Solidarität / Sozialarbeiter kritisieren Hilfen für Obdachlose
Luxemburgische Sozialarbeiter aus dem Bereich der großen Prekarität haben die Vereinigung „Solidaritéit mat den Heescherten“ kontaktiert, um gemeinsam auf die unzumutbaren Zustände für Menschen ohne Wohnung in Luxemburg aufmerksam zu machen. Der Bericht greift unter anderem die mangelnde Anerkennung der prekären Situation durch die Politik auf, sowie die fehlenden Alternativen für Wohnungslose.
„Wir können unsere Quellen nicht nennen, doch wir haben alle Aussagen gründlich überprüft. Die Aussagen der Sozialarbeiter stimmten auch mit den Berichten von anderen Hilfsorganisationen überein. Deshalb haben wir beschlossen, dieses Schreiben zu veröffentlichen, weil sich die Situation für Wohnungslose in Luxemburg täglich weiter verschlechtert“, erklärt Guy Foetz von der Vereinigung „Solidaritéit mat den Heescherten“ gegenüber dem Tageblatt. „Viele NGOs und Mitarbeiter wollen sich nämlich aus Angst vor dem Verlust öffentlicher Zuschüsse nur ungern über die bestehenden Mängel in der Armutsbekämpfung äußern“, so Foetz weiter.
Um dieses Schweigen zu brechen, wurde nun das Schreiben unter dem Titel „Brisons la loi du silence!“ veröffentlicht. Die Sozialarbeiter und das Gesundheitspersonal rufen in ihrem Schreiben dringend zu sofortigen Verbesserungsmaßnahmen auf. Das Phänomen der Obdachlosigkeit nehme weiter zu und eine Klarstellung der Realität der vorhandenen Hilfsangebote und tagtäglichen Herausforderungen sei notwendig. „Trotz der allgemeinen Wahrnehmung, dass Menschen auf der Straße Profiteur und nur Ausländer ohne soziale Rechte sind, ist es von entscheidender Bedeutung anzuerkennen, dass die Mehrheit dieser Menschen in Luxemburg aus rechtlicher Sicht einen legitimen Anspruch auf Sozialhilfe hat“, heißt es im Schreiben. Es herrsche jedoch ein „eklatanter Mangel“ an Notunterkünften und die Wartelisten seien endlos, was die betroffenen Menschen in „einem Zustand der Verzweiflung und erhöhten Verletzlichkeit“ zurückließe.
Nicht genug Betten
Die Winteraktion mit ihren 320 Betten sei nichts anderes als eine kurzfristige, rein humanitäre Lösung und lasse vermuten, „dass ihr Hauptzweck darin besteht, einen nationalen Skandal zu verhindern, falls jemand in der kalten Jahreszeit auf der Straße stirbt“. Den Sozialarbeitern sind nämlich minimum 425 Obdachlose in Luxemburg bekannt.
Das eigentliche Problem habe allerdings viel tiefer liegende Ursachen und benötige mehr als nur die vorübergehende Behandlung von Symptomen. „Es geht um Menschenrechte und nicht um politische Präferenzen, um den Interessen der einen zu dienen, indem die Würde der anderen zerschlagen wird“, schreibt die „Solidaritéit mat den Heescherten“. Die Wartezeit für Sozialwohnungen, Suchtdienste, Therapiezentren beträgt in der Regel drei bis zwölf Monate.
Dies sei entmutigend und würde die Menschen daran hindern, „aus einem Kreislauf schrecklichen Leidens auszubrechen“. Die schnelle Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine zeige, dass die Gesellschaft die Fähigkeit besitze, schnell und effektiv auf Krisen zu reagieren, wenn der politische Wille vorhanden sei. Die Autoren fordern „die öffentliche Hand und alle Gemeinden in Luxemburg auf, konkrete und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um neue Strukturen zu schaffen, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Menschen zugeschnitten sind, und die Aufnahmekapazitäten der bereits bestehenden Strukturen zu erhöhen“. Spezifische Vorkehrungen und Zusatzbudgets müssten deshalb bereitgestellt werden, um die Herausforderungen der extremen Prekarität in Luxemburg auf durchdachte Weise anzugehen.
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