Editorial / Sorgenvoll in den Herbst: Viele Krisen stehen an
„Stimmung der Verbraucher fällt auf historischen Tiefststand“: So lautet der Titel eines Onlineartikels in der Wirtschaftsrubrik auf Tageblatt.lu. In der Tat haben die Luxemburger Haushalte zurzeit nicht viele Gründe, um optimistisch auf die nächsten Monate zu schauen.
Im August lag der von der Luxemburger Zentralbank erhobene Verbrauchervertrauensindikator bei minus 26 und war damit so weit in den Minusbereich gesunken wie noch nie. Zu Jahresbeginn hatte der Wert bei minus 7 gelegen. Nicht einmal zu Beginn der Corona-Krise war der Verbrauchervertrauensindikator so tief nach unten gerutscht. Nicht einmal als Luxemburg kurz vor dem Lockdown stand und eine allgemeine Unsicherheit für jeden spürbar war. Damals, im April 2020, lag dieser Wert „nur“ bei minus 24.
Hohe Energiepreise, politische Unsicherheiten bezüglich des Index, der Ukraine-Krieg und der Klimawandel sind ein paar der Stichwörter, die der Luxemburger Bevölkerung Grund zur Sorge bereiten. Dabei ist die letzte Krise noch nicht einmal ausgestanden: Das aktuelle Corona-Gesetz gilt noch bis zum 31. Oktober. Mit der „Rentrée“ drohen die Infektionszahlen wieder anzusteigen. Gleichzeitig hat die Inflation in Europa einen Rekordwert erreicht und lag im August bei 9,1 Prozent. Die Immobilienpreise im Großherzogtum schnellen ebenfalls ungebremst weiter in die Höhe.
Jedes dieser Sorgenkinder, für sich alleine genommen, lässt die Zukunft nicht allzu rosig erscheinen. All diese Probleme agieren jedoch zusammen und werden die Aktualität im Herbst und Winter weiter bestimmen. Jeder in Luxemburg wird mit den Konsequenzen dieser Krisen konfrontiert werden. Es wird wieder jene besonders treffen, die jetzt bereits kaum noch Spielraum haben – vor allem finanziell. Vor diesem Hintergrund begeben sich die Verantwortlichen in die nächste „Tripartite“.
„Es obliegt allein der Regierung, ein Gleichgewicht zu finden, damit aus der Energie- nicht noch eine Sozialkrise wird“, sagte Premierminister Xavier Bettel am Freitag nach dem Regierungsrat. Die konkreten Schritte dagegen werden Mitte September diskutiert. Die Regierung sei für schnelle und effiziente Maßnahmen, so der Premierminister weiter. Laut dem Verbrauchervertrauensindikator ist die Stimmung der Luxemburger bereits auf einem Rekordtief. Eine Sozialkrise steht quasi vor der Tür. Die Verbraucher beurteilen die Situation als noch ernster als zu Beginn der Corona-Krise. Wünschenswert wäre demnach, dass bei den Verhandlungen mit den Sozialpartnern wirklich effiziente Maßnahmen ergriffen werden, bevor die Heizungen in den Luxemburger Häusern wieder eingeschaltet werden müssen.
Immobilienpreise steigen, Gaspreis steigt, Strompreis steigt, Lebensmittelpreise steigen, Inflation und Index wirdverschoben. Es geschieht nichts in Luxemburg und in Europa. Danke Regierung, danke Europa.
„..mit den Sozialpartnern wirklich effiziente Maßnahmen ergriffen werden..“ wie z.B. Mehrwertsteuer auf Solarzellen zu erheben und Steuern auf dem Ertrag? Unser System beruht auf Konsum und Wachstum. Und wenn das nicht mehr gegeben ist bricht das Kartenhaus zusammen.