Dachverband aller Organisationen des Roten Kreuzes. Zudem leistet Luxemburg jährlich einen Beitrag zum sogenannten „Fonds d’urgence pour les réponses aux catastrophes (DREF)“ der FICR, von dem bereits drei Millionen Schweizer Franken bereitgestellt wurden. Der jährliche Beitrag zum „Fonds central d’intervention pour les urgences himanitaires (CERF) soll garantieren, dass die Hilfe der Vereinten Nationen so schnell wie möglich bei den Betroffenen ankommt. Insgesamt 25 Millionen US-Dollar sollen daraus für die humanitäre Hilfe in den Gebieten bereitgestellt werden.
Wo hierzulande gespendet werden kann
ADRA Luxembourg: Betreff „Turquie/Syrie“, LU59 1111 2415 8656 0000
CARE Luxembourg: Betreff „Urgence Turquie/Syrie“, LU85 0019 2955 6050 3000
Caritas Luxembourg: Betreff „Erdbeben“, LU34 1111 0000 2020 0000
Croix-Rouge luxembourgeoise: Betreff „Séisme Turquie/Syrie“, LU52 1111 0000 1111 0000
Handicap International Luxembourg: Betreff „Séisme“, LU47 1111 0014 2062 0000
Médecins du monde: Betreff „Urgence Turquie/Syrie“, LU75 0020 0100 0005 0700
Médecins sans frontières Luxembourg: Betreff „Fonds d’urgence“, LU75 1111 0000 4848 0000
Unicef Luxembourg: Betreff „Séismes Syrie“, LU38 1111 0000 1818 0000
Ob nun durch die Präsenz vor Ort oder das Bereitstellen finanzieller Mittel, allgemein drückt sich die Hilfe, die Luxemburg leistet, laut Gilles Hoffmann oft in der Unterstützung der helfenden Organisationen aus. „Wir sind ein kleines Land und können trotzdem unseren Teil beitragen. Dafür werden wir im internationalen Kontext auch respektiert.“ Er geht davon aus, dass der Einsatz lange gehen wird. Und auch dann noch andauern wird, wenn sich der Fokus von Medien und Öffentlichkeit auf ein anderes Thema verlagern wird. „Die Menschen, die das überlebt haben, haben alles verloren. Hilfe wird noch lange gebraucht.“
- „Gibt noch viel zu tun“: Lydie Polfer äußert sich zur Sicherheit an Zebrastreifen - 20. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde legt Berufung ein - 18. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde will am Montag reagieren - 15. November 2024.
Just 3 Leit schecken mer? Op verschiedenen Photoen an der Presse stoungen der mei drop. Et as vir dech ze schummen.