Medizin / Spielerisch gegen Long Covid? Eine Luxemburger Klinik probiert es aus
Eine Infektion mit Sars-CoV2 kann offensichtlich symptomlos verlaufen, aber auch anhaltende Beschwerden verschiedenster Art verursachen – wobei diese möglicherweise sogar erst lange nach der eigentlichen Infektion auftreten können. Um neurologische Effekte wie etwa Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisprobleme zu lindern, setzt man in Luxemburg jetzt auch auf eine App – zunächst probeweise.
„Long Covid“
Vor allem zu Beginn der Pandemie umgab das damals stets „neuartig“ genannte Virus Sars-CoV2 auch ein sehr ominöser Schrecken – schließlich waren Verbreitungswege oder der genaue Verlauf einer akuten „Covid-19“-Erkrankung nach einer Infektion noch weitgehend unbekannt.
Zwar konnten inzwischen viele Wissenslücken geschlossen werden, doch ein weiterer Aspekt rund um den Virus sorgt inzwischen ebenfalls für Beunruhigung – und zwar im mehrfachen Sinne nachhaltig: Unter dem Begriff „Long Covid“ (manchmal auch: Post-Covid) werden Krankheitssymptome erfasst, die noch ungewöhnlich lange nach einer Infektion anhalten oder sogar erst mit einigem Abstand dazu erstmals auftreten.
Allgemein handelt es sich um Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit, die den Alltag und die Lebensqualität sehr einschränken können – wobei die berichteten Symptome sehr unterschiedlich sein können: Häufig werden Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit genannt, aber auch Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Muskelschwäche- und -schmerzen.
Auch psychische Probleme wie depressive Symptome und Ängstlichkeit werden häufig berichtet, aber auch „handfestere“ körperliche Probleme wie eine niedrigere Lungenfunktion oder andere organische Störungen wie Herzmuskelentzündung, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen sowie Gefäßverschlüsse oder sogar daraus resultierende Embolien. (fgg)
Die mögliche Behandlung von kognitiven Einschränkungen bei Covid-Langzeitpatienten wird in Luxemburg jetzt im Rahmen eines weiteren Forschungsprojekts untersucht – und zwar an der Rehaklinik des CHNP („Centre hospitalier neuro-psychiatrique“). Wie die Klinik am Mittwoch mitteilt, wird eine App in eine neuropsychologische Therapie integriert und die Wirksamkeit im Rahmen einer Studie untersucht.
Eingesetzt wird dabei das Gedächtnis-Training-Programm „NeuroNation“, das in seiner ersten Form vor rund zehn Jahren von der Berliner Firma Synaptikon vorgestellt wurde und als kommerzielle App verfügbar ist.
Die aktuelle Version, die „NeuroNation MED“ heißt, wurde in Kooperation mit der Freien Universität Berlin, der Charité, dem Uniklinikum Jena und dem Uniklinikum Köln entwickelt und befindet sich derzeit in der Evaluationsphase. Jetzt nimmt die luxemburgische Rehaklinik an einer Studie zur Bewertung der Wirksamkeit des Programms teil.
Die App bietet, laut Hersteller, „ein personalisiertes Training, bestehend aus kognitiven Trainingssitzungen aus einem Set personalisierter Übungen, Gesundheitsinformationen und Entspannungsanleitungen“. Zudem gebe es eine Einzelauswahl aus 23 Übungen, unterteilt in vier übergeordnete kognitive Domänen.
Die Luxemburger bezeichnen „NeuroNation MED“ als „Gehirntrainings-App“ mit „spielerischen Übungen und Trainingseinheiten“. Nach einer einleitenden Runde erstelle die App automatisch ein individuelles Trainingsprogramm, das auf die Fähigkeiten des Nutzers abgestimmt sei. So wolle man Symptome „leichter kognitiver Störungen lindern, die unsere Patienten möglicherweise empfinden“, zitiert das CHNP den Koordinator eines Long-Covid-Projekts, Dr. phil. Charles Benoy.
Die App stelle ein „ergänzendes Instrument“ zu den Konsultationen in der Rehaklinik dar – das für die Patienten sehr nützlich sein könne, erklärt laut CHNP Yasmine Schroeder als Leiterin der neuropsychologischen Betreuung von Long-Covid-Patienten: Die Patienten könnten die Übungen zu der ihnen genehmen Zeit machen, ohne extra zur Therapie anreisen zu müssen.
Da es sich um eine Studie handelt, werden von allen Teilnehmern pseudonymisierte Fragebögen ausgefüllt, außerdem sollen sie Studientagebücher führen, die sie während der Studie selbstständig führen sollen – um dort alle Aktivitäten zu dokumentieren, die mit dem Ziel der Verbesserung der kognitiven Leistung durchgeführt werden.
Zudem teste man jeden Studienteilnehmer am Anfang und am Ende, um die Entwicklung seiner kognitiven Fähigkeiten zu beurteilen.
Diese Studie ist Teil des „CoVaLux-Projekts“, an dem praktisch alle namhaften Forschungseinrichtungen des Landes Covid-19, die Impfung und langfristige gesundheitliche Konsequenzen der Pandemie untersuchen.
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