Digitales / So vereinfacht künstliche Intelligenz unseren Alltag
Künstliche Intelligenz war vor wenigen Jahren noch Zukunftsmusik. Heute ist sie Realität und wir nutzen sie oft, ohne uns im Klaren darüber zu sein. Sie übersetzt Texte für uns, sie verschönert unsere Fotos und darüber hinaus kann sie auch noch Musik komponieren.
Wenn von künstlicher Intelligenz gesprochen wird, löst das Emotionen aus. Bei den einen kommt ein gehöriger Optimismus auf, was die Zukunft angeht – eine Zukunft, in der wir mehr leisten können, besser forschen können und bequemer leben können – den anderen läuft beim Gedanken daran ein kalter Schauer über den Rücken. Kein Wunder: In den letzten vier Jahrzehnten haben Autoren und Filmemacher wenig dafür getan, uns eine Zukunft aufzuzeichnen, die sich für die Menschen als positiv herausstellt. Skynet aus der Terminator-Serie von James Cameron mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle und die Maschinen aus den Matrix-Filmen sind nur zwei prominente Beispiele von außer Kontrolle geratenen künstlichen Intelligenzen, die sich gegen die Menschen wenden und in einem Krieg unterwerfen.
Unter künstlicher Intelligenz versteht man im Allgemeinen Computerprogramme, die einzelne Aspekte der menschlichen Intelligenz nachbilden und Probleme lösen können, ohne dass ihnen explizit erklärt wird, was sie zu tun haben. Sie lösen Aufgaben, von denen vorher angenommen worden ist, dass sie nur von Menschen bewältigt werden können.
Im Alltag und im Marketing – Wissenschaftler sind da zurückhaltender – wird künstliche Intelligenz nicht selten mit maschinellem Lernen gleichgesetzt. Während klassische Computer nur Programme ausführen und sich Schritt für Schritt an die Anweisungen halten, werden Computer beim maschinellen Lernen regelrecht für eine Aufgabe trainiert. Das Programm wird mit Beispielen gefüttert, die vorgeben, wie eine Aufgabe ausgeführt werden soll. Das Programm erkennt in den Beispielen Muster und lernt, welche Muster zum erwünschten Ziel führen und welche nicht. Daraus lernt es, wie die Aufgabe zu lösen ist. Danach kann es auch Aufgaben lösen, die es vorher so noch nicht gesehen hat – ähnlich wie Kinder die Mathematik lernen und dann Rechenaufgaben lösen können, die nicht in der Fibel vorgekommen sind. So wird das Programm immer besser in dieser einen Aufgabe, bis es sie schlussendlich zufriedenstellend ausführen kann oder sogar besser darin wird als Menschen.
In solchen Fällen, in denen die künstliche Intelligenz nur eine bestimmte Aufgabe lösen kann, spricht man von schwacher künstlicher Intelligenz. Wäre sie dazu in der Lage, logisch zu denken, zu planen und Entscheidungen zu treffen, spräche man von starker künstlicher Intelligenz. Philosophen, Theologen und Computerspezialisten streiten darüber, ob künstliche Intelligenzen, egal wie intelligent sie auch sein mögen, ein Bewusstsein erlangen können.
Sicher ist aber, dass künstliche Intelligenzen bereits jetzt im Alltag angekommen sind. Dabei fügen sie sich so gut in unser Leben ein, dass uns zum Teil nicht bewusst ist, dass wir sie nutzen. Eine Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
„Hätte, hätte, Fahrradkette“
Andere Sprachen sprechen: Übersetzungsprogramme wie Google Translate oder DeepL nutzen künstliche Intelligenz zu ihrem Vorteil. Sie übersetzen nicht nur Wort für Wort, sondern versuchen, einen Satz sinngemäß in eine andere Sprache zu übertragen. Das Programm DeepL – übrigens das Produkt einer Kölner Firma – bedient sich dafür in einer sehr großen Datenbank, in der nicht einzelne Wortpaare in zwei Sprachen vermerkt sind, sondern Satzpaare. Zwar sind die Übersetzungen nicht immer perfekt, für den Hausgebrauch, etwa um einen Zeitungsartikel aus einer fremden Sprache zu übersetzen oder eine E-Mail in einer Sprache zu verfassen, in der man sich nur mäßig auskennt, sind sie eine durchaus praktikable Lösung und längst nicht mehr so schlecht wie noch vor ein paar Jahren. Bei Mundart allerdings stoßen solche Programme an ihre Grenzen. An Sprüchen wie „Hätte, hätte, Fahrradkette“ oder „Da brat mir doch einer ’nen Storch“ scheitert auch die beste K.I. kläglich.
Musik machen: Vor drei Jahren sorgte in Luxemburg das Technologieunternehmen Aiva für Aufregung, als die Regierung es damit beauftragte, ein Musikstück anlässlich des Nationalfeiertages zu komponieren. Musiker aus Luxemburg liefen dagegen Sturm. Der Grund: Aiva nutzt eine künstliche Intelligenz, um die Musikstücke zu schreiben. Der Computer wurde mit einer Unmenge von Partituren gefüttert und kann nun Musikstücke schreiben, die nicht von Mensch-gemachter Musik zu unterscheiden sind. Potenzielle Kunden für solche Musik sind Werbe-, Film- und Videospiel-Produzenten, die schnell und billig einen qualitativ guten Soundtrack für ihre Schöpfung haben wollen. Tatsächlich überraschte Aiva selbst ihre Macher, als sie scheinbar keltische Einflüsse in ihr Werk „Opus 14“ einfließen ließ, ohne diese jemals gelernt zu haben, wie Aiva-Gründer Pierre Barreau im Tageblatt-Interview erzählte.
