/ Spitzfindigkeiten: Über Dieschbourgs Umgang mit der Affäre Traversini
Es hat schon Tradition, das kuriose Mikrofonballett auf Pressekonferenzen der Regierung. Erst wird vor einem Minister ein bunter Tonabnehmer-Blumenstrauß aufgebaut. Nach ein paar einleitenden Sätzen übergibt der Politiker das Wort an einen neben ihm hockenden Experten. Daraufhin werden sämtliche Mikrofone nach links gerückt, um auch diesen adäquat einzufangen. Danach ist ein Direktor dran, der auf der anderen Seite sitzt. Also werden alle Mikros und Ständer wieder nach rechts gehievt. Optional wird noch ein Zwischenstopp beim Regierungsrat am Tischende eingelegt.
Einige Minister scheuen sich nicht davor, persönlich an der Tontechnik Hand anzulegen und die Journalistenmikrofone mitzuschieben. Das soll zeigen, wie pragmatisch, volksnah und höflich das Regierungsmitglied ist. Und welcher Presseheini wird noch böse sein, nachdem ein echter Minister für ihn den Assistenten gespielt hat?
Zwei Fragen stellen sich trotz des Frohmuts, den das Ballett verbreitet: Wieso bringt RTL nicht einfach drei Mikrofone mehr mit? Und wie sehr ist die Kacke am Dampfen, wenn auf dem Podium gleich vier hochrangige Beamte sitzen?
Umweltministerin Carole Dieschbourg wurde am Montag von einem Regierungsrat, einem Direktor und einem „Chef d’arrondissement“ sekundiert. Bis auf die Ballett-Einlagen handhabte die Primaballerina die Veranstaltung relativ souverän. Denn die Vorwürfe, die im Raum standen, wogen ziemlich schwer: War die Genehmigung ihrer Behörde für Roberto Traversinis Gartenhausrenovierung legitim, obwohl das Gebäude in gleich mehreren Umweltzonen steht? Oder hat die grüne Ministerin dem Parteifreund einen Gefallen erwiesen?
Dieschbourg und ihre Experten erklärten: Alles ging den behördlich akkuraten Gang; die Entscheidung fiel nicht leicht; ob sie rechtens ist, soll ein Gericht entscheiden; und dass so eine juristische Klärung nötig ist, kommt alle nasenlang vor. Man sollte sich nach all der Skandallust, die die Affäre Traversini geweckt hat, eines bewusst machen: Es könnte einfach der Wahrheit entsprechen, was Dieschbourg da behauptet. Traversini hat als Bürger einen Antrag eingereicht. Und der muss nun mal von den Behörden bearbeitet werden. Sowohl Förster als auch die Beamten werden immer wieder mit Fragen konfrontiert, auf die Regelwerke keine klaren Antworten haben und bei denen sie interpretieren müssen. Ob eine Genehmigung letztendlich legitim ist, muss ein Gericht klären. So ist nun mal das Prozedere.
Nach den Informationen, die bis jetzt vorliegen, hat Dieschbourg keinen formalen Fehler gemacht. Sie hielt sich – wie immer – an die von ihren Beamten ausgesprochene Empfehlung, sagt sie. So weit, so souverän. Am Ende der Pressekonferenz leistete sich die Ministerin dann aber doch noch Patzer. Erstens: Die Diskussion darüber, welche Bestimmungen wie interpretiert werden sollen, als „Spitzfindigkeit“ abzutun, ist vor dem Hintergrund des politischen Erdbebens rund um Roberto Traversini allerhand. Bitte nicht vergessen: Die Deutungshoheit darüber, ob eine Nachfrage „spitzfindig“ ist oder nicht, hat in einer Demokratie noch immer die Presse.
Zweitens: Dieschbourgs seltsame Antwort auf die Frage, ob sie mit Traversini über den Antrag gesprochen habe: „Ich habe auf jeden Fall über das Dossier meines Wissens nicht mit Herrn Traversini geredet, zumindest nicht inhaltlich, ich kann mich nicht daran erinnern.“ Da der Antrag erst vor zwei Monaten gestellt wurde, sollten die Luxemburger sich ernsthaft sorgen um die Gedächtnisleistung ihrer Umweltministerin machen. Aber wir wollen ja nicht spitzfindig sein.
