EU-Parlament / Solide und kompetent: Angehender Kommissar Christophe Hansen stellt sich Anhörung
Als einer der ersten Kommissarsanwärter stellte sich der designierte luxemburgische EU-Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen am Montagabend während einer Anhörung den Fragen der EU-Parlamentarier im Ausschuss für Landwirtschaft im Europäischen Parlament (EP).
Noch bevor Christophe Hansen ein Wort vor den Abgeordneten des Landwirtschaftsausschusses sagen konnte, hatte ihm Tilly Metz per Pressemitteilung bereits ihre Zustimmung erklärt: „Christophe Hansen ist mit Sicherheit die beste Wahl für einen Landwirtschaftskommissar aus dem konservativen Spektrum und bringt praktische Erfahrung aus der luxemburgischen Landwirtschaft mit an den Tisch“, so die luxemburgische Grünen-Abgeordnete. Und auf einige ihrer Forderungen ging Hansen während seiner Anhörung ebenfalls ein.
An der Feststellung der Grünen-Abgeordneten dürfte jedoch seit diesem Montagabend kein Zweifel mehr bestehen. Solide, kompetent und konzentriert absolvierte Christophe Hansen bei seinem Auftritt im Parlament den mehr als dreistündigen Marathon an Fragen über alle Aspekte des Landwirtschaftsressorts, das u.a. sowohl mit dem internationalen Handel als auch mit dem Kampf gegen den Klimawandel, Fragen von Produktionsmethoden und Marktverhältnissen verknüpft ist. Auf detailreiche Fragen wurden ebenso präzise Antworten verlangt und man hatte kaum den Eindruck, dass Hansen in irgendeiner Weise oder in irgendeinem Moment ins Straucheln geriet. Er wirkte und war souverän. Kein Wunder, denn der Kandidat entstammt einer Bauernfamilie und hatte sich bislang während seiner beruflichen und politischen Karriere von nah oder fern immer wieder mit dem Thema beschäftigt.
In seinen einleitenden Worten versicherte der Luxemburger, dass er ein „Boots on the Ground-Kommissar“ sein wolle, also sich bei den Landwirten vor Ort informieren und nicht bloß in seinem Brüsseler Büro residieren wolle. Er wolle in der EU eine nachhaltige Landwirtschaft, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer und umweltpolitischer Hinsicht. Da nur zehn Prozent der Landwirte unter 40 Jahre alt sind, wolle er eine Strategie für eine „generationelle Erneuerung“ ausarbeiten. Landwirte sollen von ihren Produkten leben können und einen fairen Preis für diese erhalten, forderte der angehende Kommissar und versprach, in dieser Hinsicht ihre Verhandlungsposition stärken zu wollen. In Bezug auf die Bio-Landwirtschaft meinte er, dass es sich gezeigt habe, dass Landwirtschaft und Umwelt sehr wohl Hand in Hand gehen könnten.
„Für ein starkes eigenständiges Agrarbudget“
Das Landwirtschaftsressort ist mit einem der größten Haushalte in der Kommission ausgestattet. Demnach beschäftigten sich viele Fragen der EP-Abgeordneten mit den Mitteln, die künftig in der EU für die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bereitgestellt werden sollen. Aber auch, welche weiteren Einkommensquellen sich für die Landwirte in Zukunft auftun könnten.
Er wolle sich einsetzen „für ein starkes eigenständiges Agrarbudget“ versprach Hansen: „Haushaltskürzungen wären ein Desaster.“ Er wies aber auch darauf hin, dass das vor allem von den Mitgliedstaaten und den Verhandlungen über den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen für die Zeit nach 2027 abhängen werde. Zudem nahm er auch die EP-Abgeordneten mit in die Pflicht, die an den Verhandlungen über das Budget beteiligt sind. Immer wieder wird der hohe Verwaltungsaufwand für den Erhalt von EU-Subventionen kritisiert. Hier versprach Hansen Abhilfe und eine Vereinfachung, machte aber klar, dass ein gewisser Verwaltungsbedarf notwendig sein werde. Allerdings wolle er weniger strikt gegenüber den kleinen Landwirten sein. Allgemein störte sich Hansen daran, dass große Landwirtschaftsbetriebe viele Beihilfen erhalten und kleinere weniger, weshalb er sich für einen degressiven Ansatz bei der Mittelvergabe aussprach.
Cousine Martine Hansen war Thema
Hansen bekannte sich zur Einhaltung der Ziele des „Green Deal“, der von seiner EVP-Fraktion bereits infrage gestellt wurde. „Die Landwirtschaft kann und möchte einen Beitrag dazu leisten“, meint er. Die Landwirtschaft stehe für 11 Prozent der CO2-Emissionen, 85 Prozent davon würden durch den Viehsektor produziert. Allerdings gehe die Zahl der Tiere in der europäischen Landwirtschaft zurück, stellte er fest.
Einige Abgeordnete kritisierten das anstehende Freihandelsabkommen mit lateinamerikanischen Staaten, das sich negativ auf die Landwirte auswirken würde. Christophe Hansen forderte die Parlamentarier auf, sich der Schwachstellen des Abkommens anzunehmen, und versuchte eine ausgewogene Position zu solchen Abkommen einzunehmen, da sie auch Vorteile für die Europäer bedeuten würden, etwa bei der geschützten Herkunftsbezeichnung.
Angesprochen darauf, dass seine Cousine Martine Hansen luxemburgische Landwirtschaftsministerin sei, meinte Christophe Hansen, dass es eben auf dem Lande weitläufige Familienbande gebe. Er werde aber einen Eid vor dem Europäischen Gerichtshof ablegen und als EU-Landwirtschaftskommissar alle Mitgliedstaaten vertreten.
Zum Abschluss meinte der EVP-Abgeordnete Norbert Lins, dass sie einen „gut aufgelegten, bestens präparierten und auch emphatischen Kommissarskandidaten erlebt“ hätten, der auch mal „Kante gezeigt“ habe. Der deutsche Abgeordnete wünschte sich, dass Hansen mit großer Mehrheit bestätigt werde.
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