Medienbericht / Sozialwohnungen statt Leerstand: Was die „Gestion locative sociale“ Eigentümern bieten kann
Rund 1.300 Wohnungen sind Teil der „Gestion locative sociale“, sagt Gilles Hempel, Direktor der „Fondation pour l’accès au Logement“, im Gespräch mit 100,7. Das Konzept soll Leerstand reduzieren und Perspektiven bieten.
Wohnen in Luxemburg ist teuer. Insbesondere dann, wenn sich Menschen in einer wirtschaftlich oder psychologisch verletzlichen Situation befinden. Gilles Hempel, Direktor der „Fondation pour l’accès au Logement“, spricht am Dienstag im Gespräch mit Radio 100,7 über die „Gestion locative sociale“ (GLS), also die Verwaltung von Wohnräumen für Menschen in Notsituationen.
Das Konzept an sich existiere bereits seit 15 Jahren im Großherzogtum. Im Jahr 2009 sei entschieden worden, dies mit der „Agence Immobilière Sociale“ (AIS), einer Abteilung der Fondation pour l’accès au Logement“, professionell und in großem Maßstab umzusetzen. Mittlerweile seien etwa 35 Akteure im Bereich der GLS aktiv, dies mit derselben Konvention wie die AIS.
„Als wir vorgestellt wurden, hat das Telefon nicht aufgehört zu klingeln – wir haben damals wirklich ins Schwarze getroffen“, sagt Hempel gegenüber 100,7. Es sei schnell klar gewesen, dass ein Akteur allein es nicht schaffen würde. Derzeit stünden rund 1.300 Wohnungen unter der GLS. Hinzu kämen die Wohnungen, die bereits an Besitzer zurückgegeben wurden – allein bei der Agence Immobilière Sociale (AIS) seien dies 230. Denn: Mieter würden nur so lange in der Wohnung bleiben, bis der Besitzer sie wieder braucht.
Ziel der GLS sei es nicht, dem ersten Markt Konkurrenz zu machen, betont Hempel. In Luxemburg gebe es zwischen 10.000 und 20.000 leerstehende Wohnungen – zum Beispiel von Personen im Altersheim oder Erbschaften, die für die Kinder aufgehoben werden. Hierbei handele es sich nicht um klassische Vermieter, so dass die Wohnungen im Endeffekt leer bleiben würden. Die AIS oder andere Akteure würden den Besitzern solcher Wohnungen anbieten, die Wohnung zu übernehmen, sich um alles zu kümmern und jeden Monat pünktlich die Miete zu zahlen. Zudem würden Besitzer seit diesem Jahr Steuervorteile von 90 Prozent erhalten – damit sei die Miete fast steuerfrei.
Flexibilität für Eigentümer
Für viele solcher Wohnungsbesitzer sei die Hauptmotivation, dass die Wohnung trotz Mietern verfügbar bleibt. Man müsse sich nur so lange gedulden, bis die Mieter umquartiert wurden, was in einem „angemessenen Zeitraum“ passiere und weniger aufwändig sei als auf dem freien Markt. Zudem sei es positiv für die Besitzer, dass sich jemand um die Wohnung kümmert. Doch auch der soziale Gedanke spiele eine Rolle: „Jemand, der nur die Kosten-Nutzen-Rechnung macht, der wird vielleicht an einer anderen Stelle glücklicher“, sagt Hempel. Denn: Die Miete sei nicht so hoch wie auf dem freien Markt.
Was die Auswahl der künftigen Mieter betrifft, so würden die jeweiligen Akteure dies selbst bestimmen. Bei der AIS gebe es eine „Commission d’attribution“, bestehend aus Sozialarbeitern, die zuerst eine soziale Untersuchung durchführe und dann entscheide, wer in welche Wohnung kommt.
Neben der GLS widmet sich die AIS auch dem Bau von Sozialwohnungen. Man habe mit der Zeit erkannt, dass es immer schwieriger wird, die Menschen wieder auf den ersten Markt zu bekommen. „Nicht will die Leute oder unsere Sozialarbeit schlechter geworden sind, sondern weil die Preise auf dem Markt davonlaufen“, sagt Hempel. „Wir sind heute in einer Situation, in der für gewisse Populationen einfach kein Platz mehr auf dem ersten Markt ist“. Aus diesem Grund habe man mit den Bauprojekten eine Langzeitlösung schaffen wollen.
50 Einheiten seien bereits fertig und bewohnt, weitere 50 befänden sich derzeit im Bau. Für diese Projekte sei die AIS auf Grundstücke der Gemeinde oder des Staats angewiesen. Bei vernünftigen Preisen würde man auch schon mal selbst ein Grundstück kaufen, „aber wir sind da wirklich willkommen bei den Gemeinden“. Die AIS habe Konventionen mit 57 Gemeinden. „Wenn sie ein Grundstück haben, dann sind wir froh, wenn sie an uns denken, und das machen die meisten auch“, sagt Hempel.
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