Luxemburger Pfarrkirche / Sorgen um Funde aus dem 11. Jahrhundert – Denkmalschützer schlagen Alarm
Im Grund wurden Reste einer alten Kirche aus dem 11. Jahrhundert sowie Überbleibsel der alten Stadtmauer gefunden. Denkmalschützer befürchten, die steinernen Zeitzeugen sollen der Neugestaltung des Petrusstals zum Opfer fallen. Von offizieller Seite kommt Entwarnung.
Dass Denkmalschutz den meisten Bürgern sehr am Herzen liegt, wird immer wieder deutlich, umso mehr, wenn Überreste von alten Gebäuden oder Gemäuern gefunden werden, wie das bei rezenten Grabungen im Grund der Fall ist. „Die St.-Ulric-Kirche, deren Überreste wir dort fanden, stammt mindestens aus dem 11. Jahrhundert“, sagt Christiane Bis, zuständige Konservatorin beim „Centre national de recherche archéologique“, das seit Mai 2020 Grabungen auf der place St-Ulrich durchgeführt hat. Die Stadtmauer, deren Reste ebenfalls entdeckt wurden, stammen aus dem 14. Jahrhundert. Außerdem sei man auf Überreste eines Friedhofs mit Grabsteinen gestoßen.
Die Reste der Kirche hätten sich allerdings als nicht so spektakulär erwiesen wie anfangs angenommen. In späteren Zeiten habe sich nämlich an der Stelle eine Gerberei befunden und damals sei vieles zerstört wurden, sagt Bis. Das „patrimoine“ als solches werde sicher erhalten bleiben. Ob es eine Aufwertung der Funde gebe, die oberirdisch zu sehen sein werden, sei eine ganz andere Frage. Und die sei ihrer Meinung nach noch nicht geklärt, weil es ein paar Instanzen gebe, die ein Wörtchen mitzureden hätten.
Die Vereinigung „Mouvement patrimonial“ zeigt sich deswegen sehr besorgt. Sie befürchtet, dass die Funde den Arbeiten den Renaturierungsmaßnahmen des Petrusstals zum Opfer fallen. Begründet sehen die Denkmalschützer ihre Sorge durch die Erklärungen zur Parkneugestaltung seitens der Gemeinde. Die Stadt bevorzuge an der Fundstelle „die Entwicklung eines Ruhe- und Freizeitbereichs am Eingang zum Park auf der Seite der St.-Ulric-Straße“, statt die Reste der ältesten Pfarrkirche der Hauptstadt zu bewahren.
Von einem Ort der Ruhe, wie er geplant sei, könne aber sowieso keine Rede dort sein, angesichts des bereits zu dichten Verkehrs in der rue St-Ulric. Und das geplante Parking am Eingang des Parks werde die Situation noch verschlimmern, schreibt die Vereinigung in einer Pressemitteilung. Der Präsident der Vereinigung, Paul Ewen, zeigte sich dem Tageblatt gegenüber nicht nur besorgt, sondern fragt sich auch, warum während der Zeit, in der die Funde offen da lagen, keine Besichtigungen organisiert wurden, so wie es anderswo gehandhabt wurde. „Und diese Woche ist alles wieder zugeschüttet worden“, erbost sich Ewen. „Zwar nur provisorisch, heißt es, aber was geschieht danach?“
In der Unesco-Zone
Dass sich die Denkmalschützer Sorgen machen, ist umso verständlicher, da sich die rue St-Ulric in der geschützten Zone des Unesco-Weltkulturerbes befindet. Bei der für die Kooperation mit der Unesco zuständigen Kommission im Kulturministerium besteht man die Sorgen der Denkmalschützer, doch Unesco Site Manager Robert L. Philippart beschwichtigt: „Das sind unbegründete Ängste.“ In einer Unesco-geschützten Zone könne nicht jeder tun und lassen, was er wolle. Es gebe Vorschriften, die einzuhalten seien, wenn man auf der Liste des Weltkulturerbes steht. Der Unesco-Verantwortliche verweist auf ein Gutachten aus dem Jahr 2019. Bezüglich der Neugestaltungspläne der Petruss schreibt darin die Unesco-Kommission, dass die St.-Ulric-Kirche wie auch die St.-Qurin-Kapelle, die Bourbon-Schleuse und Teile der Wenzels-Mauer aufgewertet würden. „Leur lisibilité historique sera accrue dans l’ensemble du site“, heißt es dort.
„Darüber hinaus kann jeder, der glaubt, in einer Unesco-Zone werde etwas nicht so geschützt, wie es sein sollte, bei der Unesco Klage einreichen“, sagt Philippart. Auch für die Tatsache, dass die Fundstätte diese Woche zugeschüttet wurde, gebe es eine einfache Erklärung. „Das ist eine Schutzmaßnahme, da ja wegen der Arbeiten im Petrusstal ständig Lkws dort passieren müssen.“
Bürgermeisterin Lydie Polfer sagte ihrerseits auf Nachfrage hin, eine endgültige Entscheidung gebe es in diesem Fall noch nicht. „Wir werden uns aber auf jeden Fall alle zusammensetzen, um die bestmögliche Lösung zu finden.“
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