Nationales Spracheninstitut / Sprach- und Kulturgrenzen überwinden
Der Herbst naht, und damit beginnt auch eine neue und aufregende Phase am „Institut national des langues Luxembourg“ (INLL). Für alle Sprachbegeisterten und jene, die es noch werden möchten, öffnet sich erneut eine Welt der Kommunikation und des Austauschs. Doch was macht das INLL zu einem so besonderen Ort in einem Land wie Luxemburg, das schon von Haus aus ein Schmelztiegel der Kulturen und Sprachen ist?
„Sprachen sind Kommunikation. Kommunikation bedeutet, auf den anderen zuzugehen, sich zu öffnen und die Welt aus seiner Perspektive zu betrachten“, erklärt Direktorin Maisy Gorza im Interview und bringt damit auf den Punkt, worum es am INLL wirklich geht.
Diese Offenheit spiegelt sich im gesamten Angebot des INLL wider. Neben dem klassischen Sprachunterricht für Luxemburgisch bietet das Institut Kurse in zehn Sprachen an, darunter Englisch, Französisch, Portugiesisch, Chinesisch und – neu in diesem Jahr – Russisch. Diese und weitere Neuerungen sind Teil der Mission des Instituts, die sprachliche und kulturelle Vielfalt des Landes widerzuspiegeln. Luxemburg mit seinen drei Amtssprachen und der hohen Zahl an Grenzgängern und Expats ist ein einzigartiger Ort, um Plurilinguismus zu erleben. Gorza betont, wie wichtig es ist, diese Besonderheit zu bewahren: „Wir lernen nicht nur Worte und grammatische Strukturen, sondern auch die Kultur der jeweiligen Sprache und die Menschen dahinter.“ Und genau das macht den Ansatz des INLL so besonders – Sprachen sind hier der Schlüssel zur Integration und zur beruflichen wie persönlichen Weiterentwicklung. „Das Hauptziel, warum Menschen Sprachen lernen, ist natürlich, sich in die Berufswelt zu integrieren oder den richtigen Platz darin zu finden“, erklärt Gorza, die selbst sieben Sprachen spricht. Diese Aussage untermauert sie mit einer Anekdote von einer ehemaligen Schülerin, die als Ärztin aus Griechenland nach Luxemburg kam, jedoch aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht in ihrem Beruf arbeiten konnte. Nach ihrem Sprachkurs am INLL machte sie eine steile Karriere und wurde später Chefärztin in der „Kannerklinik“. „Dies zeigt, wie wichtig Sprachen sind, um das Potenzial der Menschen voll auszuschöpfen“, sagt Gorza.
Neue Sprachen und Angebote
Eine der bedeutendsten Neuerungen im kommenden „Schuljahr“ ist die Einführung von Russisch als neue Unterrichtssprache. „Wir haben eine Lehrkraft mit russischen Wurzeln, die bereit war, diese Erfahrung zu testen“, erklärt Gorza. „In Zukunft werden noch weitere Sprachen hinzukommen, denn es ist eine unserer Missionen, unser Angebot ständig zu vergrößern.“ Die Lehrkräfte des INLL entwickeln fortlaufend neues Lehrmaterial, wie zum Beispiel das „Schwätzt Dir Lëtzebuergesch?“ (SDL). Letztes Jahr wurde außerdem ein Luxemburgisch-Podcast gestartet, der sehr gut bei den Hörern angekommen ist. Ein weiteres Projekt ist die App Lëtzebuergesch Léieren Online (LLO), die das Sprachenlernen digital unterstützt.
Partizipatives Lernen
Doch wie funktioniert das Lernen am INLL? Der Unterricht ist kommunikativ und praxisorientiert, die Methodik richtet sich nach den Prinzipien des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER). „Wir lehren direkt in der Zielsprache“, beschreibt Gorza die Vorgehensweise. Man beginnt mit einfachen Sätzen, Gesten und Bildern, um den Lernenden von Anfang an ein intuitives Gefühl für die Sprache zu geben.