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„ich kann mich nicht daran erinnern.“ hat diese junge Ministerin etwa schon unter Alzheimer zu leiden oder was? Oder eine vorsichtshalber aufgebaute Antwort um vorzubeugen, gegebenenfalls, falls einer auftauchen sollte der das Gegenteil behauptet und so die Ministerin in Verlegenheit bringen würde! es könnte da jemand behaupten er habe gehört dass das ominöse „Gartenhäuschen“ doch erwähnt wurde in einen Gespräch, z.B am Telefon, insbesondere da die Genehmigung erst im Nachhinein erteilt wurde, auf Anfrage….
„Da der Antrag erst vor zwei Monaten gestellt wurde, sollten die Luxemburger sich ernsthaft sorgen um die Gedächtnisleistung ihrer Umweltministerin machen.“
Schon mal auf die Idee gekommen, dass sie vielleicht noch anderes zu tun hat, als sich um Gartenhäuschen zu bekümmern? Oder wissen Sie noch alles was vor 2 Monaten in ihrem Umfeld so besprochen wurde?
Hängt ab, wer fragt. Wenn es der Untersuchungsrichter ist, müssen Sie sich genau erinnern, was Sie am 27.3.1997 um 16.23 getan haben. So ungefähr.
War doch der Standardspruch eines gewissen Kohl, Helmut, Deutschkanzler.
Der ganze satz ist schon merkwürdig. „Ich habe auf jeden Fall über das Dossier meines Wissens nicht mit Herrn Traversini geredet,…“ Sie hat also nicht mit ihm darüber geredet. „…zumindest nicht inhaltlich,…“ Also hat sie doch mit ihm darüber gesprochen. „…ich kann mich nicht daran erinnern.“ Jetzt weiss sie nichtmehr ob, wann und worüber sie mit ihm geredet hat.
Dass Frau Dieschbourg sagt sie könne sich nicht daran errinnern bedeutet dass sie auf jeden Fall die Wahrheit sagt, bzw nicht lügt.
Hat es dieses Gespräch nicht gegeben, kann sie sich ja folglich auch nicht daran errinnern denn an etwas was es nicht gegeben hat, kann man sich nunmal nicht errinnern.
Hat es dieses Gespräch jedoch gegeben, so kann sie es ganz einfach vergesssen haben, denn es ist nur all zu menschlich etwas zu vergessen. Und wenn es dieses Gespräch gegeben hat und sie es im moment nur vergessen hat, dann braucht nur jemand sie drann zu errinnern und es fällt ihr dann vielleicht wieder ein.
Gelogen hat sie nicht denn das hätte sie nur wenn sie zB sagen würde dass es dieses Gespräch nie gegeben hätte und sich dann herausstellen würde dass dem nicht so ist.
Etwas zu vergessen ist also das beste was man in so einem Fall tun kann.
Dat hin an hiir matt de Mikroën war flott.
Mal ehrlich, was hätten sie sich denn als Antwort erwartet? Die wortwörtliche Wiedergabe eines kurzen Gesprächs von vor 2 Monaten? Anders als wortwörtlich darf es bei der aktuellen Lage nicht sein, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird um weitere vermeintliche Unzulänglichkeiten und Skandälchen vermelden zu können. Luxemburg hat gewiss grössere Probleme an deren Lösung eine Oppositionspartei sich profilieren kann.
Das Hin-und Herschieben der Mikrofone, dieses “ Mikrofonballett “ hat einen symbolischen Charakter. Niemand will so richtig mit der Sprache heraus und jeder sagt nur so viel wie er glaubt, dass von ihm verlangt wird. Ein Eiertanz vor den Mikrofonen! Die reinste Komik. Aber eine schlechte Inszenierung. Wer hat da wohl Regie geführt?