LHCE-Theatergruppe / Staatsanwaltschaft räumt mit Gerüchten auf – im Lycée bleiben alle „bedrückt“ und „verunsichert“
Die Polizei ermittelt wegen Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens in der Theatergruppe Namasté im Lycée Hubert Clément – und die Gerüchteküche brodelt. Die Staatsanwaltschaft räumt auf Nachfrage des Tageblatt damit auf.
Die Nachricht hat sich in den vergangenen Tagen wie ein Lauffeuer verbreitet – sogar die Bild berichtete darüber. Die Polizei ermittelt wegen eines Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten in der Theatergruppe „Namasté“ im Lycée Hubert Clément (LHCE) in Esch – woraufhin verschiedene Mutmaßungen über den Grund der Ermittlungen aufgetaucht sind. Die Staatsanwaltschaft bringt auf Nachfrage des Tageblatt ein wenig Licht ins Dunkel.
„Fakt ist, dass die Staatsanwaltschaft und die Polizei nicht wegen einer Szene oder mehrerer Szenen in einer aufgeführten Theatervorführung ermitteln“, schreibt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Meldung habe mit strafbarem Verhalten sexueller Natur zu tun, das außerhalb einer Aufführung stattgefunden haben soll. Jetzt sei es wichtig, Fakten zu sammeln: „Es ist deshalb nicht angebracht, Vermutungen oder nicht verifizierte Gerüchte in Umlauf zu bringen.“
Denn die Ermittlungen haben die Gerüchteküche brodeln lassen. L’essentiel hat am Donnerstag darüber berichtet, dass möglicherweise gespielte Sexszenen die Ermittlung gegen die Theatergruppe ausgelöst hätten. Die Tageszeitung hatte sich mit Schülern vor dem Lyzeum unterhalten. Diesen Bericht griff am selben Tag die Bild auf – mit der Schlagzeile „Mehrere Lehrer in Luxemburg suspendiert: Schülerin deutete Blowjob auf Schulbühne an! Polizei ermittelt“.
16 Ermittler verhören mehrere Personen
Über den genauen Ermittlungsgegenstand blieb die Staatsanwaltschaft in ihrer Mitteilung am Mittwoch vage. Sie ließ lediglich verlauten, dass am Dienstag 16 Ermittler an unterschiedlichen Orten mehrere minderjährige sowie volljährige Personen vernommen haben, darunter Lehrer, Schüler und ehemalige Schüler. Der Grund: „Verdacht auf sexuelles Fehlverhalten im Rahmen der Aktivitäten einer Theatergruppe, die dem LHCE in Esch-sur-Alzette angegliedert ist.“
Kurz darauf folgte eine Pressemitteilung des Bildungsministeriums. Darin steht, dass Ende Oktober 2024 die Direktion des Lyzeums von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens erfahren und umgehend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat. Außerdem in der Mitteilung: Die betreuenden Lehrkräfte sind von ihrem Dienst freigestellt worden.
Diese Gerüchte haben innerhalb des LHCE für Verwirrung gesorgt. Eine Lehrkraft hinterfragt gegenüber dem Tageblatt die Vorgehensweise der Autoritäten. Es sei „verantwortungslos“, dass die Autoritäten gleich an die Presse getreten seien, ohne weiter aufklären zu können. Die Erklärung der Ermittler: Das sei besser, als wenn von der Polizei befragte Schüler und Lehrer nachher davon erzählt hätten. „Aber es ist doch etwas anderes, wenn jemand etwas erzählt, als wenn es eine offizielle Pressemitteilung gibt!“, sagt die Lehrkraft. Ausgangspunkt für die Ermittlungen soll ein Anruf von Eltern bei der Schulleitung gewesen sein. Daraufhin sah sich die Direktion verpflichtet, die Behörden einzuschalten.
Das hat das LHCE nicht verdient
Die Stimmung in der Schule ist „bedrückt“, alle sind „verunsichert“, sagt eine weitere Lehrkraft dem Tageblatt. Auch sie fragt sich, warum diese Informationen so an die Öffentlichkeit gebracht wurden. Das Einzige, was dies ausgelöst habe, seien Gerüchte – und das findet sie „ganz schlimm“.
„Das hat das LHCE nicht verdient“, sagt eine dritte Lehrkraft. Die zweite Lehrkraft weist darauf hin, dass die Theatergruppe Namasté einen hohen Stellenwert im Lyzeum hat. Die beiden Lehrer, die die Gruppe betreuen, seien „absolut respektierte Lehrer“. Die beiden, die jetzt von ihrer Arbeit freigestellt sind, hätten nichts von der Sache gewusst, bis sie von der Polizei aus dem laufenden Unterricht herausgeholt wurden, erzählt die erste Lehrkraft.
Auch der Direktor des LHCE, Jean Theis, unterstreicht den Stellenwert von Namasté: „Die Theatergruppe hat über 50 Jahre lang eine gute Arbeit geleistet und tolle Stücke auf die Bühne gebracht“, sagt er im Gespräch mit dem Tageblatt. Unter den Schülern aus der Gruppe herrschten Wut, Enttäuschung und Erstaunen – und sie würden hoffen, dass es irgendwann wieder weitergeht. Die Schule kümmere sich jetzt um die Schüler aus der Theatergruppe: „Ich habe ihnen die Unterstützung von unseren Psychologen angeboten, weil sie auch unter dieser ganzen Situation leiden.“
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