Nationales Sirenennetz / So werden Luxemburgs Einwohner über eine nukleare Bedrohung informiert
Luxemburg verfügt neben der GouvAlert-App noch über ein nationales Sirenennetz, das bei nuklearen Notfällen zum Einsatz kommen soll. Das Tageblatt hat beim Innenministerium nachgefragt, wie die Bevölkerung über eine solche Bedrohung informiert wird und wann man sich am besten mit Jodtabletten eindecken soll.
An jedem ersten Montag des Monats heulen um 12 Uhr im ganzen Großherzogtum die Sirenen auf. Hierbei handelt es sich um einen Test des nationalen Warnsystems, der sicherstellen soll, dass der Alarm auch während einer echten Notlage richtig funktioniert. Doch in welchen Notfällen wird das System überhaupt eingesetzt? Bei der zerstörerischen Strömung des Hochwassers vergangenen Jahres blieben die Sirenen jedenfalls stumm.
„Aktuell ist vorgesehen, im Falle einer nuklearen Katastrophe zu warnen“, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums auf Nachfrage des Tageblatt. Demnach werden die Sirenen nicht bei Gefahren durch Stürme, Starkregen, Hochwasser, Feuer oder andere Bedrohungen ausgelöst. In der Vergangenheit, vor der „flächendeckenden Einführung der Funkmeldeempfänger bei der Feuerwehr“, seien die Sirenen allerdings zur Meldung von Brandfällen genutzt worden. Da es inzwischen aber bei weitem effizientere Methoden gebe, um die Feuerwehr zu verständigen, würden die Sirenen nicht mehr dafür genutzt werden.
Es habe immer wieder Diskussionen darüber gegeben, ob man deren Anwendungsbereich nicht doch wieder ausweiten sollte. Und die Regierung plane indes, das nationale Warnsystem auszubauen: „Ziel ist es, ein Maximum der Bevölkerung zu erreichen, indem eine einzige Plattform verwendet wird, die mit mehreren Kommunikationskanälen verknüpft wird“, heißt es in einer Pressemitteilung des Innenministeriums vom 4. März. Die Sirenen sind in diesem Plan allerdings nicht mit inbegriffen, teilt die Pressesprecherin mit.
Wie im Falle eines Nuklearalarms reagieren?
Der Nuklearalarm musste bisher in Luxemburg noch kein einziges Mal ausgelöst werden, sagt die Sprecherin des Innenministeriums. Dennoch kann es nicht schaden, über die Abläufe im Falle eines Notfalls Bescheid zu wissen.
Bei einem nuklearen Notfall wird die Luxemburger Bevölkerung auf mehreren Wegen gewarnt, heißt es auf der Infocrise-Webseite, die nützliche Anweisungen zu verschiedenen Notfallszenarien in Luxemburg gibt. So könnte jeder, der sich zum Zeitpunkt der Bedrohung in Luxemburg oder in einer bestimmten vordefinierten (und gefährdeten) Zone befindet, über SMS (Cell Broadcast) gewarnt werden. Auch die GouvAlert-App könnte zum Einsatz kommen. Zudem würde die Bevölkerung über die Infocrise-Webseite sowie Twitter informiert.
Der CGDIS würde im Falle eines nuklearen Notfalls einen Alarm auslösen. Dabei gilt es, zwischen drei unterschiedlichen Signalen zu unterscheiden: dem Voralarm, dem nuklearen Alarm und dem Alarmende.
Der Voralarm:
Hierbei handelt es sich um einen einminütigen modulierten Ton, der ausgelöst wird, wenn die Gefahr einer nuklearen Kontamination gegeben ist, aber nicht unmittelbar bevorsteht.
Der nukleare Alarm:
Der nukleare Alarm erklingt, wenn eine nukleare Kontamination unmittelbar bevorsteht. Auch hier handelt es sich um einen einminütigen modulierten Ton, der aber zweimal während zwölf Sekunden unterbrochen wird.
Das Alarmende:
Die Sirenen verkünden das Ende des Alarms mit einem einminütigen Dauerton. Das Ende des Alarms kann allerdings auch über die nationalen Radiostationen kommuniziert werden.
Auf der Infocrise-Webseite finden Sie Hörbeispiele der jeweiligen Alarmsignale.
