Pro-Sud / Spaßbremse Corona: Der Night Rider kämpft mit den Auswirkungen der Pandemie
In Corona-Zeiten kriegt der Bus keinen Kuss. Auch nicht der Night Rider. Seit 2008 bietet das Gemeindesyndikat Pro-Sud eine Karte an, mit der Einwohner der Südgemeinden diesen Wochenend-Busdienst nutzen können. Die Nachfrage in den acht beteiligten Kommunen des Südens ist in den letzten 12 Monaten aber stark gesunken. Eine Bestandsaufnahme.
Viele Kommunen des Landes bieten eine Jahreskarte an, die zur Benutzung des Night-Rider-Busdienstes berechtigt. Auch das Syndikat Pro-Sud hat 2008 eine Konvention mit dem Busunternehmen Sales-Lentz abgeschlossen. „Night Card Sud“ heißt das Angebot für den auch Partybus genannten Transportservice.
2020 gelang Pro-Sud ein sauberer Start, so Isabelle Renoir vom Gemeindesyndikat. Nach einer Werbeaktion schien im Januar vergangenen Jahres in den Südgemeinden die Nachfrage nach dem Wochenend-Nachtbus wieder zu steigen, sagt sie. Dann kamen Corona, der Lockdown, die Schließung des Gaststättengewerbes sowie, daran gekoppelt, die zeitweise Einstellung des Busdienstes Night Rider.
Rückgang an Fahrten
Seit 12 Monaten kränkelt die Nachfrage für den Busdienst an den Höhen und Tiefen der Pandemie, wie die Statistiken von Pro-Sud zeigen. Die Zahl der gebuchten Fahrten sank von 4.808 im Jahr 2019 auf 1.716 im letzten Jahr. Wurden 2019 noch 452 Night-Rider-Jahreskarten benutzt, so waren es für 2020 nur mehr insgesamt 273. Die Zahl der pro Karte gebuchten Fahrten ging von rund elf (2019) auf jährlich nur noch sechs (2020) zurück.
Relativ konstant seien die Zieladressen geblieben, berichtet Renoir. 2020 befanden sich 60% davon auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg. 20% lagen innerhalb der Südregion und die anderen 20% verteilten sich auf den Rest des Landes.
Die Situation im Horeca-Sektor mit den Schließungen im März und seit November/Dezember vergangenen Jahres, die Kontakteinschränkungen oder Maskenpflicht sowie die Ausgangssperre um 21.00 respektive jetzt um 23.00 Uhr schränk(t)en die Nutzungsmöglichkeiten der Karte extrem ein.
Die Erfahrungen des letzten Jahres sowie die eher trüben Aussichten im Januar wirk(t)en sich dieses Jahr deutlich auf die Anschaffung der Karte aus. Nur 26 Inhaber haben ihre Karte seit dem 1. Januar benutzt. Nur knapp 120 Fahrten wurden bisher damit gebucht. Weniger als ein Drittel von dem, was in normalen Jahren üblich war, sagt Isabelle Renoir.
Wie es weitergeht, sei heute natürlich schwer einzuschätzen. Klar, alles hängt davon ab, wann das Gaststättengewerbe wieder (teil)öffnen darf, also wie viel oder wenig das Leben am Wochenende oder vor Feiertagen pulsieren darf. Der Nigh -Rider ist nämlich genau das Richtige für alle jene, die sich wenige Gedanken über Parkplatzsuche, Müdigkeit oder eventuell ein Gläschen zu viel machen wollen.
Bequem und sicher
Bequem ist der Transportdienst obendrein. Der Bus holt die Kunden nämlich vor ihrer Haustür ab, fährt sie bis zu Zieladresse und am Ende des Abends wieder zurück nach Hause. Das gilt allerdings nur an den Wochenenden (Freitag und Samstag) sowie am Vorabend eines Feiertages. Bedingung ist zudem, dass sowohl Hin- als auch Rückfahrt im Voraus online gebucht werden müssen. An den so festgelegten Uhrzeiten ist dann im Prinzip auch nicht mehr zu rütteln, was vor allem jüngeren Menschen nicht so behagt. Trotzdem machen die unter 26-Jährigen 65% der Night-Card-Sud-Nutzer aus.
Die Pflicht, die Uhrzeiten im Voraus festzulegen, kann allerdings nicht die einzige Erklärung dafür sein, dass seit einigen Jahren (abgesehen von Corona-Zeiten) nur mehr weniger als 500 Night Cards Sud im Umlauf sind – bei um die 150.000 Einwohnern in den acht Gemeinden.
Am Preis kann es auch nicht liegen. Der ist nämlich wirklich günstig und variiert je nach Gemeinde. Für Einwohner der Stadt Esch beispielsweise beträgt der Jahresbeitrag für Personen von 16 bis 26 Jahren 40 Euro. Ab 26 Jahren werden 80 Euro fällig. Für den Betrag sind dann aber dank Subventionierung der Gemeinden alle Fahrten während eines Kalenderjahres für den Nutzer gratis. Zu sagen ist, dass die Gemeinden ihrerseits vom Transportministerium unterstützt werden, wenn sie den Dienst anbieten. Hinzufügen muss man aber noch, dass der Night Rider auch von Kunden ohne Jahreskarte gebucht werden kann, nur dass dann eben der normale Preis pro Fahrt vom Benutzer zu zahlen ist.
Drei Absprünge
Anfangs waren sämtliche elf im Syndikat Pro-Sud vertretenen Gemeinden vom Angebot des Busdienstes überzeugt. Das änderte sich 2015. Damals sprangen Bettemburg und Kayl ab. Bascharage folgte 2017. Unseren Informationen zufolge könnte das unter anderem daran gelegen haben, dass 2015 die finanziellen Bedingungen für die Gemeinden geändert haben und dass in den oben genannten Gemeinden die Nachfrage für den Night Rider so gering war, dass man sich den logistischen Arbeitsaufwand und Kosten ersparen wollte. Nähere Erklärungen für den Absprung waren nicht herauszufinden.
Seit 2017 bieten also nur noch acht im Pro-Sud vertretene Südgemeinden das Abonnement für den Night-Rider-Bus, die sogenannte „Night Card Sud“, an. Viel Arbeit haben sie damit kaum. Das Syndikat übernimmt nämlich einen Großteil der anfallenden administrativen und buchhalterischen Aufgaben.
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