Hinter den Kulissen (7) / Spagat zwischen Transparenz und Sicherheit: Vom Einkauf bis hin zur Absicherung des Parlaments
Einkauf, Wartung, Renovierungsarbeiten und Sicherheit. Die Bereiche, in denen sich Pol Schiltz und sein Team bewegen, sind vielfältig. Die tägliche Arbeit ist nur mit einer guten Organisation zu meistern. Ein Blick hinter die Kulissen des „Service achats, gestion des biens et bâtiments et sécurité“.
Während für die meisten in der Sommerzeit alles etwas gemächlicher läuft, haben Pol Schiltz und sein Team gerade dann alle Hände voll zu tun. Schiltz ist Verantwortlicher des „Service achats, gestion des biens et bâtiments et sécurité“. So lange der Name seiner Abteilung ist, so unterschiedlich sind die Aufgaben. „Der ganze Einkauf, von Büromaterial bis zu Getränken, läuft zentral über unsere Abteilung“, so Pol Schiltz.
Für das Gespräch mit dem Tageblatt Mitte Juli hat sich der Chamber-Mitarbeiter einen der beiden großen Kommissionssäle ausgesucht. Zu dem Zeitpunkt hätte allerdings keine Kommissionssitzung dort stattfinden können. Der Saal war leergeräumt, bis auf ein Baugerüst und eine Leiter sowie zahlreiche, von der Decke hängende Kabel. „Wir nutzen den Sommer, um größere Renovierungsprojekte durchzuführen“, sagt Schiltz. Aus dem Grund sind die Sommermonate für ihn und sein Team alles andere als ruhig. „Wir müssen die Zeit nutzen, in der in unseren Gebäuden weniger los ist. Für unsere Abteilung ist es ruhiger, wenn der Normalbetrieb läuft.“
Wenn man ein Parlament auf der grünen Wiese plant, dann kann man einen Sicherheitsperimeter einplanen. Unser Sicherheitsperimeter ist das Gebäude selbst
Das Gebäudemanagement fällt ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Abteilung von Pol Schiltz. Das wären das Hôtel de la chambre mit dem Plenarsaal, die Maison Printz et Richard mit den beiden großen Kommissionssälen und die Maison Wiltheim, in der vor allem die Verwaltung untergebracht ist und noch ein kleinerer Kommissionssaal zur Verfügung steht. Aus Platzmangel hat die Chamber zudem noch einige Gebäude gemietet. Die Räumlichkeiten der einzelnen Fraktionen stellt die Chamber zwar zur Verfügung, sie werden aber von den Parteien verwaltet. Die täglichen Putzarbeiten werden aber wieder von der Chamber, sprich von der Abteilung von Pol Schiltz gewährleistet. „Das Parlament hat seine eigenen Putzkräfte, die ebenfalls an unsere Abteilung angegliedert sind.“
Kein normaler Sommer
Dieser Sommer war für Schiltz und seine fünf Mitarbeiter kein normaler Sommer. Es standen größere Renovierungsarbeiten in der Maison Printz et Richard und der Maison Wiltheim an. Vor allem sollte die Sicherheit verbessert werden. „Für eine Institution wie das Parlament ist das ein Balanceakt“, sagt Schiltz. Auf der einen Seite will man das Parlament zugänglich, offen und transparent für die Bürger gestalten, auf der anderen Seite weiß man aus dem Ausland aber auch, dass man derartige Institutionen gut absichern muss. Die Lage der Chamber-Gebäude auf dem Krautmarkt macht diese Aufgabe nicht unbedingt einfacher. „Wenn man ein Parlament auf der grünen Wiese plant, dann kann man einen Sicherheitsperimeter einplanen. Unser Sicherheitsperimeter ist das Gebäude selbst“, so Schiltz.