So funktioniert die Notfall-Meldekette
Die französischen Autoritäten müssen Luxemburg beispielsweise jeden Vorfall im Atomkraftwerk Cattenom ohne Verzögerung melden. Darüber hinaus verfügt das Großherzogtum über ein automatisches Überwachungssystem, das die radiologische Lage sowohl in Luxemburg als auch in Frankreich überprüfe, heißt es auf der Internetseite des CGDIS.
Im Falle einer nuklearen Krise würde ein Krisenstab einberufen, der gemeinsam mit der Informationszelle die Kommunikation zwischen den Behörden und den Bürgern koordiniere. Die Bürger und die Medien würden anschließend über Pressemitteilungen, die Social-Media-Plattform Twitter, www.infocrise.lu und per Telefon („numéro vert“) informiert werden. Zudem würde der Krisenstab das Auslösen eines Alarmsignals durch den CGDIS anordnen.
Luxemburg ist in verschiedene Sektoren eingeteilt. Der Alarm würde demnach nur in jenen Sektoren ausgelöst werden, die tatsächlich auch einer Bedrohung ausgesetzt sind. So könnte die wirtschaftliche Aktivität in den restlichen Zonen des Landes weiterhin aufrechterhalten werden.
350 Sirenen gibt es verteilt durch ganz Luxemburg, erklärt ein Sprecher des CGDIS dem Tageblatt. Jede Gemeinde verfüge über mindestens eine Warnanlage.
Den kompletten Notfallplan im Falle eines nuklearen Notfalls finden Sie auch auf infocrise.lu.
Jodtabletten nur bedingt einnehmen
Bei einem nuklearen Unfall kann radioaktives Jod freigesetzt werden, das beispielsweise über die Atemwege oder Lebensmittel in den menschlichen Körper gelangen kann und die empfindliche Schilddrüse angreift. Die Einnahme von Kaliumiodidtabletten (auch Jodtabletten oder Tabletten mit stabilem Jod genannt) wirkt dem entgegen und sättigt die Schilddrüse und verhindert die Ansammlung von radioaktivem Jod, heißt es auf infocrise.lu.
Doch aufgepasst: Die Tabletten sollen nicht unbedacht eingenommen werden. „Die soll man nur einnehmen, wenn die Regierung explizit dazu aufruft“, warnt die Apothekerin und Vizepräsidentin des „Syndicat des pharmaciens luxembourgeois“ (SPL) Danielle Becker. Präventives Pillenschlucken würde nicht irgendwelchen potenziellen Gefahren vorbeugen, im Gegenteil, es hätte schlimme Nebenwirkungen zur Folge. Das Tageblatt berichtete.
Bei einem nuklearen Unfall übernehmen die Behörden die Verteilung der Tabletten und geben dementsprechend Anweisungen. Jeder Bürger würde ein persönliches Schreiben mit Informationen erhalten, wo und wann man die Tabletten abholen kann. 2014 hat es erstmals eine nationale Kampagne zur vorsorglichen Verteilung von Jodtabletten gegeben. Beim Verlust von Tabletten solle man sich zum Beispiel an seine Gemeindeverwaltung wenden, heißt es auf infocrise.lu.
Das Eindecken mit Tabletten in Apotheken macht zum einen also wenig Sinn, zum anderen werden die Tabletten nicht überall verkauft, sind inzwischen ausverkauft oder werden von vorneherein nicht herausgegeben.
LINK Hier finden Sie eine Anleitung zur korrekten Einnahme der Jodtabletten.
Flüchtlinge informieren
Das Innenministerium und der CGDIS riefen Freitag dazu auf, Flüchtlinge im Vorfeld über den Test des nationalen Sirenennetzes zu informieren, da diese Warntöne bei ihnen „zu einer erhöhten Stresssituation“ führen könnten.
Hier finden Sie den dazugehörigen Text in ukrainischer Sprache: У понеділок відбудеться чергова перевірка національної мережі сирен
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Die Sirenen heulen um 12:05 Uhr und nicht punkt 12 Uhr
@Scampi
„Die Sirenen heulen um 12:05 Uhr und nicht punkt 12 Uhr“
In Düdelingen haben sie überhaupt nicht geheult oder ich bin taub.
Ich warte immer noch auf das Heulen der Sirenen. Mittlerweile ist es Dienstag. Man sollte sich doch auf diese Ansagen verlassen können.
Wann se beim Verschecken an Verdeelen vun de Rezepter sou « seier » an effikass sinn wei bei den Impfaluedungen da kann dat jo leschteg ginn 😳