Medien / Spitzenkandidaten-Runde bei RTL: Sam Tanson stellt Luc Frieden in den Schatten
Die vier Spitzenkandidaten von DP, LSAP, „déi gréng“ und CSV haben bei RTL während anderthalb Stunden über die Probleme Luxemburgs diskutiert. Sam Tanson darf sich als große Gewinnerin sehen, während der große Herausforderer Luc Frieden eher blass blieb. Paulette Lenert navigierte zwischen den Fronten hindurch, während Xavier Bettel sich ganz staatsmännisch gab.
Es ist vielleicht die bezeichnende Szene des Abends: Während die Grünen-Spitzenkandidatin Sam Tanson beim Themenkomplex Wohnungsbau eine Studie des LISER zitiert und die Kritik vom CSV-Aspiranten Luc Frieden kurzerhand beiseite wischt, halten sich Noch-Premierminister Xavier Bettel (DP) und Regierungskollegin Paulette Lenert zurück. Erst als die Moderatorin den Redefluss der Grünen-Kandidatin unterbricht, ergreift Xavier Bettel die Möglichkeit, die Diskussion ganz staatsmännisch wieder in geordnete Bahnen zu lenken – während sich Paulette Lenert zurückhält und dann später mit einer Spitze gegen Luc Frieden wieder in die Diskussion einsteigt.
Xavier Bettel, Paulette Lenert, Sam Tanson oder Luc Frieden: Der nächste Premierminister Luxemburgs trägt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen der vier genannten Namen. In einer Diskussionsrunde bei RTL sind die Spitzenkandidaten der vier großen Parteien am Dienstagabend ein letztes Mal vor den Wahlen aufeinandergetroffen. Sam Tanson und Paulette Lenert konnten sich deutlich stärker hervorheben als ein eher zurückhaltender Xavier Bettel und ein blasser Luc Frieden.
Sam Tanson nahm gleich zu Beginn des Abends das Heft in die Hand und gab es nicht so schnell wieder ab. Ob im Logement, bei der administrativen Vereinfachung oder im Klimaschutz zeigte sich die Grünen-Spitzenkandidatin angriffslustig, ergriff mehrheitlich als Erste der Runde das Wort und zeigte sich sattelfest in ihren Dossiers. Die teilweise plumpen Angriffsversuche auf die Klimapolitik der Regierung entschärfte Tanson präzise, indem sie die Argumentationsstränge von Frieden (Umweltschutz im Bauperimeter) mit Bravour dekonstruierte.
Ranking der Tageblatt-Redakteure
1. Sam Tanson
2. Paulette Lenert
3. Xavier Bettel
4. Luc Frieden
Paulette Lenert hatte anscheinend einfach nur Spaß an der Debatte. Mehr als einmal platzierte die LSAP-Spitzenkandidatin noch einen Satz oder eine Anmerkung, begleitet von einem befreiten Gesichtsausdruck – als sei die LSAP-Kandidatin stolz und überrascht zugleich, dass Wahlkampf dann doch Spaß machen kann. Die Kandidatin, der nachgesagt wird, dass ihr die Spitzenkandidatur quasi von der Partei aufgezwungen wurde, scheint sich dieser Last in den vergangenen Tagen und Wochen entledigt zu haben. Anfangs etwas zurückhaltender, wurde Paulette Lenert mit fortschreitender Dauer der Debatte deutlich forscher und konnte besonders gen Schluss überzeugen.
Xavier Bettel war während der Debatte auf die Verteidigung der Regierungsbilanz bedacht. Ob Tripartite-Verhandlungen, Energie- und Inflationskrise oder Umweltschutz: „Ech wëll lo hei net ufänken ze picken, mee just drun erënneren, dass ech hei ganz isoléiert war“, merkte Xavier Bettel während der Debatte an. Und so hatte es auch eher den Anschein, als sei es der Regierungskapitän und nicht der DP-Spitzenkandidat Xavier Bettel, der an der Debatte teilnahm und versuchte, das Regierungsboot unbeschadet durch die Debatte zu lenken.
Luc Frieden, von der CSV als neuer Mann der Luxemburger Politik vermarktet, hatte keinen einfachen Stand in der TV-Debatte. Gleich mehrfach musste er sich von Sam Tanson den Schneid abkaufen lassen und brachte sich auch selten auf Eigeninitiative in die Debatte ein. Beim Logement und bei der Familienpolitik musste Luc Frieden sich geschlagen geben. Auch beim Thema Ungleichheiten waren es Paulette Lenert und Sam Tanson, die als erste auf die Ausführungen von Premierminister Bettel reagierten – und nicht etwa Frieden, dem sich zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Angriffsflächen geboten hatten.
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Aber so wie hier beschrieben war es 3 gegen einen.
Schöne Grüße aus Italien, wo ich von dem ganzen Spuck nur wenig mitbekomme, Gatt sei Dank
Een vun villen gelongenen Optretter vun der Madame Tanson an desem Walkampf. Daat muss een definitiv esou soen! Muss een just hoffen, dass dest och esou bei den Leit dobaussen ukennt.
D’Sam Tanson war effektiv gutt, wor ganz positiv iwwerrascht. Fir den Rescht geing ech awer keng Hitparade opstellen, esou kloer war dat net an et heiert een alles Meigleches als feedback. D’Dynamik vum Débat wor komesch mat 3 Regierungsparteien géint eng Oppositiounspartei, och wann Bettel an Lenert sech heiensdo gepickt hunn.
So eine schlechte Bewertung einer TV-Debatte habe ich noch nie gesehen. Frau Tanson habe sich sogut geschlagen und Frieden eben nicht, das kann man meines Ermessens gar nicht so sagen. Wenn man bedenkt wie hohl die Argumente Bettels war und wie aggressiv und zickig Lenert war, aber mit welcher Gelassenheit Frieden konterte. Ich habe da ein komplett anderes Bild der Geprächsrunde. Und auch beim Face à Face zwischen Bettel und Frieden hat man sofort gesehen, dass Frieden weit überlegen war. Zudem muss man fairerweise waren dass diese Debatte eher ein 3 vs 1 war, als ein 1 vs 1 vs 1 vs 1.
@FränzT/ Genau so sehe ich es auch!
Wie unterschiedlich doch die Wahrnehmung je nach Sympatie sein kann…. Ich glaube ich habe eine ganz andere Diskussionsrunde geschaut als die hier beschriebene…. Wer keine Inhalte und nichts zu sagen hat, muss eben lauter schreien um gehört zu werden…