Dabei bietet das INLL sowohl Standardformate als auch innovative Lernmethoden wie Blended Learning, bei dem Präsenz- und Online-Unterricht kombiniert werden. „Wir wissen, dass nicht jeder die gleiche Art zu lernen bevorzugt. Deshalb bieten wir unseren Lernenden flexible Möglichkeiten an, die ihrem Lebensstil entsprechen“, erläutert Gorza. Ob im Klassenzimmer, online oder eine Kombination aus beidem. Das Lernen am INLL ist jedoch nicht nur praxisnah und kommunikativ, es wird auch von einer gewissen Leichtigkeit getragen. „Fehler zu machen, ist kein Drama“, betont Gorza. „Das Wichtigste ist, dass man sich verständigen kann.“ Diese Haltung hilft den Lernenden, ihre Hemmungen abzubauen und sich frei auszudrücken, auch wenn sie die Sprache noch nicht perfekt beherrschen. Gorza erinnert daran, dass dies vor allem den Luxemburgern schwerfällt, die oft den Anspruch haben, Sprachen in Perfektion zu beherrschen. „Wir müssen lernen, einfach zu sprechen, auch wenn mal ein Wort aus einer anderen Sprache dazwischen rutscht.“ In den Kursen des INLL treffen Menschen aus der ganzen Welt aufeinander. „Unsere Klassen könnten nicht heterogener sein. Wir haben Menschen aus allen Nationalitäten, allen sozialen Schichten und mit den verschiedensten Hintergründen“, sagt Gorza. „Das Einzige, was sie verbindet, ist die Sprache, die sie lernen möchten.“
Ein besonders dynamisches Fach ist derzeit Luxemburgisch. „Wir haben aktuell über 70 Lehrkräfte im Luxemburgischen. Das ist unser größtes Departement und gleichzeitig das größte weltweit für Luxemburgisch“, berichtet Gorza stolz. „Unsere Lehrkräfte sind Spezialisten der luxemburgischen Sprache und bilden auch andere Lehrkräfte aus, um Luxemburgisch zu unterrichten.“
Denn neben dem Spracherwerb bietet das INLL auch Zertifizierungen an, die für berufliche oder akademische Zwecke erforderlich sind. Einer der gefragtesten Tests am INLL ist der luxemburgische Sprachtest, der für die Erlangung der luxemburgischen Staatsbürgerschaft benötigt wird – eine Herausforderung, auf die die INLL-Kurse gezielt vorbereiten. Für fortgeschrittene Sprachkenntnisse bietet das Institut das Diplom „Lëtzebuergesch als Friemsprooch“ an, das sich an Berufstätige richtet, die Luxemburgisch auf einem professionellen Niveau beherrschen müssen. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, plant das INLL, seinen Sprachtest an mehreren Standorten anzubieten, darunter in Belval und künftig auch in Ettelbrück. Neben Luxemburgisch können die Lernenden am INLL auch Zertifikate für andere Sprachen erwerben, die international gültig sind. „Viele unserer Lernenden brauchen diese Zertifikate, um Zugang zu Universitäten oder internationalen Arbeitsmärkten zu erhalten“, so Gorza weiter.
Zukunftsaussichten
Die Zukunft des Sprachenlernens sieht Gorza auch in der Integration neuer Technologien. „Künstliche Intelligenz spielt in der Bildung eine immer größere Rolle“, sagt sie. „Natürlich müssen wir unsere Lernenden darauf vorbereiten, diese Tools sinnvoll zu nutzen.“ Dabei vergleicht sie die KI mit einer Waschmaschine: „Man muss wissen, wie man sie richtig benutzt, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Aber am Ende des Tages geht es immer noch um die menschliche Intelligenz, die entscheidet, was mit dem Ergebnis gemacht wird.“
Anmeldung
Am 23. September beginnen die Sprachkurse am INLL. Die Anmeldung ist das ganze Jahr über möglich, dennoch lohnt es sich, schnell zu sein, da einige Kurse rasch ausgebucht sind. Infos und Anmeldung unter inll.lu.
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