Editorial / Sportvereine genießen keine Priorität
Über einen Monat ist es her, dass die Lokalwahlen stattfanden. Mittlerweile wurden fast alle Bürgermeister, Schöffen und Räte vereidigt und konnten zu ersten Taten schreiten. Mit Spannung verfolgen die Bürger, in welche Richtung sich ihre Gemeinde in den kommenden sechs Jahren tatsächlich orientieren wird. Auch die Sportvereine und ihre Mitglieder verbinden mit jedem politischen Wechsel neue Hoffnungen und Wünsche.
Dass Sport kein Wunschkonzert ist, dessen sind sich wohl die meisten Betroffenen bewusst. Zu lange wurde der Sport in Luxemburg stiefmütterlich behandelt. Zu oft wurde Infrastruktur von irgendwelchen realitätsfernen Architekten geplant und dadurch nicht den eigentlichen Bedürfnissen angepasst und zu oft wurden Entscheidungen nicht nachhaltig getroffen.
Sport hat noch immer keine Priorität, das zeigen rezente Beispiele aus drei Gemeinden:
In Düdelingen wurde zum Zeitpunkt des Europapokalspiels direkt neben dem Stadion ein Schulfest organisiert. Parkchaos war die Folge. Sport ist nicht wichtiger als die Schule, allerdings muss man kein Organisationsgenie sein, um zu wissen, dass an Mittwochen und Donnerstagen im Juli der F91 meistens im Europapokal vertreten ist.
In der Rodanger Sporthalle wird ab kommendem Oktober ein neuer Parkettboden verlegt – pünktlich zu Beginn der Hallensaison. Während drei Monaten können die Räumlichkeiten nicht genutzt werden. Schlechter hätte man nicht planen können.
Auch in Differdingen hat Sport nicht immer Priorität. 2018 bekam die Stadt das Label der „City of Sports“ verliehen. Das geschah auch, weil damals ein Leichtathletikstadion im Gesamtprojekt vorgesehen war. Die Koalition aus Schwarz und Grün fand jedoch immer wieder einen neuen Grund, diese Pläne nicht umzusetzen. Unter der neuen Koalition aus Rot und Schwarz scheint es jedoch wieder in eine andere Richtung zu gehen.
Es sind nur drei Beispiele. Drei Beispiele, die einem als nicht sportbegeistertem Menschen wie Lappalien vorkommen. Als Mitglied eines Vereins führen solche Fehlplanungen aber schnell zu einem „ras-le-bol“. Und das ist ganz besonders gefährlich bei den Problemen, die derzeit im „bénévolat“ herrschen.
Politiker haben es sich in den vergangenen Jahren zur Gewohnheit gemacht, dieses Wort inflationär zu benutzen. „Bénévolat ist wichtig. Bénévolat ist dies und das …“ Wäre es ihnen wirklich so wichtig, würden die Projekte, die Sport- und Freizeitvereine betreffen, mit etwas mehr Sorgfalt behandelt werden und nicht nur Bonbons verteilt werden.
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