Weltraum / Space-Firma NorthStar erhält 10 Millionen Euro von Luxemburger Regierung
Erneut lässt sich ein Space-Unternehmen in Luxemburg nieder. NorthStar Earth&Space ist darauf spezialisiert, Weltraumschrott zu beobachten. Die Regierung investiert 10 Millionen Euro in das Unternehmen.
„Die erste Regel beim Campen lautet, man soll den Platz so sauber zurücklassen, wie man ihn vorgefunden hat“, sagte Stewart Bain, Präsident und Gründer von NorthStar Earth&Space, bei einer Pressekonferenz am Freitagmorgen im Wirtschaftsministerium. Im Weltraum ist diese Regel längst nicht immer berücksichtigt worden. Deshalb fliegen dort heute tausende Objekte unkontrolliert umher.
Diese Objekte stammen von Kollisionen oder von Raketen und rasen blitzschnell umher. Ihre Zahl wird auf 750.000 geschätzt. Dabei gefährden sie aktive Satelliten und die Weltraumstation ISS. NorthStar hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Objekte zu finden und im Auge zu behalten, um andere warnen zu können, wenn etwas im Anflug ist.
Wirtschaftsminister Franz Fayot sagte, es sei das erste Privatunternehmen, das solche Beobachtungen aus dem Weltraum heraus macht. NorthStar hofft darauf, genauere Daten sammeln zu können als Beobachtungsstationen auf der Erde.
Die Satellitenflotte der Firma fängt dafür das Sonnenlicht auf, das von diesen oft sehr kleinen Teilen reflektiert wird. Die Flotte zur Beobachtung von Weltraumschrott soll aus 12 Satelliten bestehen. Daneben will NorthStar eine Flotte aus 40 Satelliten für die Erdbeobachtung betreiben, die zum Beispiel in der Landwirtschaft eingesetzt werden können. Noch sind keine dieser Satelliten im Weltraum, doch sie seien bereits in Konstruktion, heißt es.
Die Luxemburger Regierung investiere 10 Millionen Euro in die Firma, erklärte Fayot am Freitagmorgen. Das Geld stammt aus dem Luxembourg Future Fund (LFF), der von der Société de Crédit et d’investissement (SNCI) verwaltet wird. Insgesamt sammelt Northstar bei der Finanzierungsrunde 40 Millionen Euro ein. Ko-Investor ist das Unternehmen Telesystem Space Inc.
Interesse am Supercomputer
Dafür bringt NorthStar sein europäisches Hauptquartier nach Luxemburg. Derzeit suche das Unternehmen noch nach einer festen Bleibe, sagte Bain, und habe bereits einige Orte in Auge gefasst. Im nächsten Jahr will das Unternehmen erst einmal fünf Menschen einstellen. Darunter Mitarbeiter für den Verkauf, aber auch für die Produktentwicklung. Bain erklärte, er habe sich auch bereits mit Vertretern des SNT (ein Institut der Universität) getroffen, um etwaige Kooperation zu bereden.
Daneben hat NorthStar bereits Gespräche mit dem Team des Luxemburger Supercomputers MeluXina geführt. Der Supercomputer kann sehr große Datenmengen verarbeiten und würde sich dafür eigenen, die gesammelten Daten der NorthStar-Satelliten auszuwerten.
Bain nannte den „Mut“, den Luxemburg mit der Gründung der SES und weiteren Aktivitäten im Weltraumbereich bewiesen hat, inspirierend. Er erklärte, dass es sich bei NorthStar um eine internationale Unternehmung handele, die ein internationales Expertenteam beschäftigt. Ihren Hauptsitz hat sie in Montreal.
Im November hatte Russland die internationale Weltraumgemeinschaft schockiert, als es bei einem Test einen inaktiven Satelliten mit einer Rakete zerstört hatte. Die Astronauten an Bord der internationalen Weltraumstation hatten sich vorsichtshalber auf eine Evakuierung vorbereitet, für den Fall, dass Trümmer in die Bahn der ISS geraten würden. Danach gefragt, sagte Bain, es sei nicht das erste Ereignis dieser Art. Er sehe keinen Gewinn in solchen Tests – unabhängig davon, wer sie durchführe. „Ich will nicht meinen Kindern davon erzählen, wie wir ins Weltall geflogen sind und sie das nicht mehr können“, sagte er. Wir müssten das Weltall für zukünftige Generationen schützen. Das hypothetische Ereignis, bei dem der Weltraumschrott schneeballartig zunimmt und dadurch die Raumfahrt unmöglich gemacht wird, wird als Kessler-Syndrom bezeichnet.
Daneben erklärte Patrick Nickels, Präsident des LFF, dass über einen zweiter Future Fund nachgedacht werde. Dieser könnte anstatt 150 Millionen Euro ein Vermögen von 200 bis 250 Millionen Euro haben und breiter investieren als der bestehende LFF.
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