Mensch gegen Maschine
Spielen: Ob im Schach, im Go oder im Poker. An solchen Spielen messen die Menschen ihre Intelligenz. Und lange Zeit konnten sie damit ihre geistige Überlegenheit den Maschinen gegenüber unter Beweis stellen. Es geht um Strategie, Kreativität und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Noch in den 80er Jahren behauptete der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparov, dass er niemals von einer Maschine besiegt werden könnte. 1996 musste der Meister eingestehen, dass es doch möglich ist. In einem Match gegen den Computer Deep Blue verlor er zwei von sechs Spielen. Deep Blue gilt heute als alte K.I., die noch kein „Lernen“ verwendet hat. Der Computer geht lediglich mittels cleverer Algorithmen in Sekundenschnelle eine riesige Datenbank mit Partien durch und findet so die günstigste Position. Heutige Schachprogramme wie Stockfish oder AlphaZero sind selbst guten Schachspielern weit überlegen. 2015 gewann mit AlphaGo zum ersten Mal ein Go-Computer gegen einen Profispieler ohne Handicap. 2019 schließlich gewann eine künstliche Intelligenz zum ersten Mal eine Partie Texas Hold’em gegen eine Gruppe von professionellen Poker-Spielern. Im Unterschied zu Schach und Go gibt es im Poker keine „perfekte Information“. Einige Informationen bleiben dem Computer verborgen: Die Spieler halten ihre Karten verdeckt und es ist nicht bekannt, welche Karte als Nächstes vom Stapel gezogen wird.
Bilder verschönern: Immer mehr Smartphones besitzen heute eine Kamera, die von einer künstlichen Intelligenz unterstützt wird. Wird die Linse auf ein Motiv gerichtet, erkennt die Kamera automatisch, ob es sich um eine Landschaft, eine Person oder einen unbelebten Gegenstand handelt und stellt sich darauf ein. Sie kann bei Bedarf gleich noch einen Bokeh-Effekt einfügen. Moderne Smartphone-Kameras optimieren Bilder in Echtzeit, damit alle Selfies quasi perfekt aussehen. Ach ja: Gesichter können die Kameras natürlich auch erkennen, sodass kein Passwort oder Fingerabdruck mehr notwendig ist, um ein Telefon zu entsperren.
Ich seh was, das du nicht siehst
Ärzte unterstützen: Künstliche Intelligenz kann Mediziner bei ihrer Arbeit unterstützen und dazu beitragen, Leben zu retten und zu verbessern. Sowohl medizinische Einrichtungen wie Technologiekonzerne treiben die Forschung auf diesem Gebiet vorwärts. Wissenschaftler der Stanford University in Kalifornien haben 2017 in einem Test nachgewiesen, dass ihre künstliche Intelligenz Lungenentzündungen auf Röntgenbildern zuverlässiger erkennt als menschliche Ärzte. Die britische Krankenkasse NHS arbeitet seit 2017 zusammen mit der Google-Tochter DeepMind. Eine künstliche Intelligenz untersucht die Ergebnisse von Bluttests der Patienten, sobald sie eintreffen und alarmiert die behandelnden Ärzte, wenn sie glaubt, Anzeichen für eine Anomalie gefunden zu haben. So können Ärzte schneller handeln, ohne vorher händisch alle Untersuchungsergebnisse aus einer Vielzahl von Quellen für alle Patienten durchgehen zu müssen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit einer Tochter des Google-Konzerns trieb allerdings Datenschutz-Aktivisten Sorgenfalten ins Gesicht.
Geldwäsche aufstöbern: Tagtäglich werden auf den Finanzmärkten Millionen von Transaktionen durchgeführt. Gleichzeitig sind Finanzinstitute dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht. Also etwa, dass das Geld ihrer Kunden nicht aus Geldwäsche stammt. Dieses sogenannte AML (engl. Anti-money-laundering) und KYC (engl. Know your customer) werden heute noch zum Großteil manuell von Finanzexperten gemacht. Forscher arbeiten an künstlichen Intelligenzen, die Finanztransaktionen durchleuchten können und die Experten darauf hinweisen können, wenn sie auf eine Unregelmäßigkeit stoßen. Für den Finanzsektor spielt künstliche Intelligenz eine solche Rolle, dass die luxemburgische Finanzaufsicht CSSF bereits 2018 ein Dokument mit Empfehlungen an die Finanzinstitute veröffentlicht hat, wie mit künstlicher Intelligenz umzugehen ist.
Künstliche Intelligenz wird also in vielen Bereichen des Lebens bereits genutzt. Dabei handelt es sich allerdings weder um eine allwissende zerstörerische Maschinerie noch um ein Allheilmittel. Derzeit ist künstliche Intelligenz ein Werkzeug, das Leben rettet, den Alltag erleichtert und Kriminellen das Handwerk legt.
Die künstliche Intelligenz das Leben vereinfacht , ist das Vorspielen falscher Tatsachen , den Benutzer denkfaul und abhängig von Maschinen macht , wenn auch von Menschen geschaffen, programmiert , diese Abhängigkeiten, Faulheit die Gefahr in sich birgt dem Benutzer sein wichtigstes Gut ,das freie Denken und Handeln zu nehmen.