Escher gegen die Krise / Start-up „GoldenMe“ lässt die Telefon-Freundschaft wieder aufleben
Seit zwei Jahren führen die beiden Studenten Mara Kroth und Johannes Heuschkel das Start-up „GoldenMe“. Eine Community, die älteren Menschen den Übergang vom Arbeitsalltag in den Ruhestand erleichtern soll und gegen Vereinsamung und Isolation im Alter vorgehen will. Dieser Dienst wird in der Krisensituation mehr denn je gebraucht – denn noch nie waren ältere Menschen isolierter als jetzt, während des Lockdowns.
In einer ersten Phase hatten die Studenten Mara Kroth und Johannes Heuschkel zusammen mit dem Escher „Bureau d’information pour besoins spécifiques et seniors“ nach Freiwilligen gesucht, die älteren Menschen beim Einkaufen, beim Herausbringen von Müll und bei anderen Alltagsaufgaben helfen wollen.
Nachdem die meisten inzwischen in einen neuen Alltag gefunden haben und Einkaufsprobleme weitestgehend gelöst sind, bleibt jedoch die kollektive mentale Belastung. Besonders ältere Menschen leiden darunter, zu Hause bleiben zu müssen und niemanden mehr sehen zu dürfen. Gegen diese Isolation wollten Mara Kroth und Johannes Heuschkel vorgehen, ohne jedoch die Gesundheit ihrer Zielgruppe zu gefährden – und riefen prompt ein intergenerationelles Telefon-Freundschafts-Projekt ins Leben: „GoldenPoteren“.
„Die Anrufe bei Seelsorgediensten haben sich vervielfacht und von öffentlichen Stellen wissen wir, dass vor allem ältere Menschen im Schnitt länger am Telefon bleiben als nötig“, schreiben Mara und Johannes in ihrem „GoldenMe“-Newsletter.
Bedürfnis nach Austausch
Den Menschen fehle der soziale Austausch, der Plausch beim Einkauf, die unverhoffte Begegnung in der Innenstadt, das Treffen von Freunden. Andere seien von dem Gefühl der Machtlosigkeit geplagt, weil sie sich dazu gezwungen sehen, zu Hause zu bleiben. Sie müssen die Füße stillhalten, obwohl sie eigentlich gerne aktiv werden und anderen helfen würden.
Mit der intergenerationellen Telefon-Freundschaft wollen die Studenten genau diese beiden Parteien – also diejenigen, die sich allein fühlen, und die, die helfen wollen – zusammenbringen. Interessenten müssen lediglich ein Formular ausfüllen, woraufhin „GoldenMe“ dann zwei Personen „matcht“, die gut zusammenpassen könnten. In der zweiten Aprilwoche haben Mara und Johannes in Esch Flyer verteilt, anhand derer sie ihre Idee präsentieren.
Gemeldet haben sich bisher insgesamt 18 Personen, davon wollen 16 helfen und nur zwei fühlen sich eigenen Angaben zufolge allein und verspüren das Bedürfnis nach einem regelmäßigen Plausch. „Es ist sehr schwer, die Personen zu erreichen, die Hilfe brauchen“, sagt Mara Kroth im Videochat mit dem Tageblatt. Sie glaubt, dass die Menschen inzwischen nicht mehr so empfänglich für derartige Projekte sind wie noch zu Beginn der Krise.
Perfekter „Match“
Rolande Weydert war sofort begeistert, als sie vom Konzept „GoldenPoteren“ im Newsletter des Start-ups gelesen hat. Die Rentnerin steht schon länger in engem Kontakt zu den beiden Studenten. Von „GoldenMe“ hat sie durch das Tageblatt erfahren, das am 5. Dezember 2019 ein Interview mit den Studenten veröffentlicht hat. „Ich habe mich zwei Jahre lang auf meinen Ruhestand vorbereitet“, sagt Rolande Weydert. Auch am „Iris“-Programm des Roten Kreuzes gegen Vereinsamung hatte sie bereits teilgenommen. Die Mission von Mara und Johannes spricht sie sofort an. Als Rolande Weyder sich als Gasthörerin an der Uni anmeldet, lernt sie die beiden kennen – und beschließt, sie zu unterstützen.
Weydert hat sich auf Anhieb für „GoldenPoteren“ angemeldet – und nach nur einer Woche ein „Match“ zugeteilt bekommen. „Wir passen super zusammen“, schwärmt Weydert von ihrer Telefonfreundin Simone. Die beiden telefonieren seitdem regelmäßig und schicken sich WhatsApp-Nachrichten. Wenn die Krise vorbei ist, planen sie gemeinsame Spaziergänge auf dem Escher „Gaalgebierg“.
Infos
Das Formular zur Anmeldung bei „GoldenPoteren“ finden Sie auf der Internetseite www.goldenme.me unter „Blog“. Dort können Sie auch den Newsletter des Start-ups abonnieren.
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