RTL-Lunghi-Prozess: Urteil am 14. Dezember / Sophie Schrams etwas andere Sicht der Dinge
Im RTL-Lunghi-Prozess war am Donnerstag der vierte und letzte Sitzungstag. Es ging um die Frage, ob ein im Herbst 2016 gesendetes Fernsehinterview die Wirklichkeit verzerrte und, wenn dem so war, ob jemand das willentlich wollte, um zu schaden. Geschädigte gibt es viele in dieser Affäre – oder, um es mit den Worten des Staatsanwaltes zu sagen: „Gewinner gibt es keine.“
Als Geschädigter sieht sich vor allem Enrico Lunghi. Er war es, der vor sieben Jahren interviewt wurde. Durch eine RTL-Reportage sah er unter anderem seinen guten Ruf und seine Gesundheit beschädigt und reichte Klage ein. Gegen Unbekannt, weil er nicht wusste, wen er verantwortlich machen sollte. Aufgrund der polizeilichen Ermittlungen mussten sich in dieser Sache seit Montag vier Menschen vor Gericht verantworten. Darunter auch Sophie Schram, damals freie RTL-Mitarbeiterin. Sie führte das Interview mit Lunghi, damals noch Direktor des Museums für moderne Kunst (Mudam).
Anders als allgemein angenommen, erschien Sophie Schram am Donnerstag persönlich in der Gerichtsaudienz. Sie erzählte lange über ihre Arbeit bei Télé-Lëtzebuerg, über ihr Verhältnis zu Kollegen und zu Lunghi, den sie öfters interviewt habe. Nie habe es ein Problem gegeben.
Schlimme Handgreiflichkeit
Sophie Schram wirkt etwas nervös. Sie beschreibt die Geschehnisse rund um das Interview vom 13. September 2016. In diesem Gespräch befragt sie Lunghi zu einer Luxemburger Künstlerin. Bei einer Frage, so konnte man es in der RTL-Reportage sehen, reagiert Lunghi unwirsch, er drückt das Mikrofon weg und den Arm Schrams. Diese beschreibt eine etwas nervöse Interview-Atmosphäre. Die Kamera habe nicht alles eingefangen, was sozusagen hinter den Kulissen passierte. Die Handgreiflichkeit sei sehr schlimm gewesen, sie habe Körper und Seele angegriffen gefühlt, schockiert sei sie gewesen, habe so etwas noch niemals gehabt, Schmerzen habe sie gehabt. Schrams Sicht der Dinge ist eine etwas andere als das, was man bisher gehört hat. Viel Persönliches klingt mit, Wut und Enttäuschung und ein paar merkwürdige Überlegungen.
Zu keinem Moment habe sie die Verletzung, die ärztlich attestiert wurde und die aus Lunghis Handgreiflichkeit stammen soll, für irgendeine Inszenierung gebraucht. Sophie Schram beschreibt sich als das, was ihr Anwalt Me Gaston Vogel in seinem Plädoyer ‚Opfer’ nannte – keine Täterin. Warum sie allerdings nicht sofort und vollumfänglich ihre Vorgesetzten oder andere über die Geschehnisse von September 2016 informiert habe, erfährt man nicht wirklich. Die Reportage, in der zu sehen ist, wie Lunghi das Mikrofon wegdrückt und sie fest am Arme packt, findet sie offensichtlich nicht anormal.
Zwei Freisprüche, zwei Geldstrafen
Wegen dieser gesendeten Bilder müssen sich noch drei weitere RTL-Leute verantworten. Alain Berwick, damals noch oberster Chef von RTL-Luxemburg, und Steve Schmit, der heute immer noch Programmchef ist. In den Augen ihrer Anwälte Me A. Lutgen und Me Reisch ist den beiden kein Fehlverhalten vorzuwerfen, sie seien freizusprechen. Das scheint auch die Staatsanwaltschaft so zu sehen.
Bleibt als vierter Beschuldigter noch Marc Thoma, Journalist und damals verantwortlich für die Sendung „Nol op de Kapp“, in der das Fernsehinterview gesendet wurde. Sein Mandant habe richtig gehandelt, als er die Handgreiflichkeit thematisierte, das sei kein Sensationsjournalismus gewesen. Es sei auch nicht Ziel gewesen, Lunghi zu schaden. Marc Thoma sei deshalb freizusprechen. Der Staatsanwalt ist anderer Meinung. Die Berichterstattung sei orchestriert gewesen, mit dem Ziel, zu schaden. Für Thoma und Schram fordert er eine noch festzulegende Geldstrafe.
Rückblickend wirkt die ganze Affäre mit ihren drei Anläufen, vier Sitzungstagen, vielen Nebenschauplätzen und Nebelkerzen fast wie „en däregen Dossier“ aus „Nol op de Kapp“. Wie die Richter das bewerten, erfahren wir am 14. Dezember bei der Urteilsverkündung.
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Eine einzige Schmierenkomödie übelster Art, inszeniert von Thoma und Schram um Lunghi zu diskreditieren. Die Verantwortlichen von RTL hätten vermeiden können und müssen, dass dieses durchsichtige Interview überhaupt gesendet worden ist. Hoffentlich hat Frau Schram keine bleibenden körperlichen Schäden behalten und sich von dem “ Angriff“ erholt. Das wahre Opfer dieser Klamauk ist offenkundig Herr Lunghi, weshalb auch immer. Gegen Maître Vogel ist oder war kein Kraut gewachsen.