Editorial / Sportpolitik ist Gesundheitspolitik
Wenn heute in der Chamber die Debatten um den Haushaltsentwurf 2020 beginnen, dann wird das Thema Sport wohl allerhöchstens am Rande erwähnt werden. Das liegt in der Natur der Sache, immerhin hat das Land größere Probleme. Wohnungsbau, Verkehr, Klimaschutz sind weitaus wichtiger. Dennoch hat der Sport immer noch nicht den Stellenwert in Luxemburg erreicht, den er eigentlich verdient. Das Budget des Sportministeriums für 2020 liegt bei rund 64 Millionen Euro und ist damit im Vergleich zu den Jahren zuvor – 2019 waren es 52 Millionen Euro und 2018 knapp 58 Millionen Euro – angestiegen. Grund genug für Finanzminister Pierre Gramegna, in seiner Vorstellung des Haushaltsentwurfs von einem Paradigmenwechsel zu sprechen. Sportminister Dan Kersch wählte seine Worte etwas bedächtiger. Er sprach von einem klaren Zeichen dafür, wie wichtig dieser Regierung der Sport sei.
Dass die Investitionen in den Sport steigen, ist unbestritten, dass er allerdings einen größeren Stellenwert haben soll, zeigt sich nicht unbedingt. 2020 machen die Ausgaben für den Sport mit 0,31 Prozent des Gesamthaushaltes einen doch sehr geringen Teil der Ausgaben aus. 2018 waren es immerhin schon einmal 0,39 Prozent. In dem Sinne kann mehr auch schon mal weniger sein. Von dem oft zitierten einen Prozent des Gesamthaushalts ist man also immer noch meilenweit entfernt. Der Sport hat immer noch keine große Lobby. Als das letzte Mal im Parlament eine breite Diskussion über Sport geführt wurde – das war am 28. Februar 2018 –, war die Chamber zu großen Teilen leer. Scheinbar weiß zwar jeder, wie dramatisch es um die Bewegungserziehung und um das Ehrenamt steht, doch wirklich Sorgen darüber machen sich die wenigsten Abgeordneten. Die Lobby des Sports in Luxemburg ist immer noch überschaubar.
Mit Mut gegen die verschlafenen Jahre
Der Sport besteht halt nicht nur aus dem F91 Düdelingen, einem Bob Bertemes oder einer Christine Majerus, neben denen man als Politiker medienwirksam posieren kann. Sportpolitik ist an erster Stelle Gesundheitspolitik. Solange das nicht verstanden wird, wird der von Gramegna zitierte Paradigmenwechsel auf sich warten lassen. Investitionen in den Breiten-, Gesundheits- und Schulsport können die Krankenkassen entlasten. Allerdings wird es Jahre dauern, bis man positive Effekte bemerken wird, was wohl auch der Grund ist, wieso die Politik in diesem Bereich so zaghaft vorgeht.
Dennoch macht die Entwicklung der Ausgaben Mut für die Zukunft. Die Regierung beschäftigt sich ausführlicher mit dem Sport als in den Legislaturperioden zuvor. Das Projekt der „Comptes satellites“, mit dem die Regierung messen will, was der Sport dem Land finanziell bringt, ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Soll das Budget weiter steigen, braucht es Argumente dafür. Die positiven Effekte des Sports lassen sich zwar nicht alle genau beziffern, dennoch würden der Diskussion um die Sportförderung ein paar konkrete Zahlen gut zu Gesicht stehen. Die Entwicklung der Sportpolitik zeigt in die richtige Richtung. Mit etwas mehr Mut wären die verschlafenen Jahre allerdings schneller aufzuholen.
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Nicht nur die Krankenkassen würden wir entlasten.Vor allem die Kinder selbst.Ihren natürlichen Bewegungsdrang unterdrücken wir ja von der Krippe an.Mit dem Auto bis in die Schulbank,Mac-Dönerdreck und TV-Sofa mit Chips etc. tun den Rest. Wenn der kleine Fettwanst dann erst bewegungsunfähig geworden ist schreien die Eltern nach Hilfe und die Pharmaindustrie freut sich,dass sie wieder einen treuen Kunden gefunden hat,lebenslang.
@Jacques Zeyen: kann Ihnen nur beipflichten. Genauso ist es und daran wird sich in absehbarer Zukunft wohl kaum was ändern. Ein trauriges Beispiel ist die Tatsache, dass es in Differdingen scheinbar unmöglich ist eine Anlage für Leichtathletik zu bauen. Statt die allzuwenig sportbegeisterten Jugendlichen zu motivieren und tatkräftig zu unterstützen werden sie so nur entmutigt. Es müsste doch für Differdingen, zusammen mit den angrenzenden Gemeinden, und mit staatlicher Hilfe möglich sein, eine 400m Laufpiste zu finanzieren. Wo ein Wille, da ein Weg!
„Der Sport besteht halt nicht nur aus dem F91 Düdelingen, einem Bob Bertemes oder einer Christine Majerus, neben denen man als Politiker medienwirksam posieren kann. Sportpolitik ist an erster Stelle Gesundheitspolitik. “
Wieso bekommt der Fussball denn dann über die Hälfte der Gelder?