Editorial / So nah und doch so fern: Luxemburg muss noch nachbessern in Sachen Gleichberechtigung
Den März kann man mit Fug und Recht als Monat der Frauenrechte und der Gleichberechtigung bezeichnen. Immerhin ist morgen, am 8. März, der Internationale Tag der Frauen und am 14. März der Tag der Lohngleichheit. Dementsprechend dominieren natürlich auch Diskussionen rund um das Thema die Nachrichten. Während sich unter anderem die Plattform JIF mit ihren Forderungen auf den großen Frauenstreik am Mittwoch vorbereitet, hat die nationale Statistikbehörde Statec am Montagmorgen Zahlen veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass Frauen mittlerweile in Luxemburg mehr verdienen als Männer.
Ist die Gleichberechtigung also erreicht? Können wir den Aktivistinnen am Mittwoch sagen, sie sollen alle wieder zurück nach Hause marschieren, da es eh keine Probleme mehr gibt? Müssen wir sogar in den nächsten Jahren für Männerrechte auf die Straße gehen?
Von wegen! Wer sich ein wenig tiefergehend mit der Gleichstellung beschäftigt und dabei nicht nur aufs Geld schaut, sieht schnell ein, dass es seinen Grund hat, weswegen Frauen immer noch für echte Gleichberechtigung kämpfen müssen.
Ja, beim Geld steht Luxemburg gut da. Das zeigen nicht nur die Statec-Zahlen, sondern das geht auch aus dem Gender Equality Index der EU hervor. 2022 erreichte Luxemburg hier 92,9 Punkte von 100 – und liegt seit Jahren bei einem ähnlichen Wert. Frauen finden sich im Großherzogtum immer mehr in gut bezahlten Stellen wieder – und gerade jüngere Frauen können sich richtig gute Karrieren aufbauen. Doch viele ältere Frauen, die in Rente gehen, werden am Ende für die Lohndiskriminierungen in ihrem Leben abgestraft.
In Sachen Arbeit ähnelt die Gleichberechtigung auch heute noch einem ungleichen Hürdenlauf. Hier spielt auch mit rein, dass ein Großteil der CARE-Arbeit, also Tätigkeiten des Sorgens und sich Kümmerns, die nicht entlohnt werden, von Frauen geleistet werden. 41 Prozent der Personen, die sich täglich um einen von ihnen abhängigen Menschen (Kinder, ältere Personen, Menschen mit Behinderungen) kümmern, sind Frauen, nur 36 Prozent sind Männer. Frauen sind auch deutlich häufiger für den tagtäglichen Haushalt zuständig – 78 Prozent gegenüber 39 Prozent bei den Männern. Hingegen haben Männer offenbar mehr Zeit für ihre Privatinteressen. Sie sind häufiger in Freiwilligenarbeit engagiert (22 Prozent zu 10 Prozent) und verfolgen häufiger Freizeitaktivitäten, wie z.B. Sport (46 Prozent zu 37 Prozent)
Am schlechtesten schneidet Luxemburg beim Equality Index im Bereich „Macht“ ab – Männer stellen immer noch die überwältigende Mehrheit. Frauen machen sowohl in Regierungsposten wie im Parlament nur ein Drittel der Posten aus. Auf Gemeindeebene sogar nur grob ein Viertel der Posten. In den Verwaltungsräten von Unternehmen sind Männer ebenfalls deutlich in der Mehrheit. Einzig bei den Verwaltungsräten von Forschungsorganisationen sind Frauen mehr vertreten (55,6 Prozent zu 44,4 Prozent). Trotz der Zahlen des Statec gilt: Wer sich für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau einsetzen möchte, sollte am 8. März am Frauenstreik teilnehmen.
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