Editorial / Sportlern eine Vorbildfunktion zuzugestehen, zeugt von einer verzerrten Sicht auf den Sport
Joshua Kimmich gehört aktuell wohl zu den bekanntesten Fußballern in Deutschland. Über das vergangene Wochenende wurde der Bayern-Star noch etwas bekannter. Nachdem die Bild-Zeitung am Freitag berichtet hatte, dass sich Kimmich noch nicht gegen Corona habe impfen lassen, musste er diese Meldung am Samstag live im Fernsehen bestätigen. Dass gerade ein berühmter Fußballprofi sich nicht impfen lässt, scheint viele Menschen zu empören. Ein Vorwurf lautet, dass der deutsche Nationalspieler seiner Vorbildfunktion nicht gerecht wird.
Sportler haben eine soziale Verantwortung. Sie sind Personen des öffentlichen Lebens und im Falle von Bundesliga-Profis verdienen sie damit sehr viel Geld. Es gibt einige Gründe, weswegen man Kimmichs Verhalten für unverantwortlich hält. Der Fußballer begründet seinen bisherigen Impfverzicht mit fehlenden Langzeitstudien und möglichen Langzeitfolgen. Dabei haben Wissenschaftler bereits ausführlich erklärt, dass Nebenwirkungen bei Impfungen recht kurzfristig auftreten, auch wenn sie einen in ganz seltenen Fällen über eine längere Zeit begleiten. Eigentlich müsste Kimmich auf die Expertise der Ärzte des FC Bayern zurückgreifen können, die ihn über die Impfung aufklären.
Sein Impfverzicht ist aber noch aus einem anderen Grund problematisch. Kimmich gehört zu den Initiatoren der Spenden-Initiative „We kick Corona“. Die wurde zwar schon ins Leben gerufen, bevor es einen Impfstoff gab, finanziert jetzt allerdings unter anderem die Beschaffung des Vakzins. Außerdem ist in einigen Stadien nur geimpften und genesenen Zuschauern der Eintritt gestattet, was wiederum problematisch wird, wenn die Protagonisten auf dem Feld nicht geimpft sind.
Kimmich muss sich also durchaus vorwerfen lassen, dass er seiner sozialen Verantwortung mit dem Impfverzicht nicht nachkommt, auch wenn es – wie bei allen anderen Menschen – am Ende eine persönliche Entscheidung ist. Die Empörung, dass er damit seiner Vorbildfunktion nicht gerecht wird, ist allerdings zu hoch gegriffen und Teil einer verzerrten Wahrnehmung des Hochleistungssports.
Athleten zu so etwas wie Übermenschen hochzustilisieren, hat seit Jahren System und damit lässt sich viel Geld verdienen, sowohl für die Sportler wie für deren Umfeld. Allerdings werden die Protagonisten damit in eine Rolle gedrängt, die sie unmöglich ausfüllen können. Nicht einmal einer wie Kimmich, der eigentlich als Vorzeigeprofi gilt.
Leistungssportler können vielleicht als Vorbild angesehen werden, wenn es um harte Arbeit, Disziplin, Durchsetzungsvermögen, Teamgeist oder Ehrgeiz geht, und dann auch auf den Sport begrenzt. Wieso soll jemand, der gut mit einem Ball umgehen kann, als Vorbild in anderen Lebensbereichen geeignet sein? Niemand käme auf die Idee, einen Keith Richards als Vorbild für alle Lebenssituationen anzusehen, nur weil er gut Gitarre spielen kann. Eine etwas entzerrtere Sicht auf den Sport würde sowohl den Fans als auch den Athleten zugutekommen.
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Wenn die Politiker selbst das Cliché der Vorbildfunktion erfüllen können, sollte man es auch nicht vom Sportler,Schauspieler… verlangen.
si sellen en net spille loossen a basta: danger public. an eng schoul, klinik, büro, resto…. kennt en jo och net ran
Kaum eng Schoul färedg gemaacht an dann awer Viirbildfunktioun an enger Diskussioun iwwer en heich wessenschaftlecht Thema sinn…. Bon wann den Jong alt wees ewei eng Impfung funktioneiert wier ech frou, dei aller mannst vun eis kennen do wirklech iwwert d’Fir- an Nodeeler vun den eenzelnen Studienarten an der Medizin diskuteieren wann een nie domadder geschafft huet..
Et get keng Menschen déi een als Vierbilder kann huëlen an/oder déi als Vierbilder kënne bestoën, dat as en éiwegt Märchen. Mir mussen eis zefridde gin mat entweder gudde Menschen déi mer gär hun well se esou si wéi se sin, an dann huële mir se un mat all hiere Fehler an Naupen.
Déi aner sin déi manner gudd oder schlecht Menschen, do brauch een net lang driwer nozedenken, déi léisst ee lénks leien well se nie méi gudd gin a näischt daachen. Méi komplizéiert as et net. U jidderéngem deen ee fréier als Vierbild duergetässelt kruut, deen ee fir dat wat e sollt sin bewonnert an ugehimmelt huet, gouf et herno „Geheimnisser“ déi obgedeckt gouffen an een total enttäuscht hun. Also maache mer eis näischt vier, maache mer et wéi an der franséicher Kultur, siche mer eis déi Leit eraus mat deene mer frouh sin an dann huële mer déi Leit esou un wéi se sinn, mir sin einfach frouh dass et se get an dann dierfen se och mol hier Ecken a Kanten hun.
Wiën Sportler*innen als grousst Vierbild huet, as entweder naivt an onschëllegt Kand, oder huet Kontroll iwert säi Liëwe verluer.