In der Maison Wiltheim und der Maison Printz et Richard werden deswegen die Eingangsbereiche neu gestaltet. Die Maison Wiltheim soll diesen Herbst fertig werden, die Maison Printz dann Ende des Jahres. „In Zukunft wird man sich ausweisen müssen, um hineinzukommen. Bislang war es so, dass, wenn man im Eingangsbereich stand, man theoretisch auch recht schnell weiter vordringen hätte können“, so Schiltz, dessen Abteilung auch die Koordination mit der Sicherheitsfirma übernimmt.
Neben den Eingangsbereichen werden aber auch die Fenster abgesichert und sicherheitsrelevante Arbeiten an der Fassade durchgeführt. Was genau gemacht wird, darf Schiltz natürlich nicht sagen. Auch die Handwerksbetriebe, die diese Arbeiten durchführen, müssen sich an strenge Sicherheitsbestimmungen halten. So dürfen Pläne nicht per Mail verschickt werden.
Bereit für den Livestream
Da für die Arbeiten an den Fenstern und der Fassade die Kommissionssäle leer geräumt werden mussten, nutzte man die Gelegenheit, um weitere Arbeiten durchzuführen. So wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt und die Kabel für die Live-Übertragung verlegt. „Wenn in Zukunft mehr Sitzungen direkt gestreamt werden, sind beide Säle dafür bereit“, so Schiltz.
Er und sein Team müssen über ein gewisses Organisationstalent verfügen. Da momentan viele Arbeiten durchgeführt werden, ist eine Person hauptsächlich mit der Logistik beschäftigt, also damit, den Mitarbeitern provisorische Arbeitsplätze einzurichten, wenn in ihren Büros Arbeiten durchgeführt werden. „Momentan ist schon einiges los, neben den größeren Projekten müssen ja auch die alltäglichen Arbeiten, wie zum Beispiel die Kontrolle von Brandmeldern und anderen Installationen gewährleistet werden“, sagt Schiltz. Neben dem Mitarbeiter, der für die Umzugs- und Logistikarbeiten zuständig ist, ist ein Mitarbeiter zuständig für den Einkauf, zwei für die Wartung der Installationen, zwei für größere Projekte. „Wir setzen uns jeden Morgen eine halbe Stunde zusammen, besprechen noch einmal die Probleme vom Vortag, schauen uns an, was für den neuen Tag und die Tage danach ansteht. Dann übernimmt jeder seine Verantwortung.“
Nach einem ereignisreichen Sommer beginnt nun der Normalbetrieb in der Chamber wieder und für Schiltz und sein Team wird es wahrscheinlich wieder etwas ruhiger.
Hinter den Kulissen
Das Parlament besteht nicht allein aus 60 Abgeordneten. Insgesamt arbeiten rund 160 Menschen für die Chamber, und das in den unterschiedlichsten Bereichen. In der Serie „Hinter den Kulissen der Chamber“ stellt das Tageblatt verschiedene Abteilungen des Parlaments vor, die meist nicht so in der Öffentlichkeit stehen und dennoch das gute Funktionieren von Luxemburgs Demokratie garantieren.
Bisher erschien in der Serie:
Teil 1: „Das Hinterzimmer: Wie der ,Service Séances plénières‘ die Chamber-Sitzungen vorbereitet“, am 27. August
Teil 2: „Der unsichtbare Dienst am Land: Wie der ,Service logistique‘ die Chamber am Laufen hält“, am 30. August
Teil 3: „In zweiter Reihe und doch vorne dabei: Wie der ,Service international‘ Präsidenten und Abgeordnete begleitet“, am 2. September
Teil 4: „Puzzlestück für mehr Professionalität: Hinter den Kulissen der Chamber: die ,Cellule scientifique‘“, am 4. September
Teil 5: „Der Herr der Fragen: Wie der ,Service secrétariat général‘ den Austausch zwischen Abgeordneten und Regierung koordiniert“, am 9. September
Teil 6: „La digitalisation des comptes rendus: de quoi alimenter le débat“, am 14. September
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