Da hätten wir es schwarz auf weiß: Die Regierungsmitglieder müssen „in allen Situationen ein exemplarisches Verhalten“ an den Tag legen. Das schrieb der Grand-Luc von Luxemburg am Donnerstag in einer Pressemitteilung zur Causa Claude Meisch, dem die Sicherungen durchgebrannt sein sollen. Um nicht falsch verstanden zu werden: In dieser Kolumne geht es nicht um die Gewalt-Vorwürfe gegen Meisch, der sie übrigens vehement bestreitet. Gewalt, vor allem gegenüber Frauen, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Sich darüber lustig zu machen, geht gar nicht.

Was genau mit exemplarischem Verhalten gemeint ist, präzisiert der Premier leider nicht. Das hätte den Politflüsterer aber schon interessiert, denn er schrieb an dieser Stelle vor zwei Monaten vom sechsten (Du sollst nicht ehebrechen) und neunten Gebot (Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib), das der ein oder andere Neu-Minister nicht allzu ernst zu nehmen scheint. Geht es in der neuen CSV/DP-Regierung etwa zu wie in Sodom und Gomorrha? Und wenn ja, wann schickt der Grand-Luc endlich eine Hundertschaft Polizisten in die Ministerien, um den Sündenpfuhl auszutrocknen? 

Immerhin 89 Uniformierte hatten am Mittwoch eine siebenstündige Razzia im Bahnhofsviertel durchgeführt. Dabei wurden geringe Mengen Marihuana, Haschisch und MDMA konfisziert. Und ein Teleskopschlagstock. Festgestellt wurden außerdem sechs Fälle von Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht. Ein ziemlich geringer Ertrag bei dem Aufwand, denkt sich der Politflüsterer. Auf der anderen Seite war das Ziel der Übung eh kosmetischer Natur. Nämlich der Bevölkerung zu zeigen, dass die neue Regierung zupackt und für Ordnung sorgt. Nach dem Motto: Neue Besen kehren gut, in der Hauptstadt wird nun aufgeräumt. Aber auch innerhalb der Regierung?

Wer weiß, was noch alles kommt, denkt sich der Politflüsterer und wünscht ein schönes Karnevals-Wochenende. Aber Achtung: Am Aschermittwoch ist alles vorbei und die Fastenzeit beginnt. Nur Spaß, das ist nur in Deutschland so, hierzulande geht der Frohsinn noch mindestens einen Monat weiter, bis auch die allerletzte Karawane vorbeigezogen ist.    

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Philip Michel

Philip Michel startete seine journalistische Laufbahn beim Tageblatt 1995 unmittelbar nach seinem Sportwissenschaftsstudium in Köln (Schwerpunkt Sportpublizistik). Er berichtete u.a. von vier Olympischen Spielen (1996-2008) und zwei Fußball-Weltmeisterschaften (1996, 2006). Ab 2004 war Michel als Chef vom Dienst und Mitglied der Chefredaktion verstärkt mit organisatorischen Aufgaben betraut. 2020 gab er diese Funktionen auf, um sich exklusiv dem Schreiben widmen zu können. Wiederkehrende Themenbereiche sind die sanfte Mobilität, der Gesundheitssektor und die Aktualität in seiner Wahlheimat Esch. Dem Leser ist er zudem als regelmäßiger Editorialist und Kommentator ein Begriff.

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