Tag der Blockflöte / Spielzeug und Musikinstrument
Heute ist der internationale Tag der Blockflöte. Das Tageblatt hat sich dieses Instrument genauer angesehen.
Die Melodie des ersten Liedes der Menschheitsgeschichte ist für immer verloren. Was aber erhalten geblieben ist, sind die Instrumente, mit denen die ersten Melodien gespielt wurden – oder zumindest Bruchstücke davon.
Im Jahr 1995 wurde in einer 45.000 Jahre alten Schicht in einer slowenischen Höhle ein dreifach gelochter Knochen eines Höhlenbären gefunden, der als Fragment einer Flöte gedeutet werden kann. Das Besondere an dem Fund war, dass es sich um eine Grabungsstätte von einem Neandertaler-Lager handelte. Es besteht also die Möglichkeit, dass die ersten Musikinstrumente älter sind als der moderne Mensch.
Flöten aus Höhlenbärenknochen
Die nachweislich ältesten erhaltenen Musikinstrumente wurden aus Tierknochen – vor allem von Vögeln – und aus Mammutelfenbein hergestellt. Eines der ältesten bisher entdeckten Instrumente, eine Flöte aus dem Flügelknochen eines Singschwans aus einer Höhle bei Blaubeuren, wird auf ein Alter von mehr als 40.000 Jahren geschätzt.
Der Homo Sapiens hat also die Musik mitgebracht, als er von Afrika nach Europa auswanderte. Neben dem Faustkeil trug der Steinzeitmensch Flöten bei sich. Richtige Blockflöten waren es aber noch nicht. Funde von Instrumenten, auf denen zwei ganze Tonleitern mit Zwischentönen gespielt werden können, stammen frühestens aus dem späten Mittelalter. Die Musikinstrumenten-Sammlung der Universität Göttingen beherbergt ein Exemplar aus dieser Zeit.
Im 14. Jahrhundert landete eine Blockflöte aus Obstbaumholz in einer Latrine – etwas, das sich als Glücksfall herausstellen sollte. Das feuchte Milieu blieb nämlich erhalten, als die Kloake zugeschüttet wurde. So konnte das Musikinstrument die 700 Jahre bis zu seiner Entdeckung im Jahr 1987 überdauern. Neben der Flöte aus Dordrecht gilt die „Göttinger Flöte“ als die älteste Europas.
Zur Zeit der Renaissance erlebte die Blockflöte wie die anderen Musikinstrumente auch eine neue Blütezeit. Aus dem einfachen Instrument aus Knochen wurde ein richtiges Instrument, das in Sinfonieorchestern mitspielen kann. Neben der klassischen Sopranblockflöte entstand eine ganze Blockflötenfamilie. Das Sopranino ist eine Nummer kleiner und eine halbe Oktave höher, das Alto eine Nummer größer und klingt eine halbe Oktave tiefer. Noch tiefer sind Tenor und Bass. Ein bis heute bekannter Flötenbauer ist der im Jahr 1672 geborene Joannes Hyacinth Rottenburgh. Viele heutige Modelle orientieren sich am Klang und Aussehen von Modellen des historischen Brüsseler Meisters.
Rottenburgh-Flöte
Das, was heute als Blockflöte in Spielzeugläden verkauft wird, hat seinen Ursprung in der Barockzeit. In der handwerklichen Ausarbeitung mag es Unterschiede geben, aber das Prinzip ist das gleiche, die „barocke“ Griffweise bleibt bis heute erhalten. In den 1920ern entwickelte der Berliner Instrumentenbauer Peter Harlan eine alternative Griffweise, die für Anfänger besser geeignet sein soll. Sie unterscheidet sich nur geringfügig von der barocken Version, konnte sich aber nie ganz durchsetzen.
Die meisten der heutigen Blockflöten sind aus Ahornholz hergestellt. Teurere Modelle bestehen aus Birnbaum oder Buchsbaum. Luxusmodelle wurden aus Eisenhölzern, also Holzarten, die schwerer sind als Wasser, geschnitzt. Eine Sopranblockflöte aus Ebenholz für den professionellen Gebrauch kann über 1.000 Euro kosten. Standardmodelle aus Ahornholz von renommierten Herstellern wie Moeck oder dem Schweizer Unternehmen Küng sind ab 60 Euro erhältlich. Plastikmodelle können fast gleich klingen, sind aber deutlich billiger. Einsteigermodelle aus Plastik des japanischen Musikinstrumentenherstellers Yamaha werden für unter 10 Euro verkauft.
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