Gemeinderat Esch / So soll es mit der Kultur nach Esch2022 weitergehen
Nach Esch2022 gilt es, das kulturelle Vermächtnis zu bewahren. Damit das geschieht, hat die Stadt Esch ihren kulturellen Entwicklungsplan („Connexions“) aktualisiert und auf die Jahre 2022 bis 2027 ausgedehnt. „Connexions II“ war am Mittwoch das Hauptthema der zweiten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause.
Das, was dem Gemeinderat am Mittwoch von Kulturschöffe Pim Knaff (DP) vorgestellt wurde, ist der kulturelle Fahrplan der nächsten fünf Jahre, keine Strategie. Die wird in nächster Zeit zusammen mit den Kulturschaffenden ausgearbeitet und Ende des Jahres im Detail vorgestellt. Trotzdem ließ Knaff keinen Zweifel an der Bedeutung, sprach er doch vom vielleicht wichtigsten Tag nach dem 10. November 2017. Dem Tag, als Esch den Zuschlag als Europäische Kulturhauptstadt 2022 bekam.
Das Kulturjahr biegt so langsam in die Zielgerade ein, und es gilt, die Zeit danach vorzubereiten. U.a. müssen die vielen neuen kulturellen Hotspots vom Ariston über das Bâtiment4 und Bridderhaus bis hin zur Konschthal über das Kulturjahr hinaus mit Leben gefüllt werden. Das Ziel des Kulturentwicklungsplans „Connexions“ von 2017 war, Esch bis 2027 als kulturellen Anziehungspunkt der gesamten Region zu etablieren. „Connexions II“ baut darauf auf. Erst werden übergeordnete Zwecke definiert, die dann zu spezifischen Zielen führen. Diesmal gibt es vier Zwecke, die sich in insgesamt 14 Zielen widerspiegeln. Beim ersten Zweck geht es darum, das Erbe (von Esch2022) zu bewerten und zu zementieren. Zweck zwei kümmert sich um die kulturelle Verwaltung. Hier geht es um Themen wie die Weiterbildung der Protagonisten und die Einbindung der Einwohner. Komplett neu sind derweil die Zwecke drei und vier: Umwelt und Kultur sowie Gesundheit und Kultur. Letzteres kümmert sich um Themen wie das Wohlbefinden des Publikums oder aber die Inklusion.
Laut Daliah Scholl (DP), Präsidentin der Kulturkommission, hat Esch die Kultur zu einer Marke gemacht. Sie unterstrich die kulturelle Vorreiterrolle der Stadt. Laurent Biltgen („déi Lénk“) war weniger euphorisch. Zwar begrüßte er, dass es jetzt zu einer Standortbestimmung komme, für die Linke sei das Kulturjahr aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Er erinnerte an die Entlassung der Koordinatoren, das Hickhack um den Kauf des Ariston und die Vorwürfe von Théid Johanns (Cueva) in Richtung Schöffenrat. Gewünscht hätte er sich eine verstärkte Thematisierung der Rolle von „frEsch“, zudem bemängelte er die fehlende Interaktion mit dem nationalen Kulturentwicklungsplan. Die Motion der Linken, sich an die Charta des Kulturministeriums anzuschließen, wurde später vom Gemeinderat genauso einstimmig angenommen wie „Connexions II“. Joëlle Pizzaferri (LSAP) regte derweil eine stärkere Einbindung des Vereinswesens an. Das würde nämlich nicht genügend wertgeschätzt und finde im Kulturentwicklungsplan keine Beachtung. Mandy Ragni („déi gréng“) lobte die neuen Ziele im ökologischen und gesundheitlichen Bereich, während Bruno Cavaleiro (CSV) das verbindende Element der Kultur unterstrich und davon sprach, die Latte noch höher legen zu wollen.
„Syndicat d’initiative“: Offene Rechnungen über 150.000 Euro
Die Diskussionen über eine außerordentliche Bezuschussung des „Syndicat d’initiative“ (SI) hatten bereits in der letzten Gemeinderatssitzung begonnen. Da lagen aber noch keine detaillierten Zahlen auf dem Tisch. Das SI hatte sich mit zwei Veranstaltungen verkalkuliert. So verzeichneten der „Kölsche Owend“ und das „Culture Forest Festival“ nicht den erhofften Publikumserfolg, sodass nun rund 152.000 Euro in der Kasse fehlen, um offene Rechnungen zu begleichen. „Wir lassen sie nicht hängen, aber so etwas darf nicht mehr vorkommen“, hatte Pim Knaff gesagt.
Das SI habe bereits Konsequenzen gezogen und wird sich eine professionelle Buchführung zulegen. Auch wird man in Zukunft nicht mehr den traditionellen „Krëschtmoart“ sowie das LOA-Festival mitorganisieren. Das fällt dann in die Zuständigkeit des Wirtschaftsdienstes der Gemeinde. Ben Funck (LSAP) machte in der letzten Sitzung auf die substanzielle Erhöhung des Zuschusses für das „Syndicat d’initiative“ der letzten Jahre aufmerksam (2022: 400.000 Euro). Am Mittwoch sprach Parteikollege Jean Tonnar von einem „starken Stück“. Er hoffe auf ein Audit. Bei der Abstimmung lehnten die LSAP-Räte die Budgeterweiterung ab, da sie sich weitere Informationen wünschen, während sich Laurent Biltgen enthielt.
Nächste Woche findet die Generalversammlung des SI statt, bei der sich dem Vernehmen nach einige Mitglieder des Vorstands zurückziehen werden, angefangen mit Präsident Jacques Muller. Sekretärin Brigitte Bintz war bereits zurückgetreten. (P.M.)
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