Gutachten / Stadt Düdelingen gibt ein vorsichtiges Ja zum griechischen Joghurt aus Luxemburg
Die Stadt Düdelingen hat vor kurzem ihr Gutachten zur geplanten Joghurtfabrik in der Industriezone Wolser eingereicht: Sie gibt grünes Licht, sofern einige Auflagen und Empfehlungen beachtet werden. Das Tageblatt hat mit Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) über die Kritikpunkte gesprochen und warum die Stadt dem Vorhaben vergleichsweise positiv gegenübersteht.
Tageblatt: Bettemburg und Düdelingen haben ähnliche Standpunkte bezüglich der Pläne zur Joghurtfabrik, wie aus den beiden „Avis“ herauszulesen ist. Die „Forge du Sud“ steht dem Vorhaben jedoch positiver gegenüber als die Nachbargemeinde. Warum ist das so?
Dan Biancalana: Um dies zu erklären, ist wichtig, zu wissen, wo Düdelingen herkommt. Als eine Antwort auf die ehemalige Stahlkrise hat die damalige Regierung dort diese nationalen Industriezonen ausgewiesen. Bei den dort angesiedelten Unternehmen konnten eine ganze Reihe von Menschen eine neue Arbeitsheimat finden, als die Schmelz geschlossen wurde. Dadurch hatte Düdelingen die Möglichkeit, in Sachen Wirtschaft die Kurve zu kriegen. Wir stehen dieser neuen Industrie grundsätzlich optimistisch gegenüber, doch nicht zu jedem Preis. Das haben wir auch so in unserem Gutachten formuliert.
In der Stellungnahme sind eine ganze Reihe von Kritikpunkten zu finden.
Wir unterstützen das Projekt – unter gewissen Bedingungen und unter Einhaltung gewisser Forderungen. In der Öffentlichkeit wird stets nur aufgegriffen, dass Düdelingen eher positiv eingestellt ist. Doch wer sich unser „Avis“ durchliest, sieht, dass wir bei einer Reihe von Punkten sehr kritisch sind. Dabei gehen wir teilweise noch weiter als unsere Nachbargemeinde.
Manche Fragen sind bisher nicht zu unserer Zufriedenheit beantwortet worden. Doch wir wollen konstruktiv an die Sache herangehen. Beim Ausformulieren des Gutachtens haben wir auch die Beanstandungen der Bürger mit einfließen lassen, die im Rahmen der Prozedur eingegangen sind.
Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Neben den generellen Feststellungen zum hohen Wasserverbrauch oder zum Abwasser ist der Verkehr ein wichtiges Anliegen. Die N31 ist bereits gesättigt. Deswegen bedarf es einer aktuellen regionalen Verkehrsstudie. Darüber haben wir bereits vor zwei Jahren im Gemeinderat gesprochen und bis heute keine Antwort bekommen.
Das erhöhte Verkehrsaufkommen hat auch Auswirkungen auf die Luftqualität. Zur möglichen Lärmbelastung und Lichtverschmutzung fehlen uns bisher ausreichende Informationen.
Ein weiterer Punkt ist der Logistikhub CFL Multimodal. Das staatliche Projekt befindet sich in direkter Nähe. Es ist noch gar nicht angesprochen worden, inwiefern auf das Logistikzentrum zurückgegriffen werden soll und mit welchen Mitteln eine Zusammenarbeit möglich ist.
Wie viel Gewicht haben diese Stellungnahmen der Gemeinden hinsichtlich der Entscheidung der Regierung?
Ich glaube schon, dass sie viel Gewicht haben. Bei Diskussionen mit staatlichen Instanzen bezüglich anderer Unternehmen ist auf eine ganze Reihe anderer Beschwerden eingegangen worden. Ich hoffe, dass sie hier dieselbe Herangehensweise haben. Wie ich auch hoffe, dass zu den einzelnen Kritikpunkten Verbesserungsvorschläge kommen und nach Alternativen gesucht wird.
Wie stehen Sie dazu, dass das Unternehmen das Land für die zukünftige Fabrik gekauft hat? Meistens wird das Land von der Regierung nur zur Verfügung gestellt.
Es gibt ein paar Beispiele, bei denen ein Unternehmen das Land erwerben konnten. Doch es ist eher Praxis, dieses nur zur Verfügung zu stellen. Aber es ist gut, dass der Staat das Vorkaufsrecht behält. Somit hat er eine Versicherung dafür, dass er das Areal wiedererhalten kann. Der Rechnungshof prüft dies gerade und er wird dann seine Schlussfolgerungen präsentieren.
Positives Gutachten der Stadt Düdelingen, unter Auflagen
In ihrer Stellungnahme im Rahmen der Kommodo-Inkommodo-Prozedur gehen die Stadtverantwortlichen zum einen auf bereits bekannte Kritikpunkte ein, wie den hohen Wasserverbrauch, der dem einer 18.000-Einwohner-Stadt gleichkommt, oder das zu viele Abwasser, das in die Alzette geleitet wird.
Zum anderen fordert die Stadt zusätzliche Informationen zur Veränderung des Landschaftsbildes, die die Errichtung der Fabrik nach sich ziehen wird. Denn einige Teile der Molkerei würden eine Höhe von 30 Metern erreichen und so seien weitere Analysen sinnvoll.
Planungen sagen voraus, dass durch die Fabrik täglich bis zu 80 Lastwagen und 300 leichte Fahrzeuge die Industriezone zwischen Bettemburg und Düdelingen anfahren werden. Die Stadt Düdelingen fordert hier eine Erneuerung der regionalen Verkehrsstudie. Außerdem bedauern die Stadtverantwortlichen, dass bisher keine Machbarkeitsstudie durchgeführt wurde, ob Transport und Lieferungen über das bestehende Schienennetz, genauer über den nahegelegenen CFL-Multimodal-Knoten, möglich seien. In dem Dokument fordert die Stadt erneut die Errichtung einer permanenten Messstation, um die Luftqualität ermitteln zu können. Und auch, um die Auswirkungen des zusätzlichen Verkehrs auf die Luft nachverfolgen zu können.
Nachhaltigere Lösungen suchen
In Sachen Wasserverbrauch soll nach Alternativmöglichkeiten gesucht werden. Vorausgesagt wird, dass das Unternehmen täglich so viel Wasser benötigen könnte wie eine Kleinstadt mit 18.000 Einwohnern. Wie es in dem Dokument heißt, könnte die Wiederverwendung von Regenwasser in einigen Bereichen eine weitere Option zum Frischwasser darstellen. Bei den Abwässern, die in die Alzette geleitet werden, sollen nur die bestmöglichen Techniken angewendet werden, um die Qualität des Fließgewässers nicht noch weiter zu gefährden.
Zudem bedauern die Stadtverantwortlichen, dass bisher keine näheren Details zu möglichen Lärmemissionen (durch Fahrzeuge und Maschinen) und Lichtverschmutzung (durch die Beleuchtung des Firmengeländes) bekannt gegeben wurden.
Auch die täglichen Stresstests zur Qualitätskontrolle, die zu erheblicher Lebensmittelverschwendung führen, stünden im Widerspruch zu einer nachhaltigen Entwicklung und Kreislaufwirtschaft, wie es im Gutachten heißt. Hier fordern die Düdelinger Gemeindeverantwortlichen ebenfalls eine Suche nach alternativen Lösungsvorschlägen.
„Wiederverwendung von Regenwasser“. Ist doch lachhaft sowas. 2 Monate lang Monsun über Luxemburg?