/ Stadthonig aus dem Minett: Steve Faltz hält 50.000 Bienen auf seinem Balkon in Esch
Steve Faltz ist Ingenieur bei der Escher Gemeinde. Mit Natur- und Umweltschutz hat er eigentlich nicht viel am Hut. Doch als Bienensterben immer häufiger in den Medien und in seinem Umfeld thematisiert wird, gibt ihm das zu denken. Dass schon sein Großonkel Stadtbienen hatte, verbindet ihn mit den schwarz-gelb gestreiften Insekten.
Als Faltz seinen Imker-Freund Max besucht, fällt ihm auf, wie diskret die vielen Bienen eigentlich sind. Denn Max kümmert sich um 40 Bienenstöcke, das sind anderthalb Millionen Bienen auf engem Raum. Bis auf das Brummen deutet jedoch nichts darauf hin. Faltz ist fasziniert, ihm und seiner Frau gefällt die Idee, nichts weiter – vorerst.
Nur ein paar Monate später, im Februar 2019, stattet Max Steve Faltz in Esch einen Besuch ab. „Er hatte einen Bienenstock unterm Arm“, so Faltz. Max, Imker in dritter Generation, nimmt den Escher unter seine Fittiche. Mit Schutzbekleidung arbeitet sein „Lehrer“ nicht. Faltz kauft sich trotzdem welche – zur Sicherheit. „Vor allem am Anfang habe ich die gebraucht“, sagt er. „Inzwischen liegen sie aber auch bei mir die meiste Zeit ungenutzt im Schrank rum.“
Aufpassen beim Ausschwärmen
Die Bienen, die Faltz geschenkt wurden, wurden von dessen Freund selbst gezüchtet. Es sind besonders ruhige Tiere, die nur in Ausnahmesituationen aggressiv werden. Bei Faltz auf dem Balkon fühlen sie sich sofort wohl: „Nur eine Stunde nach ihrem Einzug haben sie schon angefangen zu arbeiten“, freut sich der frischgebackene Imker, „sie sind sofort mit Pollen in den Stock geflogen.“
Honig wollte Faltz damals eigentlich keinen produzieren. Zu Beginn hatte er eher etwas wie eine Art wilde Bienen im Sinn, die einfach nur in ihrem Stock im Garten stehen und sich selbst überlassen sind. Das Problem: Sie schwärmen aus und bauen neue Nester in der Umgebung – etwas, das den Nachbarn womöglich nicht gefallen hätte, so der 46-Jährige.
Aber auch bei seinen zahmen Bienen muss Faltz aufpassen, dass sie nicht ausschwärmen. Sein Stock bringt immer wieder neue Königinnen hervor, denen die anderen dann schnellstmöglich einen eigenen Stock bauen wollen. Ein häufiges Problem bei Hobby-Imkern in der Stadt: Wenn sie nicht aufpassen, gibt es plötzlich überall wilde Bienennester in der Nachbarschaft.
Bienenkönigin wird drei bis fünf Jahre alt
„Das unterbinde ich, indem ich die aufkommenden Königinnen herausnehme“, so Faltz. Dass ein Bienenstock überbevölkert ist, passiert in der Regel nie. Die Königin hält den Bestand immer auf dem gleichen Level und legt nur dann Eier, wenn neue Bienen benötigt werden. Während sie zwischen drei und fünf Jahre alt wird, wird eine gewöhnliche Arbeiterbiene nur 30 Tage alt.
Die Nachbarn haben sehr positiv auf das neue Hobby von Steve Faltz reagiert. Passanten bleiben auf der Straße stehen, um zu sehen, was auf dem Balkon so vor sich geht. Insgesamt war die Resonanz sehr gut und die 50 ersten Honiggläser der Escher Bienen waren im Nu verteilt. Dass er nun doch Honig hat, macht ihn stolz. „Es ist schon etwas Besonderes“, sagt er. Im nächsten Frühling will er sich noch einen zweiten Bienenstock anschaffen – für den Fall, dass im Winter einer eingeht, und um der Nachfrage gerecht zu werden.
Der Hund macht mehr Arbeit
In der Regel kann der Honig der Escher Stadtbienen zweimal im Jahr geerntet werden. In diesem Jahr hat es aber erst für eine Ernte gereicht. „Der Stock war Ende Mai noch nicht groß genug“, sagt Faltz. Aus 3.000 Bienen sind innerhalb von fünf Monaten aber 50.000 geworden. Im Juli konnte der Hobbyimker zum ersten Mal Honig schleudern. Im nächsten Jahr rechnet er mit 200 Gläsern.
Steve Faltz‘ Stadthonig ist besonders, denn seine Bienen können von seinem Garten im Escher Zentrum geradeaus in den Park fliegen. Sie nutzen viele verschiedene Blumen, die nicht mit Pestiziden behandelt wurden. Im Gegensatz zu Landhonig enthält sein Stadthonig zudem kaum Raps, durch den der Honig weiß und fest wird.
Das Imkern ist für Faltz inzwischen zu einem richtigen Hobby geworden. Arbeit ist es eigentlich nur im Frühling, wenn er aufpassen muss, dass keine Königinnen ausschwärmen – und im Sommer beim Schleudern. „Der Hund bereitet mir viel mehr Arbeit“, meint er mit einem Lachen.
Ein Logo als Geburtstagsgeschenk
Das Logo auf den „HunnESCH“-Gläsern hat Stieftochter Lola, gelernte Architektin, für Steve Faltz zu dessen Geburtstag entworfen. Sie ist die direkte Nachbarin der Bienen, denn ihr Zimmer befindet sich neben dem Balkon. Sie versteht sich super mit den Insekten. „Seit sie hier auf dem Balkon stehen, haben wir viel weniger andere Kriechtiere“, sagt sie. Aggressiv seien die Tiere überhaupt nicht.
Seinen Bienenstock musste Faltz beim Landwirtschaftsministerium anmelden. „Die Frau dort meinte, sie habe inzwischen mehr Anmeldungen für Bienenstöcke als für Kuhställe“, erzählt er. Und tatsächlich kamen noch andere auf die Idee, Escher Stadthonig zuzubereiten. Die Escher Jugendherberge hatte nur eine Stunde nach Steve Faltz auf Facebook ihren Honig angekündigt – mit gleichem Namen: „HunnESCH“. Aber Faltz stört das nicht: „Esch ist groß genug für zwei ‚HunnESCH’“, sagt er entspannt.
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sehr verehrte Frau Hansen :
Bienen sind braun gelb, wären sie schwarz gelb dann hätten sie Wespen, als Reporterin sollten se schon den Unterschied kennen.
Sorry ich war von ihrer Aussage so irritiert :
Bienen sind natürlich braun schwarz und nicht gelb
Hat der Mann denn eine Genehmigung bekommen?
10 Meter vom Nachbarn, Einflugschneisen, Lattenzaun etc sind nicht so einfach einzuhalten.
Ich hab jedenfalls keine bekommen.