Arnaud Bordi / So stellte der Jeunesse-Trainer die Weichen auf Sieg
Arnaud Bordi und seine Jeunesse-Spieler sind derzeit die Männer der Stunde. Nach fünf Siegen in Folge stehen die Escher auf Platz fünf. Im Tageblatt-Interview erklärt der Trainer des Rekordmeisters, wie er seine Mannschaft mit Geduld in die richtige Spur brachte.
Tageblatt: Herr Bordi, innerhalb eines Monats haben Sie mit der Jeunesse den Sprung von Platz 15 auf Rang fünf geschafft. Überrascht es Sie selbst, dass Ihre Mannschaft in der Lage war, fünfmal nacheinander zu gewinnen?
Ich bin nicht überrascht, da wir wussten, dass Qualität in der Mannschaft steckt und wir in der Hinrunde viele Spiele nur durch Details verloren haben. Trotzdem bin ich aber auch überrascht, dass wir innerhalb eines Monats zehn Plätze gut machen konnten. Fünf Spiele in Folge zu gewinnen, ist eine tolle Serie. Dahinter steckt eine Menge Arbeit, aber auch eine Portion Glück. Die Geduld, die man mit der Mannschaft haben musste, hat sich schlussendlich ausgezahlt.
Wann haben Sie gemerkt, dass Ihre Philosophie bei den Spielern angekommen ist?
Der Schlüssel war unsere Vorbereitung im Januar auf die Rückrunde. Wir haben sehr viel und gut gearbeitet. In den Testspielen haben wir sehr viele gute Ansätze gezeigt. Zudem haben unsere Winterneuzugänge Tarek Nouidra und Junior Mendes sofort gut in die Mannschaft gepasst. Es war aber auch eine wichtige Phase, um das Innenleben der Mannschaft in die richtige Bahn zu leiten. In dieser Phase entstanden neue zwischenmenschliche Verbindungen und eine verbesserte Mentalität.
Kamen Zweifel nach der 0:1-Niederlage im Nachholspiel gegen Rosport auf?
Trotz der Niederlage gab es sehr viele positive Punkte, aber ich muss schon zugeben, dass die Moral danach nicht super war, aber die Spieler haben sich sehr schnell von diesem Rückschlag erholt. An den zwei Wochenenden danach haben wir gegen Wiltz und Fola gewonnen. Gegen Wiltz sind uns fünf Tore gelungen und gegen unseren Erzrivalen haben wir die Partie in den Schlussminuten entschieden. Diese beiden Siege haben der Mannschaft sehr viel Selbstvertrauen verliehen. Nach den Resultaten der vergangenen Wochen ist auch das Publikum wieder mehr bei der Sache, und das ist eine sehr gute Sache für die Mannschaft.
Seit vier Spielen haben Sie kein Gegentor mehr kassiert, und das ausgerechnet ohne Ihren derzeit verletzten Top-Torwart Kévin Sommer. Sein Ersatzmann Andrea Amodio entpuppt sich als wahrer Rückhalt. Wie schätzen Sie seine Leistungen ein?
Andrea Amodio hat Erfahrung, war immer mit sehr viel Ernst bei der Sache und besitzt eine gewisse Qualität. Dass es einwandfrei mit ihm läuft, überrascht mich also nicht. Er ist zudem ein anderer Torwart-Typ als Kévin Sommer. Andrea steht höher und gibt der Mannschaft dadurch einige Möglichkeiten im Aufbauspiel. Schlussendlich arbeitet aber das ganze Team nach hinten und wir haben mit Tarek Nouidra einen Spieler verpflichtet, der viele Löcher zuläuft. Auch deshalb ist es uns gelungen, viermal in Folge kein Gegentor zu kassieren.
Dass Tarek Nouidra in der Vergangenheit ein paar Probleme in seinen Ex-Vereinen hatte, hat mich nicht beunruhigt, denn ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen kannJeunesse-Trainer
Es gab einige Zweifel an der Leistungsfähigkeit des 36-jährigen Neuzugangs Tarek Nouidra. Ist er das fehlende Puzzleteil?
Ich kenne Tarek Nouidra schon sehr lange und hatte keine Zweifel daran, dass er körperlich in Form ist und uns weiterhelfen kann. Uns hat ein richtiger Sechser gefehlt und er schließt diese Lücke. Dass er in der Vergangenheit ein paar Probleme in seinen Ex-Vereinen hatte, hat mich auch nicht beunruhigt, denn ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen kann.
In einem Interview mit dem Tageblatt im November 2023 haben Sie über die Hinrunde gesagt, dass der letzte Wille gefehlt hat. Wie konnten Sie diesen bei den Spielern entfachen?
Dieses Problem wurde immer wieder angesprochen. Wir haben im Training immer wieder Dynamismus und kleine Herausforderungen eingebaut. Mit der Zeit wurde der Wille zu gewinnen immer größer. Heute haben wir eine Mannschaft auf dem Platz stehen, der es zwischenmenschlich und sportlich gut geht. Wir hoffen, dass es so weitergeht, und wenn es mal nicht so gut läuft, müssen wir in der Lage sein, einen Negativtrend schnell aufzufangen.
Nach den letzten Erfolgen dürfte einer Vertragsverlängerung ja eigentlich nichts im Wege stehen. Wie stehen Sie zu dieser Thematik?
Es gab noch keine Gespräche, aber ich fühle mich sehr wohl hier. Die Jeunesse hat mir die Chance als Cheftrainer gegeben und ich kann mir sehr gut vorstellen, diesen Job auch nächstes Jahr zu machen. Meine erste Mission ist es, den Abstieg zu verhindern. Dieses Ziel ist noch nicht erreicht. Wenn das geschafft ist, müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Das Wichtigste ist der Verein – nicht der Trainer oder die Spieler.
Am kommenden Wochenende geht es für Ihre Mannschaft gegen Mondorf. Mit einem sechsten Sieg in Folge könnte sich die Jeunesse sogar Platz vier nähern. Utopie oder ein neues Ziel?
Wenn wir drei Punkte gegen Mondorf holen würden, sähe es gut im Kampf gegen den Abstieg aus. Ist dieses Ziel erreicht, sollten wir uns keine Limits setzen. Im Moment sind wir noch im Pokal vertreten und stehen auf dem fünften Platz in der Meisterschaft. Wenn wir unsere aktuelle Dynamik beibehalten und uns noch verbessern, wird sich zeigen, was am Ende dabei herauskommen wird.
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